Samstag, 20. April 2019

Der Monsoon kommt früh dieses Jahr

Alle glücklich in Malaysia angekommenSchon auf den wenigen Kilometern nach der Grenze fällt auf, dass Malaysia deutlich sauberer ist als die anderen südostasiatischen Länder. Unser Ziel ist die kleine Insel Penang im Nordwesten. Die Hauptstadt Georgetown ist mittlerweile ziemlich modern und multikulturell. Es gibt ein little India, ein Chinatown, moderne Einkaufszentren und eine Altstadt die ein wenig an ein Künstlerviertel erinnert.
Kurz bevor wir die Brücke vom Festland nach Penang erreichen, werden wir wieder einmal fast von der Straße gespühlt. Wie wir auch in Thailand und Kambodscha bereits festgestellt hatten, scheint der Monsoon dieses Jahr auch in Malaysia früher einzusetzen als normal. In Georgetown suchen wir uns dann völlig durchnässt erst einmal eine trockene Unterkunft. 
Bier ist in Malaysia nicht so einfach überall zu bekommen und ist normalerweise auch sehr teuer. Auf unserem abendlichen Streifzug durch die Gassen, kommen wir allerdings an einem etwas versteckten Platz in der Altstadt vorbei, der bei den Einheimischen ziemlich bekannt zu sein scheint. Eine große Gruppe von Menschen sitzt auf maroden Plastikstühlen mitten auf der Straße und trinkt Alkohol. Für Malaysia ist das schon ein etwas ungewöhnlicher Anblick. Getränke bekommt man in einem heruntergekommenen Schuppen direkt daneben, wo ein dicker Chinese in einem hochgekrempelten Feinripp-Unterhemd seine Wampe stolz präsentiert und dabei im Sekunden Rhythmus alkoholische Getränke verkauft. Es scheinen recht viele internationale Studenten aus aller Welt hier abends abzuhängen, weil es wohl der einzige Platz weit und breit ist, einigermaßen günstig Alkohol zu bekommen. Auf jeden Fall ist es sehr amüsant zwischen unzähligen Leuten aus aller Welt in einer verratzten Gasse auf ebenso verratzten Plastikstühlen zu sitzen und sich zu unterhalten.

Blick von oben auf den Nationalpark in Penang
Der Bootssteg hat auch schon bessere Zeiten gesehenAm nächsten Tag lassen wir unsere Motorräder in der Unterkunft stehen und fahren mit dem Bus zum nahegelegenen Nationalpark. Die Eintrittsgebühr ist noch einigermaßen in Ordnung, aber der Park hat seine besten Zeiten hinter sich. Der Canopy Walkway, eine Art Baumwipfelpfad, ist schon seit Monaten gesperrt weil er renoviert werden müsste. Die Gebäude neben dem Wanderweg sind zerfallen und schon eine Ewigkeit nicht mehr benutzt worden. Die Holzstege auf dem Trampelpfad sind morsch und zerbrochen. Am Ticket Häusschen wollen sie uns sofort ein Bootsticket andrehen um zum Monkey Beach zu kommen, da man angeblich nicht mehr hinlaufen kann. Wir lehnen dankend ab und versuchen lieber durch den Dschungel dorthin zu laufen, wie es ursprünglich, als der Park noch nicht so heruntergekommen war, auch gedacht war. Die Wanderung ist sehr schön und man trifft auch keine anderen Leute, da vermutlich alle mit dem Boot fahren. Bis auf die zusammengebrochenen Holzstege sehen wir auch keinen Grund, warum man, laut Aussage der Ticket-Damen, nicht zu diesem Strand laufen können soll.
Monkey Beach ist ganz nett, aber von einem Traumstrand doch ziemlich weit entfernt. Auch hier reihen sich ein paar verfallene Bars und Unterkünfte entlang des Küstenstreifens und die meisten davon sind nicht mal mehr geöffnet. Eine russische Influencerin räkelt sich in ihrem sexy roten Bikini auf einem gestrandeten Baumstamm und zu unserer Belustigung, muss Miriam ein paar Fotos für sie machen, da sie offenbar alleine unterwegs ist. 
Unser britischer Kumpel ist leider etwas lauffaul. Daher beschließen wir für den Rückweg ein Boot zu nehmen um den armen Kerl etwas zu schonen.

Schöner Ausblick vom Tempel auf GeorgetownTags darauf besuchen wir noch den Kek Lok Si Tempel. Er gilt als der größte buddhistische Tempel Malaysias. Auch an diesem Ort muss man sich, typisch südostasiatisch, erst einmal durch unzählige Souvenirstände kämpfen, bevor man das Heiligtum erreicht. Man kann dort jeden erdenklichen „China“-Schrott, Klamotten, Parfüm oder auch eine kleine Plastik-Maschinenpistolen für die Kleinen erwerben. Hat man dann schließlich die ganzen Treppen durch das Chaos erklommen, kommt einem der Tempel irgendwie gar nicht mehr so heilig vor, sondern eher wie eine Möglichkeit den Touristen möglichst viel Scheiß anzudrehen. Der Tempelgarten ist allerdings schön gepflegt und der Ausblick auf die Stadt ist auch ganz nett.
Nach dem Frühstück fahren wir am nächsten Morgen Richtung Kuala Lumpur. Da es für einen Tag zu weit ist, beschließen wir bei einer heißen Quelle auf halber Strecke anzuhalten. Am Eingang gib es ein kleines Ticket Häusschen und dahinter eine Wiese mit ein paar Bäumen und sogar einen Campingplatz. Da wir den Campingplatz mit unseren Mopeds nicht erreichen können, dürfen wir unsere Zelte auf der Wiese aufstellen und können so den Großteil unserer Taschen einfach an den Motorrädern lassen. Auch hier ist nicht viel los und die Anlage erscheint ziemlich verlassen. 
Direkt hinter der Wiese fließt ein kalter Fluss vorbei. Überall am Flussbett entlang gibt es kleine Buchten und die heißen Quellen laufen dort einfach aus dem Boden in den Hauptstrom hinein. Man kann es nicht wirklich sehen, sondern muss sich am Ufer entlang tasten um eine Stelle mit geeigneter Temperatur zu finden. Das Ganze ist natürlich belassen und wirklich extrem schön, weshalb wir auch bis lange nach Sonnenuntergang gemütlich im Fluss sitzen bleiben.
Am nächsten Tag fahren wir die restlichen Kilometer nach Kuala Lumpur. Mike's KTM muss das Ventilspiel eingestellt bekommen und braucht auch sonst einen Service. Die Reparatur dauert ein paar Tage und wir nutzen die Gelegenheit nach Langkawi zu gehen.

Schöner Strand in Langkawi
Die Seilbahn auf einen der höchsten Gipfel in LangkawiLangkawi ist eine zollfreie Insel an der Westküste Malaysias. Nachdem für mich in Thailand bereits viele Inseln verhunzt sind, habe ich von Langkawi ehrlich gesagt nicht viel erwartet. Zu meinem Erstaunen ist die Insel allerdings doch ganz nett. Es ist relativ sauber und gepflegt und gibt noch viel Natur. So macht es jede Menge Spaß mit einem Roller die Insel zu erkunden. Klar ist es touristisch, aber es hält sich im Vergleich zu vielen anderen Orten in Grenzen und das Bier ist mit Abstand das Günstigste in ganz Malaysia. 
Es gibt einige schöne Strände und Wasserfälle zu sehen. Eine Seilbahn führt auf einen der höchsten Punkte der Insel, von wo man einen schönen Ausblick hat. Wir nutzen die paar Tage um einfach ein bisschen zu entspannen.
Das Kind schwimmt in seinem Luxus Pool
Zurück in Kuala Lumpur müssen wir uns um unsere Weiterfahrt nach Indonesien kümmern. Wir finden ein privates Appartement etwas außerhalb des Zentrums. Eigentlich war die Unterkunft als komplette Wohnung inseriert, als wir dort aber ankommen ist es nur ein Zimmer in der Wohnung des Besitzers, wir dürfen aber das gesamte Appartement mit Fernseher, Balkon, Swimming Pool, Küche und Waschmaschine benutzen. Außerdem stehen unsere Motorräder sicher in der Garage. Das Appartement ist in einem Hochhaus mit grandiosem Blick auf die Stadt. Mit der Metro ist man in 15 Minuten im Zentrum. Der Besitzer der Wohnung heißt Bernard und ist ein mehr als schräger Vogel. Er ist stock-schwul und macht daraus auch kein Geheimnis – im Gegenteil er macht gerne viele Witze und spottet über die Männerwelt. Er scheint als Kind in einen Topf Red Bull gefallen zu sein, zumindest leidet er meiner Meinung nach schwer unter ADHS. Er spricht zwar sehr gut Englisch, aber es fällt schwer eine Unterhaltung zu führen, weil er ständig mitten drin das Thema wechselt. Obwohl es immer sehr spaßig mit ihm ist, wünsche ich mir immer nach ein paar Minuten einen Baldrian Tee, weil er mich auf Dauer kirre macht. Die Wohnung ist allerdings richtig cool.

Im Inneren des Batu Cave
Vor den Petrona Twin TowersObwohl ich eigentlich Städte nicht wirklich mag, hat mir Kuala Lumpur immer schon gut gefallen. Es gibt ein paar schöne Parks und von überall kann man die beeindruckenden Petrona Twin Towers und den KL Tower sehen. An einem der Tage fahren wir zu den Batu Caves damit sie Mike auch einmal gesehen hat. Das Höhlengewölbe ist immer noch beeindruckend, aber der Ort ist schwer touristisch geworden und hat nicht mehr den Flair, wie vor 10 bis 15 Jahren. Es regnet auch mittlerweile fast jeden Tag.
Für unsere Weiterreise müssen wir unsere Pläne ändern. Ursprünglich wollten wir nach Sumatra übersetzen und von dort nach Osten fahren. Das Schiff wurde allerdings im Oktober 2018 eingestellt und jetzt gibt es nur noch „halb“-legale Passagierboote, die ein bis zwei Motorräder pro Fahrt, für unverschämte 500€ pro Motorrad nach Sumatra überführen. So lange es auf dieser Strecke kein neues Schiff gibt, geht jetzt die neue günstigere Route für Reisende mit Fahrzeug über Borneo nach Indonesien. Wir kontaktieren daher  die Fährgesellschaften in Port Klang, dem nächsten Hafen von Kuala Lumpur, und bekommen ein ganz gutes Angebot in ein paar Tagen. Leider dürfen wir nicht mit auf das Schiff und müssen mit dem Flugzeug nach Borneo fliegen.
Wir haben also ein paar mehr Tage Zeit bis unsere Motorräder verschifft werden. Das trifft sich ganz gut, da unser Carnet de Passage (Papiere fürs Motorrad) nach einem Jahr ausläuft und neu beantragt werden muss. Welcher Schwachkopf auch immer beschlossen hat, dass das Dokument nach einem Jahr ausläuft, hat selber offensichtlich keine Ahnung vom Reisen und sich keinerlei Gedanken gemacht, was für ein Theater es ist, das Ganze zu beantragen. Das CdP bekommt man i.d.R. über den Automobil Club seines Landes – bei uns also der ADAC. Die Aussagen, wie es abläuft, wenn das CdP auf der Reise ausläuft, sind sehr spärlich und unklar. Die offizielle Version besagt, dass man es rechtzeitig von daheim aus neu beantragen muss. Das ist natürlich etwas schwierig, wenn man nicht daheim ist. Die nette Dame, welche beim ADAC dafür zuständig ist, hatte uns allerdings damals gesagt, dass wir das schon irgendwie geregelt bekommen. Daher haben wir uns darum auch erst einmal nicht mehr gekümmert.
Die neue Version war dann, wir können das CdP vom Ausland aus beantragen und es wird dann, nachdem es bezahlt ist, für 90€ pro CdP in den Teil der Welt geschickt, wo man sich eben gerade befindet. Nicht gerade günstig, aber schon mal besser als Version 1. Das Problem ist nun, wenn man ein neues CdP beantragt, hat es auch eine neue Nummer. Befindet man sich gerade in einem Carnet-Land muss man es daher mit seinem alten CdP verlassen, bevor es abgelaufen ist. Außerdem braucht man natürlich auch eine Post-Adresse, wo das neue Dokument hingeschickt werden soll.

Das Kind hat sein Motorrad eingepackt, fertig zum Verschiffen!
Glücklicherweise habe ich im Internet gelesen, dass Reisende aus anderen Ländern ihr CdP verlängern lassen können. Erst auf Nachfrage beim ADAC hieß es plötzlich, dass das wohl auch ginge. Warum bekommt man so etwas nicht sofort gesagt? Die Prozedur ist viel einfacher, man muss das Dokument nicht um die halbe Welt schicken – geschweige denn darauf warten und es behält auch die selbe Nummer. Obwohl man das Dokument schon hat muss man allerdings trotzdem nochmal das Selbe bezahlen, wie für einen Neuantrag. Dazu kommt noch, dass die liebe Frau vom Automobilclub in Malaysia, die das Dokument verlängern muss, das Alles auch nicht kostenlos macht. Letztendlich spart man so zwar kein Geld, aber der Aufwand ist deutlich geringer. Auf jeden Fall konnten wir unser CdP erfolgreich ein weiteres Jahr verlängern und, da wir es für Amerika sowieso nicht unbedingt benötigen, war das für diese Reise zum Glück auch das letzte Mal.
Wenige Tage später bringen wir unsere Motorräder nach Port Klang. Nach anfänglichen Schwierigkeiten den richtigen Hafen zu finden, kommen wir zum Glück noch rechtzeitig an, um unsere Mopeds abzugeben. Obwohl es schon ziemlich spät ist, fährt uns der nette Herr von der Reederei anschließend sogar noch kostenlos in ein Hotel. Tags darauf nehmen wir einen Shuttle Bus zum Flughafen von Kuala Lumpur und fliegen nach Kuching ins sagenumwobene Borneo.

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