Mittwoch, 10. Juli 2019

Wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen

Flores

Auf der Fähre nach Flores haben wir wieder jede Menge Zeit, denn es dauert über 8 Stunden. Die Hafenstadt dort heißt Labuan Bajo und liegt unmittelbar am Komodo Nationalpark, der aufgrund der einzigartigen Komodo Warane bekannt ist.
Diesen Teil von Flores hatten wir bereits 2008 schon einmal gesehen. Der Besuch des Nationalparks und unsere Tauchausflüge damals waren zwar fantastisch, Labuan Bajo selbst ist uns aber immer noch als absolut dreckigstes Drecksloch, welches wir jemals auf der ganzen Welt gesehen haben, in Erinnerung. Die Küste in der Stadt war meterhoch mit Müll bedeckt und die Abwässer aus den Wohnungen sind aus Abflussrohren einfach ins Meer geflatscht. Touristen gab es zu dieser Zeit fast noch keine.

Schöne Bucht bei Labuan BajoFischmarkt in Labuan BajoAls wir im Hafen einlaufen und die Menschenmenge sich zum Aussteigen bereit macht, werfen die Einheimischen noch kurz den restlichen Müll aus den Fenstern ins Meer. Das Verhalten der Leute hat sich also in den letzten zehn Jahren kaum verändert. Wir sind zwar praktisch immer noch im Nationalpark, das interessiert hier aber eigentlich keinen Schwanz.
Labuan Bajo hat sich trotzdem stark gewandelt. Es ist viel größer, teurer und extrem touristisch geworden. Die abartigen Müllmengen sind erfreulicherweise verschwunden. Es ist zwar weit entfernt von sauber, sieht aber jetzt aus wie die meisten Städte in Südostasien.
Wir wollen eigentlich gerne den Nationalpark wieder besuchen und fragen in unserer Unterkunft nach. Mit allen Parkgebühren, Tourismussteuern, Transport, Konservierungsgebühren usw. kostet ein Tagesausflug auf einem vollgestopften Boot mittlerweile rund 50 € pro Person. Sind die noch ganz dicht?
Nach einigem Hin und Her beschließen wir schließlich, trotz der aberwitzigen Preise, ein letztes Mal nach Komodo zu fahren und buchen über unsere Unterkunft eine Tour für den übernächsten Tag. Natürlich müssen wir diese als Bestätigung auch gleich bezahlen – unser Vermittler muss ja schließlich sicher gehen, dass wir unsere Buchung auch ernst nehmen.
Den nächsten Tag verbringen wir dann sehr entspannt und fahren an eine nahegelegene Bucht ein bisschen außerhalb der Stadt. Später laufen wir noch etwas durch die Stadt und essen am Fischmarkt zu abend. Vorne an der Hauptstraße, wo sich die ganzen Touristen aufhalten, ist es jetzt ziemlich schwer geworden günstiges Essen zu bekommen. Es gibt hauptsächlich schicke Restaurants, wo einem beim Anblick der Preise die Ohren schlackern.

Eines der unzähligen vollgestopften Touristenboote - kein Platz mehr für unsAm nächsten Morgen müssen wir extrem früh aufstehen. Bereits um 5 Uhr soll es zum Hafen gehen. Der Besitzer unseres Gasthauses, welcher gleichzeitig unser Fahrer ist, scheint aber verschlafen zu haben. Wir müssen ihn wecken lassen, damit er uns schlaftrunken zum Pier fahren kann. Vorher besorgt er noch zwei billige Fresspakete an einem Straßenstand, welche er uns unmotiviert in die Hand drückt. Darin befindet sich ein traurig ausschauender Fisch und etwas Reis. Das ist also die Tagesverpflegung, die man für den Tourpreis von 50 € bekommt – klasse!
Als wir bei den Booten ankommen wirkt er sichtlich aufgeregt. Irgendwas scheint nicht in Ordnung zu sein. Es wird heftig diskutiert und Köpfe geschüttelt. Etwas später kommt er dann zurück und meint, dass die Boote alle voll wären und wir leider nicht an Board kommen können. Aufgrund der Vorgeschichte sieht es allerdings sehr danach aus, dass er einfach vergessen hat überhaupt für uns zu buchen. Ärgerlich auch deshalb, weil wir ja unbedingt als Bestätigung schon anzahlen mussten, einen kompletten Tag nur auf diese Tour gewartet haben und noch dafür extra um 4:30 Uhr aufgestanden sind. Es ist ihm auch sichtlich peinlich.
Zurück im Hotel beschließen wir später, dass wir die Tour einfach auslassen und stattdessen unser Geld zurück verlangen. Es ist sowieso viel zu teuer, die Boote waren extrem voll und wir haben den Park ja auch schon gesehen. Nach diesem Affentheater lassen sich die 100 € wirklich besser investieren.
Mike kommt an diesem Tag auch mit der Fähre in Flores an. Nachdem er die Umstände gehört hat, beschließt er ebenfalls zusammen mit uns am nächsten Morgen weiterzufahren. Labuan Bajo und Komodo Nationalpark ist leider eine schwere Touristen Abzocke geworden. Die Preise sind zum Teil völlig daneben, die Leute unmotiviert und trotz Nationalpark Schutzgebiet überall Müll. Interessanterweise ging das nicht nur uns so, sondern das haben wir auch von anderen Reisenden gehört. Was können die Einheimischen allerdings schon von den Touristen halten, wenn manche Leute eine private Bootstour in den Park für 1000 $ am Tag buchen? Richtig – weiße westliche Geldsäcke aus Ländern, wo anscheinend die Kohle einfach so vom Himmel regnet. Man kann ihnen daher kaum verübeln etwas vom Kuchen abhaben zu wollen.

Trinkwasser schöpfen an einem kleinen Dorfbrunnen
Fast alle kauen Betelnüsse in IndonesienKaum haben wir die Stadt verlassen, lichtet sich der Verkehr und die Landschaft wird sehr schön. Nach einigen Kilometern biegen wir nach Süden ab und fahren eine holprige Dreckstraße zu einem Vulkansee, wo es heiße Quellen geben soll. Der Ort ist zwar schön, man wird aber leider von Moskitos gefressen und die heißen Quellen eignen sich auch nicht zum Baden. Deshalb umrunden wir den See nur auf einem teils abenteuerlichen Pfad und fahren die restliche Strecke in die Berge nach Ruteng. Dort nehmen wir uns schließlich ein Zimmer, weil es anfängt zu regnen und ziemlich kalt geworden ist.
Der Regen hat am nächsten Tag zum Glück etwas nachgelassen und wir folgen zunächst einer kleinen Straße an die Nordküste nach Reo. Danach fahren wir Küstenstraße schließlich nach Osten. Hier haben wir dann definitiv die Touristengegenden hinter uns gelassen. Auf der kleinen Dreckstraße herrscht fast kein Verkehr mehr und wir verbringen ein paar tolle Nächte am Strand mit frischen Kokosnüssen. Wir fahren bis zur Provinz Maurole und biegen dann wieder ab ins Landesinnere. Städtenamen kann ich hier leider keine mehr finden. Als wir uns dem Kelimutu Nationalpark nähern wird es wieder etwas touristischer. Der Park ist bekannt für seine verschiedenfarbigen Kraterseen. Es gibt hier nicht wahnsinnig viel zu tun, aber man kann einen Blick auf die Krater werfen. Leider ist es Wochenende, was für Touristen mal wieder einen Preisaufschlag von 50% bedeutet und wir beschließen daher den Nationalpark auszulassen.
Die Passstraße zur Südküste ist allerdings fantastisch. Sie schlängelt sich auf einer winzigen Straße durch den Regenwald nach Süden. Auf halber Strecke finden wir ein verlassenes Häuschen mit einer kleinen Wiese davor. Da es bereits dunkel wird, scheint das für uns die beste Möglichkeit zu sein ein Nachtlager aufzuschlagen. Wir versuchen uns einigermaßen zu verstecken um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Bis zum nächsten Morgen funktioniert das auch ganz gut. Dann kommen uns allerdings viele neugierige Dorfbewohner besuchen um zu sehen, was die seltsamen Fremden da machen. Leider spricht keiner von ihnen Englisch. Die Unterhaltung ist daher wieder etwas mühselig.
Einige Kilometer weiter kommen wir nach Koka Beach. Der Strand kostet Eintritt und wir sind zuerst nicht sicher, ob es das wirklich wert ist. Der Preis ist allerdings verkraftbar und wir entscheiden uns zu riskieren, dass es eventuell ein Reinfall wird.
Entgegen aller Erwartungen ist die Bucht wirklich toll und für indonesische Verhältnisse richtig sauber. Es gibt dort nur zwei kleine Imbissbuden und in der zweiten Reihe ein paar ältere Bungalows in denen man übernachten könnte. Die Einheimischen dort scheinen den Strand etwas aufzuräumen, ansonsten wäre er kaum so sauber. In Anbetracht dessen und noch der Tatsache, dass wir am Strand campen dürfen, ist es das Eintrittsgeld allemahl wert.

Koka BeachWir nutzen den Rest des Tages zum schwimmen und entspannen. Miriam bläst ihren Stefan auf um damit die Bucht zu erkunden. Nach einiger Zeit kommen plötzlich ein paar Einheimische hektisch auf mich zugerannt und meinen es gäbe ein Problem mit Miriam. Ich folge ihnen eilig ein paar Meter hinüber zur anderen Bucht und sie zeigen aufgeregt Richtung Meer, wo Miriam etwas weiter draußen auf ihrem aufblasbaren Einhorn herumpaddelt. Sieht so weit alles in Ordnung aus - versuche ich ihnen zu erklären. Klar sie ist weit draußen, aber es scheint keine außergewöhnliche Strömung zu geben, sie ruft nicht um Hilfe, bewegen tut sie sich auch noch und gut schwimmen kann sie sowieso. Die Einheimischen sind schließlich sichtlich verdutzt, als ich wieder beruhigt an meinen Schattenplatz zurück kehre.
Die Aufregung bricht allerdings nicht ab und immer mehr Einheimische versammeln sich am Strand. Ich weiß, dass Asiaten meistens nicht gut oder gar nicht schwimmen können. Aber alle Bemühungen ihnen zu erklären, dass Miriam diese Strecke im Notfall auch locker ohne ihr Einhorn schwimmen könnte, schlagen fehl. Kurz darauf kommt sogar noch ein Boot um Miriam zu retten. Mittlerweile hat sie auch den Tumult am Strand bemerkt und kommt wieder zurück zum Ufer. Eine der Einheimischen ist Polizistin und springt sogar noch ins Wasser, um Miriam entgegen zu schwimmen. Sie ist fast den Tränen nahe und überglücklich, dass Miriam wieder heil an Land ist. Es war zwar letztendlich rührend, wie sich die Einheimischen um Miriam gesorgt haben, aber die Situation war eigentlich für jemanden der halbwegs schwimmen kann überhaupt nicht gefährlich. Wahrscheinlich haben sie trotzdem gedacht, dass ich ein Raben Ehemann bin.

Die Bambusspieße sind fast zu schwach für den FischMike und ich haben erfolgreich eingekauftGegen abend ziehen Mike und ich los ein paar Bierchen und etwas Essen zu organisieren. Allerdings gibt es keine richtigen Supermärkte in den kleinen Dörfchen. Wir können zunächst nicht einmal vernünftiges Gemüse finden. Als wir schließlich ein paar Einheimische fragen, führen sie uns in einen Schuppen im Hinterhof. Wir kommen uns schon vor wie illegale Drogen Dealer, aber in dem kleinen Kabuff sind dann tatsächlich allerlei verschiedene Gemüsearten. Anschließend finden wir noch drei Männer am Straßenrand die eine Hand voll Thunfische anbieten. Nach kurzem Feilschen bekommen wir zwei riesige Exemplare in die Hand gedrückt und machen uns wieder auf den Weg nach Koka Beach.
Miriam hat bereits alles für ein Lagerfeuer am Strand vorbereitet. Die zwei Fische spießen wir auf Bambus um sie über das Feuer zu hängen. Zum Glück haben Thunfische eine stabile Haut, ansonsten wäre es unmöglich gewesen die schweren Fische auf dem Bambusspieß zu befestigen. Aufgrund der Größe warten wir aber ca. zwei Stunden bis sie schließlich durch sind. Angerichtet werden sie traditionell auf Bananenblättern.
Wir sitzen den Rest des Abends völlig alleine im Sand neben dem Feuer. Bier, Meeresrauschen, Sternenhimmel - was gibt es Besseres? Koka Beach ist wirklich immer noch ein kleines Paradies.
Am nächsten Morgen ist das Wetter etwas schlechter geworden und wir fahren weiter nach Maumere. Maumere wurde uns als Geheimtipp zum Tauchen empfohlen. In der Stadt selbst gibt es absolut nichts zu sehen. Touristen gibt es hier auch fast keine. Etwas außerhalb finden wir eine günstige Unterkunft im Pantai Paris Homestay, wo wir unsere Zelte im Garten aufschlagen dürfen. Die Besitzerin spricht hervorragendes Englisch und betreibt ihr Homestay möglichst ökologisch. In einem Land wie Indonesien ist das wirklich ein kleines Wunder.
Wir wollen einen Tag tauchen gehen, aber das gestaltet sich schließlich gar nicht so einfach. Es gibt ganz weit außerhalb ein schweizer Tauchresort. Das ist aber hauptsächlich für Hausgäste und nur im Fall von freien Plätzen, nehmen sie auch auswärtige Leute mit. Zudem gibt es noch eine winzige einheimische Tauchschule relativ nahe an unserer Unterkunft. Wir haben schon Mühe überhaupt das Gebäude zu finden, da es sich irgendwo im Hinterhof befindet und von außen nur schwer zu erkennen ist. Es ist auch nur eine Person da und diese kann uns fast keine Auskunft geben. Wir sollen gegen abend noch einmal vorbeikommen - dann kommt der Rest des Teams vom Tauchen zurück.
Pünktlich um 19 Uhr stehen wir dort wieder vor der Türe und diesmal sind ein paar Leute mehr da, die auch einigermaßen Englisch sprechen. Wir bekommen am nächsten Tag eine Tour ganz für uns alleine mit drei Tauchgängen und werden sogar noch vom Homestay abgeholt. Der Preis ist nicht günstig, aber es gibt auch quasi keine Konkurrenz und damit auch keinen Wettbewerb. Es ist aber halb so schlimm und die Jungs sind auch ziemlich cool.

Beste Sicht trotz StrömungMiriam in der Mittagspause - Tauchen bei MaumereNach dem Frühstück am nächsten Tag fahren wir dann ca. 1 Stunde zum kleinen Hafen, wo unser Boot ablegt. Am Pier steht nur noch ein einziges zweites Tauchboot. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. In anderen Tauchgebieten fahren normalerweise immer dutzende Tauchboote zur gleichen Zeit aus dem Hafen.
Auch hier in Maumere ist die Strömung stark und alle drei Tauchgänge sind Strömungstauchgänge. Das bedeutet man lässt sich mit der Strömung treiben und wird dann wieder vom Tauchboot geholt. Die Sicht unter Wasser ist trotz der Strömung phänomenal. Noch nie zuvor hatten wir so gute Sicht beim Tauchen. Die Korallenvielfalt in Maumere ist auch noch einzigartig. Es gibt im Vergleich zu anderen Tauchregionen kaum Bootsverkehr und das Riff ist noch in einem guten Zustand.
Am Ende des Tages sind wir froh, nicht in Labuan Bajo tauchen gegangen zu sein. Das abgelegene Maumere ist um ein Vielfaches schöner und unberührter.
Mike verlässt uns am nächsten Tag etwas früher. Er benötigt einen Gesundheits Check für sein Australien Visum, welchen er in Osttimor machen lassen kann. Das Visum für Australien war bisher eines der Aufwändigsten auf der ganzen Reise. Man muss ein 19 seitiges Online Formular ausfüllen und allerlei skurrile Fragen beantworten. Eine der Fragen ist, ob "man bereits länger als drei Monate außerhalb seines Heimatlandes ist". Natürlich hatte ich erst einmal "ja" angekreuzt, doch danach soll man dann sämtliche Länder während dieser Zeit mit Ein- und Ausreisedatum angeben. Darauf hatte ich keine Lust und hatte daher entschieden "nein" anzukreuzen. Was einem jedoch nicht gesagt wird ist, dass man bei der Antwort "ja" eine automatische Aufforderung bekommt, einen Gesundheits Check vorzulegen. Nun - Mike war so ehrlich und hatte sich die Mühe gemacht. Jetzt muss er daher leider zum Gesundheits Check. Wir haben bereits unser Visum. Es ist uns nur etwas mulmig, ob wir evtl. bei der Einreise Probleme bekommen werden.

Blick vom Mt. Egon auf die KüsteIm Krater vom Mt. EgonMiriam und ich fahren an diesem Tag zum Mount Egon, einem aktiven Vulkan etwas östlich von Maumere. Diesen Berg kann man tatsächlich noch ganz ohne Eintrittsgebühren besteigen. Wahrscheinlich aber nur, weil es hier sowieso fast keine Touristen gibt. Die Wanderung führt mit tollem Ausblick bis zum Krater. Mit etwas Geschick kann man auch in diesen hinabsteigen. Der Grund des Kraters sieht aus wie ein ausgetrockneter See. Er ist fast komplett verschüttet, aber auf der einen Seite geht noch ein tiefes Loch in den Hauptkrater. Den Boden kann man nicht sehen, aber es brodelt gefährlich aus der Tiefe. Auf der anderen Seite kommt mit unglaublichem Druck Schwefeldampf aus ein paar Löchern. Es hört sich an wie ein startender Jumbojet. Auf dem Rückweg wird es dann auch schon wieder ziemlich frisch. Kaum zu glauben, dass es in Indonesien so frisch werden kann.
Am nächsten Morgen fahren wir dann auch die restlichen Kilometer bis Larantuka, wo die Fähre nach West Timor ablegt. Wir wollen die Fahrpläne für die Schiffe herausbekommen, doch das gestaltet sich als äußerst schwierig. Nachdem ich dutzende Leute gefragt habe, scheint zumindest klar zu sein, dass am nächsten Tag eine Fähre nach Westtimor ablegen wird. Allerdings haben wir drei verschiedene Abfahrtszeiten und die Tickets kann man nur vor der Abfahrt kaufen. Aufgrund der ganzen Verwirrung nehmen wir uns einfach ein Zimmer und ich fahre am nächsten Morgen schon bevor der Ticketschalter öffnet um 6 Uhr zum Hafen. Letzendlich muss ich dort zwar noch zwei Stunden warten, aber wir bekommen unsere Tickets für die nächste Fähre.
Als ich zum Hotel zurückkehre ist Miriam schon ganz aufgeregt. Ihr wurde erklärt, dass die Chance äußerst gering ist noch ein Ticket zu bekommen. Die ersten Autos haben auch schon das Hotel verlassen um zur Fähre zu fahren. Bis die Fähre dann aber tatsächlich ablegt, vergehen noch ein paar Stunden.

Westtimor

Miriam im Ninja Turtle Fleece zwischen den Menschen und AbgasenDie Überfahrt dauert dieses Mal 15 Stunden und, wie soll es auch anders sein, wir kommen wieder mitten in der Nacht an. Beim Aussteigen aus der Fähre bietet sich wieder ein einzigartiges Spektakel, welches auch in Indien hätte sein können. Die Fahrzeuge sind extrem dicht aneinander geparkt, Man kann sich kaum daran vorbeiquetschen. Schon eine halbe Stunde bevor die Schiffsluke öffnet, stehen alle Passagiere bereits bei den Fahrzeugen und starten die Motoren. Es ist abartig heiß im Frachtraum und man könnte es noch verstehen, falls die Autos und Lastwagen eine Klimaanlage hätten - haben sie aber nicht. So stehen also hunderte Leute samt Kinder, Hühner, Ziegen usw. für mindestens eine halbe Stunde hustend in den Abgasen.
Als wir schließlich schon etwas bedudelt aus der Fähre kommen, fahren wir erst gar nicht in die Hauptstadt Kupang, sondern biegen recht zügig in einen verlassenen Feldweg ein, wo wir unser Zelt aufschlagen können. Bis wir dann im Bett liegen ist es schon 3 Uhr nachts.
An Kupang selbst sind wir nicht groß interessiert. Wir fahren lieber an die Südküste nach Oetune, wo es schöne Dünen am Strand geben soll. Die Straße wird allerdings immer schlechter und am Ende ist sie kaum mehr fahrbar. Wir wundern uns schon wie das sein kann und kommen schließlich an einen großen Fluss. Verdammt gibt es hier keine Brücke? Wir hätten wohl die Straße weiter nördlich nehmen müssen, aber das wäre jetzt wieder über 70 Kilometer zurück.

Die Einheimischen wissen den Weg über den FlussMiriam arbeitet sich durchs grobe FlußbettWir kommen in ein kleines Dorf und ich versuche die Einwohner zu fragen. Die schicken uns zuerst wieder die ganze Straße zurück, aber als wir fragen, ob man nicht irgendwo durch den Fluss fahren kann, heisst es, dass das weiter unten am Fluss vermutlich ginge. Wir versuchen unser Glück und finden tatsächlich eine Stelle, wo wir es schaffen auf die andere Seite zu kommen. Das Wasser ist zwar nicht sonderlich tief, aber es sind extrem große Kieselsteine im Fluss und der Untergrund ist unangenehm holprig und weich. Ein paar einheimische Jungs helfen uns noch dabei. Nach wenigen Kilometern Sand stehen wir dann wieder auf gutem Asphalt und sind froh, dass wir nicht wieder alles zurückfahren mussten.
Oetune ist so winzig, dass man es nicht einmal als Dorf bezeichnen kann. Ein paar Häuser stehen verstreut zwischen Palmen und Feldern. Wir haben Mühe etwas zum Essen einzukaufen. Außer Eier und Instantnudeln gibt es nichts.

Dünen und Strand soweit das Auge reicht
In der Nähe der Dünen finden wir dann ein verlassenes Resort. Vermutlich war das mal ein schöner Ort, aber jetzt stehen dort nur noch ein paar heruntergekommene Häuser. Anstatt unser Zelt dort aufzustellen wollen wir lieber etwas näher an die Dünen kommen. Leider scheint das alles Privatgelände zu sein. Ein Einheimischer auf einem Moped sieht unsere planlosen Gesichter und zeigt uns schließlich den Weg mitten durchs "Privatgelände". In Indonesien sieht man das eben alles etwas lockerer als bei uns.
Auf den Dünen ist es zu windig. Daher schlagen wir unser Lager etwas dahinter neben ein paar Palmen auf. Es ist uns zu kalt zum Schwimmen, aber die Dünen und der kilometerlange menschenleere Strand sind wirklich gigantisch.
Nach einer erholsamen Nacht geht es wieder in die Berge. Wir fahren ins Landesinnere zum Nuaf Nefomasi. Die kleine Passstraße schlängelt sich tief in die Berge. Am Ende wird sie wieder ziemlich unwegsam und führt durch ein kleines Bergdorf bis sie in einem großen Laubwald endet. Es sieht hier überhaupt nicht mehr nach Südostasien aus. Wir können sogar das Wasser direkt aus einem kleinen Bach trinken ohne es zu filtern. Leider führt der kleine Dreckweg in die falsche Richtung und wir müssen am Ende wieder umkehren.

Schöne Offroad Straßen in WesttimorCampen im Wald in WesttimorDa es auch schon langsam wieder spät wird, verlassen wir die kleine Straße und fahren ein paar hundert Meter in den Wald. Es ist kein dichter Wald, sondern eher eine Almwiese mit Laubbäumen und frei laufenden Pferden. Dort schlagen wir unser Zelt auf und gehen davon aus, dass uns dort niemand findet.
Am nächsten Morgen kommen allerdings schon die ersten Leute vorbei. Wo zum Teufel kommen die immer her? Hier gibt es wirklich nichts und es ist auch noch im Wald. Sie sind wie immer sehr nett, aber sprechen kein Wort, sondern schauen uns nur mit großen Kulleraugen an und lächeln ab und zu. Das ist zwar in Ordnung, aber man fühlt sich halt doch immer die ganze Zeit etwas beobachtet.
Es wird Zeit für uns nach Osttimor aufzubrechen, da wir die Überfahrt nach Australien organisieren müssen. Wir haben zwar schon vorher Kontakt mit den Logistik Unternehmen aufgenommen und haben auch schon einen Termin, trotzdem gibt es aber noch einige Unklarheiten.

Entspannte Grenzbeamte in Osttimor Die Grenze ist nicht mehr weit und wir sind daher nicht besonders in Eile. Ein einheimischer Motorradfahrer erklärt uns noch, dass die Grenze erst um 17 Uhr schließt. Als wir dort ankommen ist es 15:40 Uhr. Ein aufgeregter Grenzbeamter kommt sofort auf uns zu und meint wir müssten uns extremst beeilen, da wir nur noch 20 Minuten hätten. Wir haben nicht mit einer Stunde Zeitverschiebung in Osttimor gerechnet und jetzt wird es daher knapp. Wir erleben die schnellste Zollabfertigung auf unsere ganzen Reise. Einer der Männer zeigt uns dann noch den Weg auf seinem Moped, damit wir schnell zur Seite in Osttimor finden. Erlaubt ist 20 km/h und wir fahren mit ca. 70 km/h. Ehe wir es rechtzeitig bemerken, rasen wir durch ein Tor an vier bewaffneten Militärleuten vorbei. Wir halten kurz dahinter an und vermuten, dass das bestimmt nicht gut war. Doch die Jungs winken einfach nur wie wild und machen Zeichen, dass wir uns beeilen sollen. Kurz vor knapp stehen wir am Zoll von Osttimor. Die Röntgenmaschine ist schon abgeschaltet, aber wir sollen trotzdem unsere Taschen abmachen. Einer der Beamte wirft einen kurzen Blick hinein und winkt uns dann durch. Das ganze Gepäck abmachen und wieder am Motorrad befestigen, dauert jedoch trotzdem seine Zeit. Am Ende warten mindestens sechs Zöllner, bis wir endlich fertig sind. Die Männer sind aber völlig entspannt, obwohl es mittlerweile schon 17:30 Uhr geworden ist und Zeit für eine Fotosession bleibt allemal. Wenn das kein gelungener Start für Osttimor ist...

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