Dienstag, 15. Oktober 2019

Wer hat gesagt Australien ist warm?

Nach unserer Reise durch Asien, haben wir eigentlich nicht mehr daran geglaubt, dass es noch irgendwo auf dieser Welt müllfreie Strände geben könnte. Erfreulicherweise stimmt das noch nicht. Die meisten Leute haben wahrscheinlich nur vom Great Barrier Riff an der Ostküste gehört. Australiens West- und Südwestküsten sind hier allerdings auch für ihre fantastischen Strände bekannt. Einer dieser Orte ist das Ningaloo Reef bei Exmouth.
Schönheit von Stränden ist natürlich letzendlich Geschmackssache. Für uns waren die Strände selbst etwas zu langweilig. Sie sind größtenteils flach und ohne große Vegetation. Das Meer dort hingegen, gehört zum Schönsten und Klarsten, welches wir je gesehen haben. Kein Wunder, dass man hier Wale, Walhaie, Haie, Mantas, Delphine, Schildkröten usw. sehen kann. Die Artenvielfalt ist einfach gigantisch. Dementsprechend sind auch die Schnorchelmöglichlichkeiten in Exmouth sehr bekannt.
Im Örtchen selber halten wir uns daher erst gar nicht lange auf, sondern fahren sofort an die Westküste der Halbinsel. Das Riff ist an einigen Stränden sehr nah an der Wasseroberfläche. Daher darf man an manchen Stränden nur bei Flut ins Wasser.

Leuchturm bei Exmouth
Miriam paddelt in der Turquoise BayOyster Stacks ist ein solches Riff und wir müssen uns daher den Gezeiten anpassen. Als wir dort ankommen, ist es bereits ziemlich voll. So viele Menschen sind wir nach Wochen im Outback gar nicht mehr gewöhnt. Leider ist das Wetter etwas kühler geworden und es bläst ein unangenehmer Wind. Fast alle Anderen sind in Neoprenanzügen unterwegs. Trotz des tollen Wassers ist meine Motivation aus diesem Grund bereits verflogen. Miriam ist allerdings noch ziemlich motiviert. Mit einem Blick, der wohl aussagen soll wie erbärmlich ich bin, schreitet sie mit Schnorchelausrüstung um den Kopf geschnallt Richtung Wasser. Als aber schließlich ihre Zehen die Wasseroberfläche berühren, setzt sie sich wieder neben mich und ist, zu meiner großen Zufriedenheit, mindestens genau so erbärmlich.
Das Wasser hat nur um die 18°C und wir haben eine Außentemperatur von ca. 24°C. Der blöde Wind macht das Ganze dann noch viel kälter. Wir schauen den Anderen noch eine Weile zu und beschließen anschließend zur Turquoise Bay zu fahren. In der Bucht selbst herrscht etwas weniger Wind und man kann sich in der Sonne wieder besser aufwärmen. Miriam paddelt mit ihrem aufblasbaren Einhorn ein bisschen herum, die Strömung und der Wind sind aber zu stark um wirklich Freude daran zu haben.
In der ganzen Gegend ist Wildcampen verboten. Ein paar andere Touristen haben uns auch erklärt, dass das täglich kontrolliert wird und die Strafen unangenehm hoch sind. Die Campingplätze sind uns aber zu teuer. Stattdessen werfen wir einen Blick auf die Karte und finden eine kleine Dreckstraße, die ins Hinterland führt. Sie wird am Ende so schlecht, dass wir es kaum mehr mit den Motorrädern fahren können. Daher sind wir uns ziemlich sicher, dass dort auch keine Kontrolle vorbeikommen kann.
Das Wetter soll die nächsten Tage weiterhin kühl und windig bleiben. Die zahlreichen Touren mit Tauchen, Whale Watching usw. sind mit Sicherheit ein tolles Erlebnis. Die Preise sind allerdings ziemlich hoch und wir entscheiden uns wieder weiter in den Süden zu fahren.

Ein großer Emu am Straßenrand
Etwas weiter südlich liegt Coral Bay. Wir halten an diesem Ort nur an, da einige Touristen uns das als absolutes Highlight angepriesen haben. Die ganze Bucht ist eigentlich nur ein großes, extrem teures Resort umgeben von überteuerten Souvenirshops, ein paar Restaurants und einem super teuren Supermarkt. Das Wasser sieht wieder fantastisch aus, aber auch hier bläst ein starker Wind und es ist alles andere als warm. Günstig übernachten kann man dort auch nicht, weshalb wir Coral Bay wieder verlassen und bis Carnarvon weiterfahren.
Unser nächstes Ziel ist der Francois Peron Nationalpark. Die Straße bis Denham ist asphaltiert, aber die restlichen 50 Kilometer bis zum Ende der Halbinsel sind hauptsächlich Sand. Wir erkundigen uns nach dem Straßenzustand, da unsere Reifen nicht mehr wirklich gut sind und wir zudem unser ganzes Gepäck durch den Sand fahren müssen. Leider kann uns keiner wirklich eine vernünftige Auskunft geben. Campen ist wieder einmal überall verboten, aber wir finden einen versteckten Platz zwischen ein paar Büschen hinter einem Golfplatz. Am nächsten Morgen schauen wir uns die Straße dann einfach selbst an.

Zu viel Sand für unsere schwer beladenen MopedsÜberall Sand zum Zipfel der HalbinselDie ersten Kilometer bis zu einem Visitor Center sind noch ganz in Ordnung. Danach ist die Strecke nur noch für Allrad Fahrzeuge freigegeben. Wir fahren ungefähr 5 Kilometer bis zur ersten Kreuzung und beschließen dann wieder umzukehren. Der Sand ist einfach viel zu tief für unser ganzes Gepäck. Teilweise stehen wir nur auf der Stelle und der Hinterreifen dreht einfach durch. Bevor wir uns im Nirgendwo noch eine Kupplung zerstören, fahren wir besser wieder zurück zum Visitor Center, wo es eine heiße Quelle geben soll. Diese ist allerdings nur ein kleines Becken mit ziemlich trübem Wasser. Wenigstens ist das Wasser warm und wir setzen uns eine halbe Stunde dort hinein.
Beim Verlassen der Halbinsel kommen wir noch an einem schönen Aussichtspunkt vorbei, von welchem man in der seichten Bucht hervorragend Haie beobachten kann. Sie sind zwar weit weg, aber man kann sie trotzdem ziemlich gut erkennen.
Zurück an der Hauptstraße schlagen wir unser Zelt an einem Roadhouse auf. In Westaustralien gibt es öfters die Möglichkeit dort umsonst zu campen Im Gegenzug wird erwartet, dass man dort etwas zum Essen bestellt. Das ist aber in der Regel nicht besonders teuer aber lecker. Außerdem gibt es manchmal eine kostenlose Dusche, die ab und zu auch nicht schaden kann.

Miriam und ein Thorny Devil
Miriam im Kalbari National ParkTags darauf fahren wir durch den Kalbari National Park und unternehmen dort eine kleine Wanderung. Der Park selbst ist nicht wahnsinnig außergewöhnlich, aber es ist Frühling und es blüht gerade sehr schön. Auf der Straße in den Park hält das Auto vor uns auf der Straße an. Ein kleines Tier mit einem krummen Schwanz sitzt auf dem Asphalt. Von Weitem sieht es zuerst aus wie ein Skorpion, aber als wir näher kommen sehen wir, dass es eine Thorny Devil ist. Das ist eine kleine Echse, die sich ausschließlich von Ameisen ernährt und komplett mit Stacheln besetzt ist. Sie sieht gefährlich aus, ist aber völlig harmlos. Man sieht sie nicht besonders oft, da sie normalerweise, aufgrund der guten Tarnung, kaum zu sehen sind. Wir haben also wirklich großes Glück an diesem Tag.
Im Örtchen Kalbari sind wir dann wieder direkt an der Küste. Dieser Abschnitt besteht hauptsächlich aus Klippen, welche steil ins Meer abfallen. Schwimmen kann man hier zwar nicht, aber es gibt zahlreiche gute Aussichtspunkte. Etwas weiter südlich kommen wir nach Gregory. Hier gibt es einen pinkfarbenen Salzsee. Wir haben uns eigentlich nicht viel davon versprochen. Als wir dort ankommen, sind wir aber doch ziemlich beeindruckt. Der See ist einfach komplett pink. Da unmittelbar daneben ein BASF Werk steht, könnte man zunächst meinen, dass dort irgendwelche Chemikalien ins Wasser geleitet werden. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine spezielle Alge, welche diese Farbe verursacht. Es ist also ein natürliches Phänomen.

Pink Lake bei GregoryDie Küste südlich von KalbariEs ist bereits Nachmittag geworden. Da wir noch etwas einkaufen müssen, rollen wir die letzten Kilometer zu einem größeren Supermarkt nach Geraldton. Lebensmittel sind in Australien deutlich teurer als daheim. Geht man nur in einen kleinen Supermarkt, wird es schnell richtig teuer. Gemüse ist in Australien auch alles andere als günstig. Besonders in Westaustralien wundert es uns dann nicht, dass viele Australier kaum Gemüse essen. Nicht selten kosten z.B. 1 kg halb grüne, geschmacklose Tomaten 7 AU$ (4,35 €).
Vor dem Supermarkt in Geraldton, befestigen wir unsere Helme an den Lenkern unserer Mopeds. Das machen wir so schon immer und hatten bisher noch nie ein Problem damit. Ein Mann steht plötzlich vor uns und fragt, ob wir Hilfe benötigen. "Hilfe? Wieso sollten wir Hilfe benötigen? Wir wollen nur etwas einkaufen". Etwas verblüfft schauen wir ihn beide an. Er erklärt, dass er unsere ausländischen Nummernschilder gesehen hat und uns daher einfach bis hier zum Parkplatz gefolgt ist. Wir wissen zuerst nicht ganz, was wir darauf antworten sollen. Die Umstände hören sich ja doch irgendwie seltsam an. Sein Name ist Ross und nach einer kurzen Unterhaltung meint er, dass wir auch bei ihm übernachten könnten. Er ist ebenfalls Motorradfahrer und hat ein schönes Zimmer mit einem richtigen Bett. Außerdem sollen wir nicht unser Helme an den Mopeds hängen lassen, sonst könnten sie gestohlen werden.
Ross scheint nett zu sein und wir beschließen mit ihm zu gehen. Nachdem wir zusammen eingekauft haben, folgen wir ihm nach Hause. Unsere Motorräder haben schon länger keinen Ölwechsel mehr bekommen. Außerdem sind die Ketten und Ritzel ziemlich abgefahren. Als Ross uns am nächsten Tag fragt, ob wir etwas an den Mopeds richten müssen, nutzen wir die Gelegenheit und geben ihnen einen Service. Dabei entdecke ich, dass die Heckträgeraufnahme an meinem Motorrad nun auch gebrochen ist. Das war Miriam ja schon in Borneo passiert. Glücklicherweise hat Ross ein Schweißgerät und er kann es gleich für mich schweißen.

Sanddünen direkt am MeerDie Mopeds bekommen einen ServiceTags darauf bekommen wir eine Stadtführung und erfahren, dass Deutschland hier im zweiten Weltkrieg auch ein wenig Geschichte geschrieben hat. Geraldton ist ein sauberes und angenehmes Städtchen direkt an der Küste. Südlich der Stadt befinden sich große Sanddünen direkt am Strand. Viele Einheimische nutzen diese zum Offroad fahren - sowohl mit Motorrädern, als auch mit Allrad Fahrzeugen. Ross zeigt uns die Gegend mit seinem Jeep. Es ist ziemlich beeindruckend, wie leicht ein geeignetes Fahrzeug durch den tiefen Sand kommt. 
Am Abend kommen ein paar Leute zur Poker Runde. Wir sind eigentlich hauptsächlich Zuschauer, da wir die Regeln gar nicht kennen. Miriam will aber nach einiger Zeit doch mitspielen. Leider hat sie komplett versagt und wir sind nicht reich geworden.
Am letzten Tag begleitet uns Ross mit seinem Motorrad zum nahe gelegenen Ellendale Pool. Hier gibt es einen schönen Campingplatz und einen Fluß, der von Klippen umgeben ist. Nach einer geruhsamen Nacht, verabschieden wir uns am nächsten Tag und fahren über Jurian Bay zum Nambung National Park.

Pinnacles im Nambung National ParkDer Park ist für seine Pinnacles bekannt. Das sind unzählige Kalksteinsäulen, die auf einem wüstenartigen Plateau stehen. Leider ist es hier ziemlich voll. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass wir nicht mehr weit von Perth entfernt sind. Obwohl Schilder darauf hinweisen, dass man die Säulen nicht besteigen soll, scheint das manche Touristen nicht daran zu hindern. Manchmal fragt man sich schon, wieso die Leute so blöd sind und überall draufsteigen oder sogar ihre Namen hineinritzen müssen?
Am nächsten Tag kommen wir dann nach Perth und stehen nach tausenden Kilometern zum ersten Mal wieder im Stau. Wir haben kein großes Interesse Perth anzuschauen. Eines von Miriams Hauptzielen in Australien ist allerdings Rottnest Island. Diese Insel liegt vor Perth und beheimatet die lustig aussehenden Quokkas, welche hauptsächlich durch tausende Selfies im Internet bekannt sind. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Känguru und Ratte, welche fast ausschließlich auf dieser Insel zu finden ist. Von diesem Ort redet Miriam bereits seit Monaten und wir können ihn daher auf keinen Fall auslassen.
Leider hapert es etwas bei ihrer Planung und Durchführung. In Perth muss ich sie dann erinnern, dass es langsam angebracht wäre, die Überfahrt zu organisieren. Zwei große Kulleraugen geben mir zu verstehen, dass ich das lieber selbst machen sollte.
Wir können unsere Motorräder dorthin nicht mitnehmen und schlafen daher auf einem schäbigen aber günstigen Campingplatz bei Freemantle. Ich finde heraus, dass die Überfahrt mit dem Schiff deutlich günstiger ist, als vor Ort zu buchen. Das Wetter ist am nächsten Tag auch gut angesagt und außerdem werde ich ein Jahr älter. Ich schenke Miriam daher zu meinem Geburtstag zwei Tickets nach Rottnest Island. Das mag jetzt für Außenstehende etwas seltsam klingen, aber bei den Maurers nennt man das "Trostpflaster". Die Erklärung ist aber ganz einfach. Das Geburtstagskind bekommt ja an diesem Tag viele Geschenke und ist daher sehr glücklich. Im Gegensatz dazu sind aber die anderen "Kinder", die normalerweise keine Geschenke bekommen, ganz unglücklich, da sie ja mit ansehen müssen, dass das Geburtstagskind ganz viele Geschenke bekommt. Um dem entgegen zu wirken, brauchen die "Nichtgeburtstagskinder" daher ein Trostpflaster d.h. auch ein Geschenk. Miriams Trostpflaster ist ihre Tour nach Rottnest Island. Der Einzige, der an diesem Tag seltsamerweise kein Geschenk bekommt, bin ich. Vielleicht habe ich den Trostpflaster-Brauch auch einfach noch nicht vollständig verstanden?

Das Wasser in Rottnest Island ist fantastischDas Kind fährt Fahrrad auf Rottnest IslandDas Boot nach Rottnest Island verlässt den Hafen ziemlich früh am Morgen. Miriam ist daher noch etwas müde. Zur Fortbewegung auf der Insel kann man entweder die Shuttle Busse benutzen oder sich ein Fahrrad mieten. Wir wollen möglichst unabhängig sein und so ist die Zweirad Option für uns eindeutig die bessere Wahl. Die Insel ist ziemlich flach und es herrscht kaum Verkehr. Wo sind aber die ganzen Quokkas, die uns versprochen wurden? Wir pedalieren die Küste entlang und passieren einen Leuchturm auf einem kleinen Hügel in der Mitte der Insel. Die niedlichen Tierchen sind aber nirgends zu sehen. Das Wasser an der Küste ist wieder absolut fantastisch. Wie schön könnte man hier schnorcheln, wenn das Wasser nicht so unerträglich kalt wäre?
Ganz im Westen der Insel ist die Küste sehr rauh und es bläst ein starker Wind. Von dort kann man zu dieser Jahreszeit sehr gut Wale beobachten. Wir haben Glück und sehen Buckelwale und Delphine.

Neugierige Quokkas sind überallQuokkas sind schon ziemlich putzigEs ziehen langsam Wolken auf und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Einige Kilometer weiter sitzen ein Dutzend Asiaten auf der Straße und machen aufgeregt Fotos. Zwischen dem asiatischen Knäuel kann man ein kleines Tier erkennen. Es ist ein Quokka und wird für hunderte Selfies missbraucht. Sie sind allerdings an Menschen gewöhnt und alles andere als scheu. Daher scheint das Selfi-Gewitter dem kleinen Kerlchen nicht wirklich viel auszumachen. 
Als wir wieder an den Rand des kleinen Dorfes kommen, wo auch die Schiffe anlegen, kommen wir an Ferienhäusern vorbei. Wahrscheinlich war es am Morgen noch etwas zu früh, denn plötzlich ist die ganze Ferienanlage voller Quokkas. Sie springen einfach überall herum. Selbst vorne am Pier, wo wir noch etwas auf unsere Rückfahrt warten müssen, werden unsere Rucksäcke von den kleinen Kerlchen überall sorgfältig untersucht. So haben wir noch einen schönen Zeitvertreib, bis unser Schiff schließlich ablegt.
Wir hatten an diesem Freitag wirklich großes Glück mit dem Wetter. Bereits auf der Rückfahrt sieht man, dass ein Sturm aufzieht. Viele Touristen verlassen vorzeitig die Insel, da sie aufgrund des schlechten Wetters Angst haben, die nächsten Tage eventuell nicht mehr zum Festland zurückkommen zu können. Wir schaffen es gerade noch trocken zurück zum Zeltplatz. Kurz darauf fängt es sintflutartig an zu stürmen. Miriams Trostpflaster war somit ein voller Erfolg.

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