Freitag, 20. September 2019

Tief im australischen Outback

Miriam in der Zebedee SpringEl Questro Station liegt nur ca. 60 km von der Hauptstraße entfernt. Dieser Teil der Gibb River Road ist noch in sehr gutem Zustand. Der Anfang ist sogar noch geteert. Der Ort ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen. Obwohl er in der Wüste liegt, wird die Gegend von unterirdischen Flüssen mit Wasser versorgt und es gleicht einer kleinen Oase. Dementsprechend gibt es hier auch noch zahlreiche schicke Resorts.
Unser erstes Ziel ist eine weitere Thermal Quelle namens Zebedee Spring. Normale Touristen dürfen sie nur morgens benutzen, da sie mittags nur für Touren und Gäste der El Questro Resorts zugänglich ist. Wir übernachten daher in der Nähe des Emma Gorge Resorts und beeilen uns am nächsten Tag etwas, damit wir morgens noch genügend Zeit haben.
Zebedee Spring ist absolut lohnenswert. Ein kleines, warmes Flüsschen schlängelt sich durch einen Palmenhain. Das Wasser ist glasklar und man kann fast nicht glauben, dass die umliegende Landschaft absolute Wüste ist. Es sieht eher aus wie im Regenwald. Da wir ziemlich früh da sind, haben wir Glück und es ist noch nicht sehr voll. Mit der Zeit kommen allerdings immer mehr Touristen und es wird Zeit für uns weiterzuziehen.

Zu tief für die Mopeds - das ist hier die Frage?Miriam in der El Questro GorgeWenige Kilometer weiter befindet sich die El Questro Gorge. Kurz vor dem offiziellen Parkplatz kommen wir an eine große Flußdurchquerung. Das Wasser ist trüb und wir können nicht sehen, wie tief das Flußbett ist. Das gegenüberliegende Ufer ist ziemlich weit entfernt und wir haben daher keine Lust die Wassertiefe auf der ganzen Strecke zu Fuß zu überprüfen. Autos kommen uns leider auch keine entgegen. Wir entscheiden uns daher, die Motorräder hier zu parken und die restlichen zwei Kilometer bis zum Anfang der Schlucht einfach zu laufen. Auf der rechten Seite führen ein paar Fußspuren durch matschiges Gelände auf die andere Seite. Über Steine, Äste und Gras kommen wir halbwegs trocken dort an und erreichen schließlich nach einer kurzen Wanderung die El Questro Gorge.
Am Anfang ist die Schlucht noch ziemlich breit und wirkt, wie schon bei der Zebedee Spring, fast wie im Regenwald. Dann wird sie enger und felsiger, bis man nach einigen Kletterpassagen an einem Pool endet, wo die Wanderung zu Ende ist. Den Meisten ist es hier wohl zu heiß, weswegen man in dieser Schlucht auch kaum andere Leute trifft.
Auf dem Weg zurück werden wir auf einem Pickup Truck durch den Fluß mitgenommen. Es war eine gute Entscheidung die Durchquerung nicht mit den Motorrädern zu versuchen. An einer Stelle wäre uns das Wasser vermutlich über den Sitz und damit in den Luftfilterkasten gelaufen. Das wäre ein ziemlich schlechter Ort gewesen um seinen Motor zu fluten. Wir beschließen wieder am selben Platz zu übernachten wie letzte Nacht, fahren aber noch kurz nach El Questro Station um unser Trinkwasser aufzufüllen. Um dort hinzukommen müssen wir durch einen weiteren Fluß. Das Wasser ist allerdings klar und man kann die Wassertiefe sehen. Bis auf die ziemlich großen Kieselsteine, sollte es also eigentlich kein großes Problem sein.

Rally Miri muss ohne Moped durch den Fluß
Nachdem ich erfolgreich auf der anderen Seite angekommen bin, kommt Miriam hinterher. Ich versuche ihr noch mitzuteilen, dass der Untergrund extrem steinig ist und sie langsam fahren muss. Leider rast sie ins Flußbett, als wäre sie bei der Rally Dakar. Sie trifft mit dem Vorderrad einen großen Stein, schanzt zur Seite und liegt natürlich im Wasser. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn ich nicht auch ins Wasser müsste, um ihr Motorrad wieder aufzurichten. Kopfschüttelnd wate ich eben auch durchs Wasser und fahre ihr Moped auf die andere Seite. Zum Glück war das Wasser nicht so tief um in den Motor zu kommen. Allerdings hat sie ihre rechte Seitentasche geflutet - in erster Linie auch, weil sie sie mal wieder nicht richtig zugemacht hat. Ich bin auch komplett nass. Danke Eierkopf!
Auf dem Rückweg fahre ich ihr Motorrad gleich selbst durch den Fluß. Obwohl ich dafür einmal komplett durch den Fluß zurückwaten muss, bin ich somit am Ende immer noch trockener, als wenn ich es im Wasser wieder aufstellen darf.
Es dämmert bereits und wir beeilen uns etwas um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Einige Zeit später komme ich an eine Kreuzung, drehe mich um und das Kind ist nicht mehr da. Eine viertel Stunde später kommt ein Auto vorbei und erzählt mir, dass sie in fast 20 km Entfernung am Straßenrand sitzt und einen Platten hat. Ich muss daher den ganzen Weg wieder zurückfahren. Wie zum Teufel kann man hier einen Platten haben? Es ist zwar eine Dreckstraße, aber sie ist in einem wirklich guten Zustand.

Das Kind schwimmt in der Emma Gorge
Viele Bodenwellen zum Purnululu NationalparkAls ich wieder bei ihr ankomme ist es fast schon dunkel. Dakar Miri ist über den einzigen Stein weit und breit geschanzt und hat einen kompletten Durchschlag am Hinterrad. Toll gemacht! Wenigstens können wir so gleich einen neuen Ersatzreifen montieren, welchen wir schon seit einiger Zeit mit uns herumfahren. Trotzdem kann ich mir Schöneres vorstellen, als auf einer staubigen Dreckstraße in der Wüste mit der Stirnlampe nachts einen Reifen zu wechseln.
Bis wir dann endlich an unserem Zeltplatz ankommen ist es natürlich stockdunkel. Wir sind ziemlich müde und Bier haben wir leider auch keines. Nach einer kleinen Mahlzeit fallen wir daher auch schon ziemlich schnell erschöpft ins Bett.
Am nächsten Tag wandern wir noch in die Emma Gorge, wo wir sowieso ganz in der Nähe gezeltet haben. Die Wanderung ist schön, aber weniger anspruchsvoll. Außerdem gibt es am Ende einen großen Pool in dem man sehr gut schwimmen kann. Dementsprechend ist es hier auch wieder ziemlich voll. Anschließend rollen wir wieder zurück zur Hauptstraße und fahren zum Purnululu Nationalpark.

Die beeindruckende Cathedral GorgeBungle-Bungles aus der VogelperspektiveDer Purnululu Nationalpark liegt ungefähr 300km südlich von Kununurra. Die letzten 50km zum Parkeingang sind wieder offroad mit ziemlich ruppiger Straße. Zum Glück gibt es kaum weiche Stellen und wir können somit etwas schneller fahren, um nicht jede Bodenwelle mitzunehmen. Vom Parkeingang sind es dann noch einmal 30km zur Cathedral Gorge. Die Gebirgskette hier ähnelt der Form von Bienenkörben und wird auch Bungle-Bungle genannt. Leider gibt es auch hier zu dieser Zeit nicht viel Wasser. In der Cathedral Gorge ist daher nur noch ein kleiner Pool in der Mitte. Nichtsdestotrotz ist das mächtige Gewölbe darüber ziemlich beeindruckend. 
Im Nationalpark selbst gibt es nur recht teure Campingplätze, die weder Wasser noch sonst irgendetwas Besonderes bieten. Wir wollen daher wieder vor der Dämmerung den Park verlassen und an einem Rastplatz an der Hauptstraße übernachten. Nach einer kurzen Wanderung zu einem Aussichtspunkt machen wir uns daher wieder langsam auf den Rückweg.
Am nächsten Tag fahren wir dann weiter über Halls Creek nach Fitzroy Crossing. Dort übernachten wir und fahren am nächsten Morgen wieder nach Norden auf die Gibb River Road. Der Anfang dieser Straße ist eine absolute Katastrophe. Ständig wechselt der Straßenzustand zwischen weichem Sand und tiefen Bodenwellen. Zum Glück wird es nach einiger Zeit besser. Wir hatten schon befürchtet, dass das so die nächsten 200km bis Derby weitergeht. 
Nicht weit vor der Kreuzung auf der Gibb River Road, halten wir bei Tunnel Creek. Dort gibt es einen unterirdischen Flusslauf, welchen man mit einer Lampe durchlaufen kann. Bei der Hälfte kommt ein Durchbruch, wo es wieder nach draußen geht. Hier hängen hunderte Flughunde in den Büschen und Bäumen, die auf den Sonnenuntergang warten. Obwohl es noch mitten am Tag ist, sind sie ziemlich aktiv und munter.

Anfassen verboten Miriam!Schaut etwas grimmig, ist aber eigentlich ganz nettDurch den zweiten Teil des Tunnels muss man manchmal knietief durch Wasser waten. Im letzten Stück schauen uns dann zwei rote Augen neugierig an. Gibt es hier etwa Krokodile - vor dem Eingang war überhaupt kein Schild? Neugierig leuchten wir in die Richtung der Augen und tatsächlich schwimmt dort ein kleines Süßwasserkrokodil. Miriam hopft aufgeregt umher und muss natürlich möglichst viele Fotos machen. Als ein vorbeilaufender Tourist meint, sie solle aufpassen, es hat schon das Maul offen, schaut sie ihn etwas verdutzt an. Ihr Fotoobjekt hat weder das Maul offen, noch ist es besonders nah. "Ich rede auch von dem Kollegen einen halben Meter links von dir auf der Sandbank! Den hast du wohl nicht gesehen?". Direkt neben Crocodile Miri liegt ein bestimmt zwei Meter langes Krokodil. Vor lauter Fotos wäre sie ihm fast auf die Nase getreten. Der Schock ist allerdings sekundenschnell verflogen und sie macht unzählige Fotos mit dem neuen "Kamera-Opfer".
Auf dem Rückweg sind wir dann doch etwas vorsichtiger. Hier in der Pampa wäre es bestimmt keine gute Idee aus Versehen auf eines der Tierchen zu treten. Beim genauen Hinsehen finden wir dann Krokodilaugen im kompletten Tunnel. Sie sind einfach überall. Was für ein cooler Ort.

Krokodile in der Windjana-GorgeUnser Gast am MorgenAnschließend fahren wir bis zur Gibb River Road und schlafen in der Nähe vom Windjana-Gorge Nationalpark. Morgens wache ich ziemlich früh auf, weil etwas an unseren Töpfen vor dem Zelt zu Gange ist. Ein Blick aus dem Zelt zeigt einen frechen Echidna, auch Ameisenigel genannt. Miriam ist blitzschnell wach und der arme Kerl muss für die nächste halbe Stunde Fotos machen.
Die Windjana-Gorge hat leider kaum Wasser bei unserem Besuch und sieht daher etwas trostlos aus. Der ursprüngliche Fluß besteht nur noch aus einem größeren Tümpel, in dem sich hunderte Krokodile tummeln.
Wir laufen nicht mehr bis zu Ende der Schlucht, da es dort ziemlich trocken wird und nicht mehr so schön aussieht. Stattdessen beobachten wir die Krokodile noch etwas, bevor wir zum Parkplatz zurücklaufen.
Bis zum Abend rumpeln wir über die letzten Kilometer der Gibb River Road bis nach Derby. Der Zustand ist für den Ruf der Straße eigentlich ziemlich gut. 
Nach dem Frühstück am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg ins touristische Broome. Viele australische Rentner kommen in diese Gegend, um dem Winter im Süden des Landes zu entkommen. Das Städtchen ist nicht schlecht, bietet aber auch nichts wirklich Besonderes, um hier längere Zeit zu verbringen. Daher machen wir uns auch am übernächsten Tag auf den langen Weg zum Karijini Nationalpark.

Toller Ausblick von einem grandiosen ZeltplatzDie ersten 600 Kilometer nach Port Hedland sind extrem öde. Die Landschaft ist einfach nur flach und trocken. Port Hedland ist schließlich eine hässliche Hafenstadt. Von hier sind es nochmals 300km zum Karijini Nationalpark. Die Strecke dorthin wird aber wieder wesentlich schöner. Vor dem Osteingang des Parks finden wir einen fantastischen Zeltplatz auf einem Aussichtspunkt. Der Weg bis dahin ist zwar extrem schlecht, dafür haben wir aber den ganzen Platz für uns alleine und absolut keinen Verkehrslärm.
Der Karijini Nationalpark besteht aus mehreren Schluchten, wo es auch viele Pools zum Baden gibt. Um den Parkeintritt zu bezahlen, müssen wir zuerst ins Visitor Center fahren. Die Nationalparks in Australien sind, aus welchem Grund auch immer, Sache der Bundestaaten. Das bedeutet auch, dass man keinen Jahrespass für komplett Australien kaufen kann, sondern nur immer für die einzelnen Staaten. Außerdem muss man offiziell einen Pass für jedes Motorrad haben, während man hingegen z.B. nur einen Pass für einen Kleinbus mit 9 Personen benötigt. Man kann auch auf einen Pass zwei Nummernschilder eintragen lassen, dass darf dann aber nur ein Wohnwagen oder sonstiger Anhänger sein. Als die Mitarbeiterin im Karijini Park mitbekommt, dass wir zwei Parkpässe benötigen, obwohl wir sogar verheiratet sind und nur weil wir zwei Motorräder haben, findet sie das äußerst ungerecht und verkauft uns einfach zwei Jahrespässe zum Preis von einem. Außerdem zieht sie vom Gesamtpreis alle Eintrittstickets ab, die wir bereits in Westaustralien bezahlt haben. Wenn das mal kein guter Service ist?
Äußerst zufrieden verlassen wir daher das Visitor Center und fahren zum Fern pool, gleich um die Ecke. Diese Schlucht bietet gute Bademöglichkeiten in der Nähe des Parkplatzes und ist dementsprechend ziemlich voll. 
Wir machen dort nur eine kleine Wanderung und ziehen dann weiter zur Kalamina Gorge. Dort ist man wieder fast ganz alleine.

Das Kind in der Weano GorgeHauptsache nicht das kalte Wasser berührenAnschließend fahren wir die nördliche Verbindungsstraße zur Westseite des Parks. Der Zustand der Strecke ist für Motorräder eine absolute Katastrophe. Sie ist dermaßen zerbombt, dass man nicht weiß, ob man es auf die andere Seite schaffen kann, bevor es das Moped in seine Einzelteile zerlegt. Zum Glück sind es nur ca. 30km. Danach verlassen wir den Park auf der Westseite um außerhalb zu übernachten.
Tags darauf fahren wir dann zur Hancock- und Weano Gorge im Westen des Parks. Diese beide Schluchten sind deutlich enger und spektakulärer, als auf der anderen Seite. Teilweise muss man durchs Wasser schwimmen oder versuchen an der Wand entlang zu klettern. Ich hab mich fürs Klettern entschieden. Das Wasser ist trotz Wüste schweinekalt. Miriam hat ihren Stefan, das aufblasbare Einhorn, mitgebracht. 
Die darauffolgenden zwei Tage fahren wir über Tom Price bis nach Exmouth, ganz am nordwestlichsten Zipfel von Australien. Auf dem Weg zur Spitze der Halbinsel, sehen wir dann auch unsere ersten Emus. Oft sieht man hier sogar das Männchen mit einer Hand voll Baby Emus über die Straße spazieren. Ja richtig - das faule Emu Weibchen verzieht sich nämlich, sobald die Kleinen geschlüpft sind und das Männchen hat die ganze Arbeit an der Backe.
In Exmouth ist dann unsere Tour durch den Norden beendet und die nächsten Wochen werden wir Richtung Südküste unterwegs sein.

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