Donnerstag, 1. August 2019

Putzen wie die Teufel

Wasser holen in einem kleinen DorfFalls es das Ende der Welt irgendwo geben sollte, stehen die Chancen gut, dass es irgendwo bei Osttimor ist. Viele Menschen wissen vermutlich nicht einmal genau, wo diese Nation eigentlich liegt. Vor seiner Unabhängigkeit im Jahre 2002, wurde das Land viele Male von verschiedenen Nationen erobert. Dementsprechend ist die vom Krieg gebeutelte Nation ziemlich arm. Auf unserer Fahrt zur Hauptstadt Dili passieren wir jedenfalls extrem elende Siedlungen.
Wir müssen uns aufgrund unserer Verschiffung leider etwas beeilen und fahren daher direkt nach Dili. Die Hauptverbindungsstraße von der Grenze zur Hauptstadt ist größtenteils eine staubige Dreckstraße. Da wir schon relativ spät über die Grenze gekommen sind, schaffen wir die restlichen 120 Kilometer nach Dili allerdings nicht mehr. Wir kaufen uns ein paar Instant Nudelsuppen und finden letztendlich einen geeigneten Platz zum Zelten.
Osttimor war sehr lange eine portugiesische Kolonie. Die Landeswährung ist, aus welchem Grund auch immer, US Dollar. Obwohl die Armut hier sehr groß ist, ist Osttimor alles andere als günstig. Die Hotelauswahl ist ziemlich begrenzt und wir treffen Mike wieder in einem kleinen Homestay, wo er bereits untergekommen war. Wir bekommen einen schäbigen Schlaafsaal mit 6 Betten und ohne Fenster. Wenigstens haben wir ihn zu dritt alleine für uns. Der Preis ist für Südostasien sehr teuer. Eine andere Wahl haben wir allerdings sowieso nicht, da dieses Hostel mit Abstand am günstigsten ist.
Um Fahrzeuge nach Australien zu bringen, müssen diese durch eine strenge Quarantäne. Besonders berüchtigt ist diese Quarantäne in Darwin - vermutlich da hier sehr viele Güter aus Südostasien ankommen. Wir haben schon von vielen Berichten gelesen und gehört, dass die Motorräder klinisch rein sein müssen. Fallen sie durch das Gutachten der Quarantäne, müssen sie zur Reinigung und das kostet viele hundert Euro bzw. AU$. Für die Reinigung planen wir daher eine komplette Woche ein.
Mike hat bereits bei einem lokalen Ford Händler nachgefragt, ob wir unsere Motorräder dort reinigen dürfen. Die Adresse haben wir aus dem Internet bekommen und der Laden (Entreposto Commercial de Timor) ist ein Seegen für uns. Der Besitzer ist Portugiese und erlaubt uns die Motorräder dort die komplette Woche zu putzen und abzustellen. Ohne seine Hilfe wäre das Ganze eine absolute Katastrophe geworden. Die ganze Stadt ist extrem staubig und dreckig. Die Motorräder vor dem Hotel auf der Straße zu putzen, hätte dementsprechend niemals funktioniert.

Die Biere sind klein, aber wenn's dem Rücken gut tutMoped zerlegt um alles reinigen zu könnenSo verbringen wir also eine komplette Woche bei Entreposto. Wir kommen morgens bei Ladenöffnung und gehen wieder, wenn der Händler schließt. Wir dürfen alle Reinigungsutensilien und sogar Werkzeuge benutzen, müssen aber sauber und ordentlich arbeiten - das sind unsere Bedingungen. Außerdem will der Besitzer am Schluss ein Foto von uns und seinem Team haben. Eine Bezahlung wollen sie nicht.
Die Reinigung ist absolut mühsam. Wir demontieren die Motorräder fast komplett, um jede noch so kleine Ritze mit der Zahnbürste und Benzin zu erreichen. Nach 1,5 Jahren hat sich überall so viel Staub und Dreck angesammelt, dass wir zwischendurch nicht sicher sind, ob man das je wieder sauber bekommen kann. Jeden Abend sind wir völlig eingesaut und mit Benzin durchtränkt. Der Rücken schmerzt und jeden Abend lindern wir ihn an der Hafenpromenade mit ein paar Bierchen. Dili hat einen großen modernen Supermarkt mit vielen europäischen Lebensmitteln. Er ist zwar teilweise irrsinnig teuer, aber die Preise für Käse und Brot sind in Ordnung. Nachdem wir viele Monate hauptsächlich Reis und Nudeln gegessen haben, gönnen wir uns die ersten Tage fast ausschließlich Käsebrötchen mit Tomaten.

Bye bye Südostasien!Die sauberen Mopeds und das Entreposto TeamEine Woche später ist das Wunder vollbracht. Die Motorräder sehen fast aus wie neu. Die ganze Aktion war wirklich eine scheiß Arbeit und wir können jetzt nachvollziehen, warum viele Leute ihre Reise in Malaysia oder Indonesien beenden.
Entreposto hilft uns sogar beim Transport zum Hafen. Wir rollen die Motorräder einzeln auf einen Pickup und werden in einer abenteuerlichen Fahrt zu Bollore, unserem Logistikunternehmen gefahren. Auf deren Gelände steht zum Glück schon der Schiffscontainer und wir können die Motorräder sofort einladen. Die Angst war schon groß, dass sie noch irgendwo herumstehen und wieder völlig eingestaubt werden.
Wir haben für die Verschiffung nach Australien nur zwei Versender gefunden. Bollore hat schnell geantwortet und der Preis war in Ordnung. Obwohl die Entfernung nach Darwin nicht besonders weit ist, kostet das Verschiffen richtig viel Geld. Wahrscheinlich ist es sogar die weltweit teuerste Cargoverschiffung.
Außerdem gibt es immer noch zahlreiche ungeklärte Fragen, die keiner wirklich beantworten kann oder will. Laut Bollore muss man einen eigenen Container mieten - uns wurde aber auch schon anderes erzählt. Angeblich kann man die Zollabfertigung in Darwin nicht selbst machen, sondern benötigt einen Agenten. In unserem Fall war das auch Bollore. Trotzdem kann uns Bollore Timor nicht im voraus sagen, welche Kosten wir noch bei Bollore Australien haben werden. In Osttimor haben sie auch keine Ahnung von den strengen Quarantäne Vorschriften in Australien. Für Bollore in Dili ist letztendlich der Job erledigt, sobald unser Container auf dem Schiff ist. Um alles danach müssen wir uns wieder selber kümmern. Es ist schon ziemlich seltsam, dass die selbe Firma in keinster Weise mit der anderen Seite kommuniziert.
Wie auch schon nach Borneo, handelt es sich um ein reines Cargo Schiff. Wir dürfen daher nicht mit an Board und die einzige Möglichkeit ist wieder einmal ein Flugzeug zu nehmen. Leider hatten wir nicht wirklich Zeit um Osttimor zu bereisen, aber wir sind uns auch nicht sicher, ob es das wirklich wert ist. Nach so langer Zeit in Südostasien sind wir letztendlich auch froh mal wieder in ein Land zu kommen, wo wir nicht als die reichen Weißen mit unendlich Geld gesehen werden.

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