Wir haben mittlerweile Mitte Oktober, also sozusagen Mitte April, und das Wetter ist immer noch ziemlich frisch und regnerisch. Es ist auf unserer Reise nicht das erste Mal, dass wir gesagt bekommen: "Das ist wirklich ein außergewöhnliches Wetter. Eigentlich müsste es bereits viel trockener und wärmer sein".
Als wir Perth nach Süden verlassen, ist es auf jeden Fall alles andere als warm und sieht auch schwer nach Regen aus. Wir kommen nur ein paar Kilometer bis Rockingham, dann sieht der Himmel so furchtbar aus, dass wir beschließen schleunigst Bier zu kaufen und einen Zeltplatz zu suchen.
Wir halten daher bei einem Aldi. Ja - Aldis gibt es auch in Australien, nur dass sie deutlich schicker aussehen, als bei uns. Außerdem ist es so ziemlich die günstigste Möglichkeit um Bier zu kaufen, ohne beim Anblick der Preise augenblicklich in Tränen auszubrechen. Im Eingangsbereich treffen wir einen netten Herren, welcher sich etwas mit uns unterhält. Eine Dame gesellt sich schließlich auch dazu. Sie hat unsere Nummernschilder gesehen und spricht deutsch. Während unserer Unterhaltung bricht draußen die Hölle los. "In welchem Hotel seid ihr denn hier untergekommen?" - "Wir haben kein Hotel, sondern suchen uns einen Zeltplatz" - "Bei diesem Wetter? Wir haben zwar nicht viel Platz, aber ihr könntet mit zu uns nach Hause kommen". Ein kurzer Blick nach draußen, lässt uns nicht lange zögern und wir nehmen die Einladung gerne an.
Die beiden heißen Astrid und Armin und kamen ursprünglich auch aus Deutschland. Sie haben vor ca. 20 Jahren eine Weltreise gemacht und sind anschließend nach Australien gezogen. Astrid macht uns wunderbare Pizza zum Abendessen und wir schauen gemeinsam ihre Weltreise Fotos vor 20 Jahren an. Sie hatten eine ähnliche Route genommen und es ist interessant zu sehen, wie sich die Orte in den letzten 20 Jahren verändert haben. Es stürmt die ganze Nacht wie verrückt. Wir hatten wirklich verdammt großes Glück, dass sie uns mit nach Hause genommen haben. Ansonsten wäre das eine furchtbare Nacht geworden.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter beruhigt und es scheint wieder die Sonne. Wir fahren über Bunbury und Eagle Bay nach Margret River. Im Südwesten Australiens ändert sich dann die Landschaft schlagartig. Manche Gegenden sehen aus wie im Allgäu. Hier gibt es hügelige, grüne Wiesen mit grasenden Kühen und große Wälder. Nach vielen Wochen im trockenen Outback ist das eine willkommene Abwechslung für uns. Es ist leider nicht verwunderlich, dass diese Gegend auch dementsprechend dicht besiedelt ist.
Der nächste Tag führt uns zu einem ganz besonderen Ort, welchen wir als Geheimtipp erzählt bekommen haben. In Hamelin Bay kann man Stachelrochen am Strand ganz nah erleben. Wir haben Glück und ein paar andere Leute haben Fischfutter dabei. Es tummeln sich wirklich sehr viele Rochen im seichten Wasser. Sie werden von den Wellen fast an Land gespült und man muss aufpassen, dass man nicht rückwärts aus Versehen auf einen der Kollegen drauftritt. Die Stachelrochen scheinen an Menschen gewöhnt zu sein. Etwas mulmig ist einem aber schon. Immerhin ist der australische Dokumentarfilmer Steve Irwin 2006 tragischerweise von einem dieser Tierchen getötet worden. Nichtsdestotrotz ist das ein ziemlich cooles Erlebnis, welches man nicht alle Tage sehen kann.
Anschließend fahren wir wieder etwas ins Landesinnere nach Pemberton. In dieser Gegend gibt es gigantische Eukalyptusbäume, auch Karribäume genannt. An manchen Stämmen sind Metallstäbe eingeschlagen worden, mit denen man eine Plattform im Wipfel erklimmen kann. Diese Aussichtspunkte wurden früher zur Feuerbeobachtung benutzt. Einer der größten Bäume bei Pemberton ist der Dave Evans Bicentennial Tree.
Obwohl man sich an den Metallstäben gut festhalten kann, wird es auf über 70m ganz schön luftig. Stellt man sich ganz blöd an, besteht auch durchaus die Möglichkeit durch die Stäbe hindurchzufallen. Der Aublick von der Platform ist auch wirklich beeindruckend. Nachdem wir diesen Baum bestiegen haben, fahren wir noch zum ebenso beeindruckenden Gloucester Tree. Die Wälder bei Pemberton sind wirklich atemberaubend und es macht viel Spaß mit dem Motorrad die kleinen Dreckstraßen zu erkunden.
Das Wetter wird am nächsten Tag leider wieder regnerischer. In Walpole besuchen wir das "Valley of the Giants", aber es fängt leider ständig an zu regnen. Bei Denmark wird es für einen Tag wieder schöner und wir haben Glück, dass wir die tollen Buchten in dieser Gegend mit etwas Sonne besuchen können. Trotzdem ist nicht einmal daran zu denken sich in die Fluten zu stürzen. Das Wasser dort kommt direkt aus der Antarktis und die Außentemperatur lädt auch nicht gerade zum Schwimmen ein.
Kurz vor Albany finden wir einen erstklassigen kostenlosen Campingplatz und beschließen dort ein paar Tage zu bleiben. Wir wollen als nächstes den Stirling Range Nationalpark besuchen. Diese Gegend ist bergig und es macht keinen Sinn diesen Park bei schlechtem Wetter zu besuchen. Daher decken wir uns für ein paar Tage mit Bier ein und warten bis das Wetter wieder besser wird. In kurzen Schönwetterphasen erkunden wir die Küste bei Albany. Diese wird hauptsächlich von gigantischen Granitfelsen geformt, welche über tausende von Jahren durch Wind und Salzwasser geformt wurden.
Fünf Tage später ist die Wettervorhersage wieder besser. Wir fahren zuerst zum Porongurup Nationalpark und unternehmen dort eine kleine Wanderung zu einer Aussichtsplattform auf einem Granitfelsen, dem Castle Rock Granit Skywalk. Leider ist es auf dem Felsen ziemlich windig und man will sich dort nicht lange aufhalten. Die Wanderung selbst ist in Ordnung, aber das Spannendste war, dass das Kind vor lauter Dumdidum fast auf eine Yellow Belly Brownsnake getreten wäre. Danach hätte ich vermutlich meine Reise alleine fortsetzen können.
Am nächsten Tag scheint die Sonne und wir wollen auf dem Stirling Range Drive einmal von Westen nach Osten durch den Stirling Range Nationalpark fahren. Die kleine Dreckstaße ist genial und führt uns, nach so vielen Wochen, endlich wieder einmal durch eine gebirgige Gegend. Es gibt hier kaum Touristen, was uns doch ziemlich wundert. Dieser Teil von Australien ist wirklich einer der Schönsten des ganzen Kontinents. Es sieht fast aus wie in Afrika und man wäre kaum verwundert, wenn plötzlich Elefanten und Giraffen über die Straße hoppeln würden.
Im Osten erreichen wir dann wieder Asphalt und biegen kurz darauf ein zum Bluff Knoll. Dieser Berg ist zwar nur knapp über tausend Meter hoch, die 6km lange Wanderung zum Gipfel ist allerdings ziemlich steil und strengt doch ein wenig an. Kurz vorm Gipfel habe ich dann auch schon wieder Lord Gummifuß im Schlepptau.
Doch die Anstrengung hat sich gelohnt. Wir haben den Gipfel komplett für uns alleine. Der gemeine Wind dort oben, lässt sogar ein bisschen nach und wir können etwas länger den Ausblick genießen ohne zu erfrieren.
Am nächsten Tag fahren wir dann über 400 Kilometer bei schrecklichem Wind bis nach Esperance. Auch die Strände in Esperance sind im ganzen Land für ihre Schönheit bekannt. Wir fahren einen kleinen Tourist Drive an der Küste entlang und halten an diversen traumhaften Aussichtspunkten. Blickt man von hier aus aufs Meer, schaut man direkt Richtung Antarktis. Wie die Wassertemperatur dort ist, brauche ich daher wohl nicht mehr zu erwähnen.
Als wir an einem der vielen Lookouts wieder zu unseren Mopeds zurückkehren, stehen plötzlich Trevor und Nina vor uns. "Ihr solltet nicht eure Sachen an den Mopeds zurücklassen. Die können schneller weg sein, als man schauen kann!" - "Aber wir waren doch nur ein paar Meter weiter am Aussichtspunkt?" - "Das ist egal, ihr solltet in Australien wirklich besser aufpassen". Wir unterhalten uns eine Weile und sie laden uns letztendlich nach Kalgoorlie ein. Eigentlich wollten wir über die Nullarbor Plains an der Küste entlang weiter nach Osten fahren. Kalgoorlie liegt aber nördlich von Esperance und wir sind uns noch nicht sicher, ob wir diesen Umweg in Kauf nehmen wollen. Wir einigen uns darauf, dass wir uns telefonisch melden werden, sobald wir uns entschieden haben.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, folgen wir der Küste nach Osten zum Cape Le Grand Nationalpark. Hier ist die berühmte Lucky Bay - ein kilometerlanger Traumstrand mit weißem Sand. Zu unserer Verwunderung darf man hier, obwohl es sich um einen Nationalpark handelt, mit den Fahrzeugen auf dem Strand herum fahren.
Trevor und Nina kamen uns sehr sympatisch vor und wir beschließen sie in Kalgoorlie zu besuchen. Bevor wir uns am nächsten Tag auf den Weg dorthin machen, springen wir an einem Campingplatz noch kurz unter die Dusche und fahren dann, obwohl wir auf der halben Strecke übernachten wollten, doch in einem Stück bis nach Kalgoorlie. Bis wir schließlich ankommen ist es auch schon dunkel geworden.
Kalgoorlie ist eine echte australische Minenstadt. Die meisten Leute, die hier leben, sind Minenarbeiter. Außer zu arbeiten gibt es hier auch nicht viel zu tun. Die Landschaft ist langweilige Wüste und würde man hier nicht abartige Gehälter bekommen, gäbe es hier vermutlich auch keine Stadt. Das Zentrum sieht ein bisschen aus wie im Wilden Westen. Es gibt hier hauptsächlich Kneipen, Restaurants und zwei Puffs. Weil man sein ganzes Geld auch kaum anders ausgeben kann, sind diese auch immer gut besucht.
Um Kalgoorlie herum befinden sich die ganzen Minen. Unter ihnen ist auch die flächenmäßig größte, australische Goldmine "Super-Pit". Diese bekommen wir am nächsten Tag von Trevor gezeigt. In einem 600m tiefen Loch wird hier 24 Stunden am Tag Gold abgebaut. Es ist wirklich unglaublich groß. Die Minentrucks und die Baggermaschinen sind so viel größer, als alles was wir aus Deutschland kennen, dass man sich wie ein Zwerg vorkommt.
Die Stadt ist diese Tage gut besucht, weil zu dieser Zeit eine Rally stattfindet. Am Abend fahren wir daher ins Zentrum, wo die ganzen Fahrzeuge der Teilnehmer ausgestellt sind. Anschließend gehen wir an die Bar im historischen Exchange Hotel, welches bereits seit 1900 das Stadtbild ziert. Es ist ein seltsamer Ort. Eigentlich sieht es aus, wie in einer Wild-West Bar. Ein paar halbnackte Damen arbeiten hinter dem Tresen und versorgen die durstigen Minenarbeiter. Allerdings passen die ganzen Schilder zum gemäßigten Alkoholkonsum und die Türsteher am Eingang irgendwie nicht so recht ins Gesamtbild. Beim Eintreten kann man sich noch gut vorstellen, dass hier zur späten Stunde die Stühle fliegen und jede Nacht mit einer wilden Schlägerei endet. Die Leute stehen aber eher stocksteif im Raum und stecken ihre Zünglein behutsam ins Bier. Trevor erklärt uns, dass es hier wohl vor vielen Jahren wirklich noch ziemlich oft heftig zur Sache ging. Dann hat die Stadt das Ganze unterbunden und es sieht jetzt eben aus, als wäre ein Konfirmantenausflug in einen Italowestern geraten.
Trevor und Nina besitzen ein schönes großes Haus etwas außerhalb vom Zentrum. Neben einem Pool gibt es dort eine große Scheune, wo Trevor eine Werkstadt, jede Menge Motorräder und Autos stehen hat. Er besitzt auch ein Schweißgerät und erklärt sich bereit unsere Rahmenaufnahmen für die Heckträger zu verstärken, damit sie zukünftig nicht mehr brechen können.
Obwohl es, wie bereits erwähnt, in Kalgoorlie nicht wanhsinnig viel zu tun gibt, kann man allerdings hervorragend Motocross fahren. Trevor hat gleich ein paar richige MX Motorräder zur Auswahl und wir machen zusammen einen Ausflug ins umliegende Outback. Die deutlich stärkeren Motoren und richtige Offroad Bereifung, macht im Vergleich zu unseren Mopeds einen gewaltigen Unterschied. Durch tiefen Sand fährt man damit wie auf Schienen und wir haben einen Heidenspaß ein paar Stunden durch die staubige Wüste zu heizen.
Am Samstag Abend drückt uns Trevor ein Bündel Schlüssel in die Hand und erklärt uns, dass sie am nächsten Tag zu einer Kirchenveranstaltung gehen werden. Wir bekommen Schlüssel für alle Fahrzeuge und das komplette Haus. Falls wir seinen Pickup benutzen, sollen wir aber bitte die Leiter von der Ladefläche nehmen - nicht dass sie geklaut wird. Wir schauen ihn beide etwas ungläubig an. "Dir ist schon klar, dass du uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt hast, uns gerade sämtliche Schlüssel in die Hand gedrückt hast, aber Bedenken äußerst, dass deine Leiter geklaut werden könnte?" - "Ja, so betrachtet hört sich das wirklich etwas seltsam an...". Am nächsten Tag haben wir das gesamte Anwesen komplett für uns alleine.
Wir verbringen eine ganze Woche in Kalgoorlie, ohne dass es langweilig wird. Nina versorgt uns jeden Abend mit leckerem Essen.Trevor hilft uns die Mopeds zu reparieren und wir machen Ausflüge in die Stadt oder sind mit den MX Mopeds unterwegs. Am Schluss fällt es uns ziemlich schwer wieder weiter zu fahren. Zum Abschied bekommen wir noch ein Glas Honig, den wir ganz frisch von Trevor's Bienen holen.
Da wir von unserer ursprünglichen Route abgewichen sind, um nach Kalgoorlie zu fahren, beschließen wir, statt über die Nullarbor Plain an der Südküste, die berüchtigte Great Central Road durch die Mitte Australiens zu fahren. Eigentlich hatten wir diesen Plan bereits verworfen, weil uns so viele Einheimische davon abgeraten hatten. Der Straßenzustand sei schlecht und es gäbe auf den über 1000km keine gute Trinkwasser- und Benzinversorgung. Außerdem sei es extrem heiß und Leute sterben regelmäßig an diesem Ort. Allerdings ist es auch auf der "Things to do in a Lifetime"-Liste für viele Australier. Wenn das mal nicht nach einem coolen Abenteuer klingt?
Die beiden heißen Astrid und Armin und kamen ursprünglich auch aus Deutschland. Sie haben vor ca. 20 Jahren eine Weltreise gemacht und sind anschließend nach Australien gezogen. Astrid macht uns wunderbare Pizza zum Abendessen und wir schauen gemeinsam ihre Weltreise Fotos vor 20 Jahren an. Sie hatten eine ähnliche Route genommen und es ist interessant zu sehen, wie sich die Orte in den letzten 20 Jahren verändert haben. Es stürmt die ganze Nacht wie verrückt. Wir hatten wirklich verdammt großes Glück, dass sie uns mit nach Hause genommen haben. Ansonsten wäre das eine furchtbare Nacht geworden.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter beruhigt und es scheint wieder die Sonne. Wir fahren über Bunbury und Eagle Bay nach Margret River. Im Südwesten Australiens ändert sich dann die Landschaft schlagartig. Manche Gegenden sehen aus wie im Allgäu. Hier gibt es hügelige, grüne Wiesen mit grasenden Kühen und große Wälder. Nach vielen Wochen im trockenen Outback ist das eine willkommene Abwechslung für uns. Es ist leider nicht verwunderlich, dass diese Gegend auch dementsprechend dicht besiedelt ist.
Der nächste Tag führt uns zu einem ganz besonderen Ort, welchen wir als Geheimtipp erzählt bekommen haben. In Hamelin Bay kann man Stachelrochen am Strand ganz nah erleben. Wir haben Glück und ein paar andere Leute haben Fischfutter dabei. Es tummeln sich wirklich sehr viele Rochen im seichten Wasser. Sie werden von den Wellen fast an Land gespült und man muss aufpassen, dass man nicht rückwärts aus Versehen auf einen der Kollegen drauftritt. Die Stachelrochen scheinen an Menschen gewöhnt zu sein. Etwas mulmig ist einem aber schon. Immerhin ist der australische Dokumentarfilmer Steve Irwin 2006 tragischerweise von einem dieser Tierchen getötet worden. Nichtsdestotrotz ist das ein ziemlich cooles Erlebnis, welches man nicht alle Tage sehen kann.
Anschließend fahren wir wieder etwas ins Landesinnere nach Pemberton. In dieser Gegend gibt es gigantische Eukalyptusbäume, auch Karribäume genannt. An manchen Stämmen sind Metallstäbe eingeschlagen worden, mit denen man eine Plattform im Wipfel erklimmen kann. Diese Aussichtspunkte wurden früher zur Feuerbeobachtung benutzt. Einer der größten Bäume bei Pemberton ist der Dave Evans Bicentennial Tree.
Obwohl man sich an den Metallstäben gut festhalten kann, wird es auf über 70m ganz schön luftig. Stellt man sich ganz blöd an, besteht auch durchaus die Möglichkeit durch die Stäbe hindurchzufallen. Der Aublick von der Platform ist auch wirklich beeindruckend. Nachdem wir diesen Baum bestiegen haben, fahren wir noch zum ebenso beeindruckenden Gloucester Tree. Die Wälder bei Pemberton sind wirklich atemberaubend und es macht viel Spaß mit dem Motorrad die kleinen Dreckstraßen zu erkunden.
Das Wetter wird am nächsten Tag leider wieder regnerischer. In Walpole besuchen wir das "Valley of the Giants", aber es fängt leider ständig an zu regnen. Bei Denmark wird es für einen Tag wieder schöner und wir haben Glück, dass wir die tollen Buchten in dieser Gegend mit etwas Sonne besuchen können. Trotzdem ist nicht einmal daran zu denken sich in die Fluten zu stürzen. Das Wasser dort kommt direkt aus der Antarktis und die Außentemperatur lädt auch nicht gerade zum Schwimmen ein.
Kurz vor Albany finden wir einen erstklassigen kostenlosen Campingplatz und beschließen dort ein paar Tage zu bleiben. Wir wollen als nächstes den Stirling Range Nationalpark besuchen. Diese Gegend ist bergig und es macht keinen Sinn diesen Park bei schlechtem Wetter zu besuchen. Daher decken wir uns für ein paar Tage mit Bier ein und warten bis das Wetter wieder besser wird. In kurzen Schönwetterphasen erkunden wir die Küste bei Albany. Diese wird hauptsächlich von gigantischen Granitfelsen geformt, welche über tausende von Jahren durch Wind und Salzwasser geformt wurden.
Fünf Tage später ist die Wettervorhersage wieder besser. Wir fahren zuerst zum Porongurup Nationalpark und unternehmen dort eine kleine Wanderung zu einer Aussichtsplattform auf einem Granitfelsen, dem Castle Rock Granit Skywalk. Leider ist es auf dem Felsen ziemlich windig und man will sich dort nicht lange aufhalten. Die Wanderung selbst ist in Ordnung, aber das Spannendste war, dass das Kind vor lauter Dumdidum fast auf eine Yellow Belly Brownsnake getreten wäre. Danach hätte ich vermutlich meine Reise alleine fortsetzen können.
Am nächsten Tag scheint die Sonne und wir wollen auf dem Stirling Range Drive einmal von Westen nach Osten durch den Stirling Range Nationalpark fahren. Die kleine Dreckstaße ist genial und führt uns, nach so vielen Wochen, endlich wieder einmal durch eine gebirgige Gegend. Es gibt hier kaum Touristen, was uns doch ziemlich wundert. Dieser Teil von Australien ist wirklich einer der Schönsten des ganzen Kontinents. Es sieht fast aus wie in Afrika und man wäre kaum verwundert, wenn plötzlich Elefanten und Giraffen über die Straße hoppeln würden.
Im Osten erreichen wir dann wieder Asphalt und biegen kurz darauf ein zum Bluff Knoll. Dieser Berg ist zwar nur knapp über tausend Meter hoch, die 6km lange Wanderung zum Gipfel ist allerdings ziemlich steil und strengt doch ein wenig an. Kurz vorm Gipfel habe ich dann auch schon wieder Lord Gummifuß im Schlepptau.
Doch die Anstrengung hat sich gelohnt. Wir haben den Gipfel komplett für uns alleine. Der gemeine Wind dort oben, lässt sogar ein bisschen nach und wir können etwas länger den Ausblick genießen ohne zu erfrieren.
Am nächsten Tag fahren wir dann über 400 Kilometer bei schrecklichem Wind bis nach Esperance. Auch die Strände in Esperance sind im ganzen Land für ihre Schönheit bekannt. Wir fahren einen kleinen Tourist Drive an der Küste entlang und halten an diversen traumhaften Aussichtspunkten. Blickt man von hier aus aufs Meer, schaut man direkt Richtung Antarktis. Wie die Wassertemperatur dort ist, brauche ich daher wohl nicht mehr zu erwähnen.
Als wir an einem der vielen Lookouts wieder zu unseren Mopeds zurückkehren, stehen plötzlich Trevor und Nina vor uns. "Ihr solltet nicht eure Sachen an den Mopeds zurücklassen. Die können schneller weg sein, als man schauen kann!" - "Aber wir waren doch nur ein paar Meter weiter am Aussichtspunkt?" - "Das ist egal, ihr solltet in Australien wirklich besser aufpassen". Wir unterhalten uns eine Weile und sie laden uns letztendlich nach Kalgoorlie ein. Eigentlich wollten wir über die Nullarbor Plains an der Küste entlang weiter nach Osten fahren. Kalgoorlie liegt aber nördlich von Esperance und wir sind uns noch nicht sicher, ob wir diesen Umweg in Kauf nehmen wollen. Wir einigen uns darauf, dass wir uns telefonisch melden werden, sobald wir uns entschieden haben.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, folgen wir der Küste nach Osten zum Cape Le Grand Nationalpark. Hier ist die berühmte Lucky Bay - ein kilometerlanger Traumstrand mit weißem Sand. Zu unserer Verwunderung darf man hier, obwohl es sich um einen Nationalpark handelt, mit den Fahrzeugen auf dem Strand herum fahren.
Trevor und Nina kamen uns sehr sympatisch vor und wir beschließen sie in Kalgoorlie zu besuchen. Bevor wir uns am nächsten Tag auf den Weg dorthin machen, springen wir an einem Campingplatz noch kurz unter die Dusche und fahren dann, obwohl wir auf der halben Strecke übernachten wollten, doch in einem Stück bis nach Kalgoorlie. Bis wir schließlich ankommen ist es auch schon dunkel geworden.
Kalgoorlie ist eine echte australische Minenstadt. Die meisten Leute, die hier leben, sind Minenarbeiter. Außer zu arbeiten gibt es hier auch nicht viel zu tun. Die Landschaft ist langweilige Wüste und würde man hier nicht abartige Gehälter bekommen, gäbe es hier vermutlich auch keine Stadt. Das Zentrum sieht ein bisschen aus wie im Wilden Westen. Es gibt hier hauptsächlich Kneipen, Restaurants und zwei Puffs. Weil man sein ganzes Geld auch kaum anders ausgeben kann, sind diese auch immer gut besucht.
Um Kalgoorlie herum befinden sich die ganzen Minen. Unter ihnen ist auch die flächenmäßig größte, australische Goldmine "Super-Pit". Diese bekommen wir am nächsten Tag von Trevor gezeigt. In einem 600m tiefen Loch wird hier 24 Stunden am Tag Gold abgebaut. Es ist wirklich unglaublich groß. Die Minentrucks und die Baggermaschinen sind so viel größer, als alles was wir aus Deutschland kennen, dass man sich wie ein Zwerg vorkommt.
Die Stadt ist diese Tage gut besucht, weil zu dieser Zeit eine Rally stattfindet. Am Abend fahren wir daher ins Zentrum, wo die ganzen Fahrzeuge der Teilnehmer ausgestellt sind. Anschließend gehen wir an die Bar im historischen Exchange Hotel, welches bereits seit 1900 das Stadtbild ziert. Es ist ein seltsamer Ort. Eigentlich sieht es aus, wie in einer Wild-West Bar. Ein paar halbnackte Damen arbeiten hinter dem Tresen und versorgen die durstigen Minenarbeiter. Allerdings passen die ganzen Schilder zum gemäßigten Alkoholkonsum und die Türsteher am Eingang irgendwie nicht so recht ins Gesamtbild. Beim Eintreten kann man sich noch gut vorstellen, dass hier zur späten Stunde die Stühle fliegen und jede Nacht mit einer wilden Schlägerei endet. Die Leute stehen aber eher stocksteif im Raum und stecken ihre Zünglein behutsam ins Bier. Trevor erklärt uns, dass es hier wohl vor vielen Jahren wirklich noch ziemlich oft heftig zur Sache ging. Dann hat die Stadt das Ganze unterbunden und es sieht jetzt eben aus, als wäre ein Konfirmantenausflug in einen Italowestern geraten.
Trevor und Nina besitzen ein schönes großes Haus etwas außerhalb vom Zentrum. Neben einem Pool gibt es dort eine große Scheune, wo Trevor eine Werkstadt, jede Menge Motorräder und Autos stehen hat. Er besitzt auch ein Schweißgerät und erklärt sich bereit unsere Rahmenaufnahmen für die Heckträger zu verstärken, damit sie zukünftig nicht mehr brechen können.
Obwohl es, wie bereits erwähnt, in Kalgoorlie nicht wanhsinnig viel zu tun gibt, kann man allerdings hervorragend Motocross fahren. Trevor hat gleich ein paar richige MX Motorräder zur Auswahl und wir machen zusammen einen Ausflug ins umliegende Outback. Die deutlich stärkeren Motoren und richtige Offroad Bereifung, macht im Vergleich zu unseren Mopeds einen gewaltigen Unterschied. Durch tiefen Sand fährt man damit wie auf Schienen und wir haben einen Heidenspaß ein paar Stunden durch die staubige Wüste zu heizen.
Am Samstag Abend drückt uns Trevor ein Bündel Schlüssel in die Hand und erklärt uns, dass sie am nächsten Tag zu einer Kirchenveranstaltung gehen werden. Wir bekommen Schlüssel für alle Fahrzeuge und das komplette Haus. Falls wir seinen Pickup benutzen, sollen wir aber bitte die Leiter von der Ladefläche nehmen - nicht dass sie geklaut wird. Wir schauen ihn beide etwas ungläubig an. "Dir ist schon klar, dass du uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt hast, uns gerade sämtliche Schlüssel in die Hand gedrückt hast, aber Bedenken äußerst, dass deine Leiter geklaut werden könnte?" - "Ja, so betrachtet hört sich das wirklich etwas seltsam an...". Am nächsten Tag haben wir das gesamte Anwesen komplett für uns alleine.
Wir verbringen eine ganze Woche in Kalgoorlie, ohne dass es langweilig wird. Nina versorgt uns jeden Abend mit leckerem Essen.Trevor hilft uns die Mopeds zu reparieren und wir machen Ausflüge in die Stadt oder sind mit den MX Mopeds unterwegs. Am Schluss fällt es uns ziemlich schwer wieder weiter zu fahren. Zum Abschied bekommen wir noch ein Glas Honig, den wir ganz frisch von Trevor's Bienen holen.
Da wir von unserer ursprünglichen Route abgewichen sind, um nach Kalgoorlie zu fahren, beschließen wir, statt über die Nullarbor Plain an der Südküste, die berüchtigte Great Central Road durch die Mitte Australiens zu fahren. Eigentlich hatten wir diesen Plan bereits verworfen, weil uns so viele Einheimische davon abgeraten hatten. Der Straßenzustand sei schlecht und es gäbe auf den über 1000km keine gute Trinkwasser- und Benzinversorgung. Außerdem sei es extrem heiß und Leute sterben regelmäßig an diesem Ort. Allerdings ist es auch auf der "Things to do in a Lifetime"-Liste für viele Australier. Wenn das mal nicht nach einem coolen Abenteuer klingt?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen