Thailand ist schon lange nicht mehr so paradiesisch wie es einmal war. Saubere Strände sucht man hier mittlerweile vergebens und klares Wasser findet man nur noch in den Plastikflaschen der Supermärkte. Der jahrelange Massentourismus hinterlässt überall seine Spuren. Russische und vorallem chinesische Investoren pflastern überall die Küsten mit riesigen Touristen Resorts zu. Die unglaublichen Mengen an Müll und Abwasser sind daher kaum zu bewältigen und dazu kommt noch die ziemlich mittelalterliche Einstellung zum Abfall. Kauft man in Thailand einen Schokoriegel, geben sie einem gefühlt drei Plastiktüten um diesen nach Hause zu transportieren. Wenn die Leute ein Picknick am Strand machen, bleibt sehr oft der ganze Müll danach einfach an Ort und Stelle liegen. Thailand ist diesbezüglich leider immer noch so rückständig, dass selbst einige Bundestaaten in Indien bereits deutlich weiter sind. Da ich seit fast 20 Jahren die Entwicklung in Thailand verfolgen kann, muss ich sagen, dass die Auswirkungen wirklich erschreckend sind.
Kurz nach der Grenze finden wir im Internet einen wilden Campingplatz, welcher als traumhaft beschrieben wird. Wir beschließen dort die Nacht zu verbringen. Als wir dort ankommen sieht der Strand auch zunächst wirklich wunderschön aus, doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man auch schon wieder die Unmengen an Müll, welcher von den Wellen ans Ufer getrieben wird. Dabei kann man fast sagen, je einsamer die Strände sind, desto schlimmer der Zustand. Normalerweise liegt das daran, dass dort niemand den Müll wegräumt, wie es in den Touristengegenden teilweise gemacht wird.
Wir haben kein Trinkwasser mehr, aber zum Glück hat es kurz vorher geregnet und es haben sich ein paar Pfützen gebildet. Unser Zeltlager ist von einem Palmenhain umgeben, wo man überall leckere Kokosnüsse finden kann. Eigentlich wirklich ein traumhafter Platz, völlig menschenleer - wäre hier nicht überall der unsägliche Müll.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Pattaya, campen eine Nacht dort auf dem Friedhof (wahrscheinlich der schönste Ort in Pattaya) und fahren anschließend weiter nach Bangkok.
Wir haben keinerlei Interesse in Bangkok zu bleiben. Will man aber vom Nordosten nach Süden fahren, muss man unweigerlich durch Bangkok durch. Obwohl die Metropole über 10 Millionen Einwohner hat, wäre das gar nicht so schlimm, wenn man mit dem Motorrad alle Brücken, Tunnel und Straßen benutzen dürfte. Das Navigationssystem weiß die verbotenen Straßen leider auch nicht und so ist es vorprogrammiert, dass man sich dutzende Male verfährt und im Verkehrchaos endet.
Nach über zwei Stunden im dichten Verkehr, kommen wir an einen Kanal, wo laut Karte angeblich eine Fähre für Motorräder übersetzt. Die vielen Brücken dürfen wir nicht nehmen. Nach einer weiteren Stunde im Kreis herumfahren, finden wir jemanden der halbwegs Englisch spricht und uns erklärt, dass es hier keine Fähre für Motorräder gibt. Die eigentliche Fährstation ist nochmal 10 Kilometer entfernt. Als wir dort schließlich ankommen, geht es zum Glück relativ reibungslos ans andere Ufer. Trotzdem bin ich nach alledem schon ziemlich genervt - wäre es doch so viel einfacher und tausendmal schneller gewesen, einfach auf der Schnellstraße über die Brücken zu fahren. Nach einer weiteren Stunde kommen wir endlich an den Stadtrand von Bangkok und es geht wieder zügiger voran. Dafür fängt es jetzt eben an zu regnen.
Wir fahren die nächsten Tage die Küste entlang, übernachten an weiteren Müllstränden und fahren dann schließlich an Thailands Westküste nach Ranong. Diese Gegend hat wieder einige heiße Quellen, die aber alle entweder zu Spas gehören oder ziemlich teuer und kommerziell betrieben werden. Es ist schon dunkel als wir auf der Suche nach einem Zeltplatz an einer heißen Quelle ankommen. Die Gegend ist aber voll mit Touristen, Souvenirständen und Restaurants und eigentlich völlig ungeeignet um ein Zelt aufzuschlagen. Gleich daneben gibt es einen State Forest, wo auf unserer Karte ein Campingplatz eingezeichnet ist. Leider ist dort kein Campingplatz erkennbar. Miriam erkundigt sich beim Ranger und der meint zu unserer Verwunderung, dass wir einfach irgendwo auf dem Parkplatz oder auch im Park kostenlos schlafen dürfen. Wie schon zuvor erwähnt - fast nirgends kann man so einfach sein Zelt irgendwo aufschlagen wie in Thailand.
Von Ranong folgen wir schließlich der Westküste über Khao Lak nach Phuket. Eigentlich fand ich Phuket schon immer schrecklich, aber Miriam hatte die Halbinsel noch nicht gesehen. Wir finden den einzigen wilden Zeltplatz in ganz Phuket und der ist gar nicht mal so schlecht. Nach der langen Fahrt beschließen wir daher drei Tage dort etwas zu entspannen. Tagsüber kommen einige Touristen und Einheimische, denen die großen Resortstrände zu viel geworden sind. Jeden Morgen startet die Ökotourismus Elefantentour, wo die Touristen für teuer Geld Elefanten füttern, waschen und auf ihnen posieren dürfen. Wirklich "öko" ist das leider nicht, wenn man als Elefant stundenlang am Strand stehen muss, aber das bekommen die Touristen auch nicht wirklich mit bzw. es ist ihnen wahrscheinlich sowieso egal. Bei Ebbe kann man dann die einheimischen Fischer beobachten, wie sie in den übriggebliebenen Tümpeln Tintenfische fangen. Leider ist auch hier das Wetter durchwachsen und wir haben jeden Abend Gewitter aufziehen. Es schein fast, als ob der Monsoon dieses Jahr früher kommt als sonst.
Unser nächstes Ziel ist Ao Nang bei Krabi. Ursprünglich war die nebenliegende Halbinsel ein absolutes Paradies für Sportkletterer. Der Ort war damals dicht bewachsen mit Urwald, das Wasser war glasklar, es gab nur simple Bambushütten mit Moskitonetz und ein paar gemütliche Bars vorne am Strand. Alles ist mittlerweile zerstört. Überall wurden riesige Resorts hochgezogen, das Wasser ist trüb, das Korallenriff ist tot - ich habe schon vor ein paar Jahren beschlossen, dass ich das nicht mehr sehen will. Daher bleiben wir diesmal auch nur in Ao Nang und setzen nicht mehr die zur Halbinsel nach Tonsai und Rai Leh über.
Ao Nang ist auch enorm groß und vor allem teuer geworden. Will man noch etwas halbwegs Günstiges finden, muss man weit weg vom Strand. Dafür ist es dort aber auch deutlich ruhiger und man findet sogar ein paar Straßenstände mit köstlichem günstigem Essen. Vorne am Strand findet man leider keine Straßenstände mehr - nur noch Souvenirläden und Restaurants mit Preisen fast wie daheim.
Während der paar Tage, die wir in Ao Nang verbringen ist Songkran, das thailändische Neujahr. Dieses Fest fällt in die wärmsten Monate im Jahr. Ursprünglich war der Brauch an diesen Tagen in die Tempel zu gehen, Speisen zu opfern und die Buddha Statuen zu baden (mit Wasser zu übergießen). Die rituellen Waschungen haben sich aber mittlerweile dazu entwickelt, dass man sich gegenseitig mit Wasser übergießt und daher ist das Fest heute eher eine gigantische Wasserschlacht. Die Einheimischen stehen mit überdimensionalen Wasserbehältern überall am Straßenrand oder fahren mit Pickups auf den Straßen, um alles und jeden nass zu spritzen. Fast jeder hat eine Wasserpistole, am besten noch mit Eiswürfel gekühlt, oder Babypuder, welches den Leuten ins Gesicht geschmiert wird. Will man an diesem Tag von A nach B kommen, wird man unweigerlich völlig durchtränkt und eingesaut. Gut, dass ich noch zwei Tage vorher die Innenfutter unserer Helme mühsam gewaschen habe.
Am Morgen unserer Abreise treffen wir noch Mike, einen Engländer der auf seiner KTM in die selbe Richtung unterwegs ist. Nachdem wir etwas geplaudert haben, fahren wir nach Koh Lanta - hauptsächlich, damit ich es auch einmal gesehen habe. Zu meiner Verwunderung ist es wirklich ganz nett dort. Viel weniger Menschenmassen, etwas sauberer und wahrscheinlich noch die beste Wasserqualität, die wir auf dieser Tour durch Thailand gesehen haben.
Auf unserer Fahrt Richtung malaysische Grenze am nächsten Tag, werden wir zuerst einmal wieder kräftig geduscht und müssen uns über eine Stunde unterstellen. Gerade als es wieder besser wird, düst Mike an uns vorbei und wir setzen unsere Fahrt gemeinsam fort. Aufgrund des schlechten Wetters haben wir viel Zeit verloren. Wir beschließen daher kurz vor der Grenze ein paar Biere und etwas Essen zu kaufen und die Nacht lieber noch auf der thailändischen Seite zu verbringen.
Die Einreise nach Malaysia am nächsten Morgen verläuft völlig reibungslos. Nur als wir plötzlich schon in Malaysia stehen und uns wundern, dass unsere Motorräder noch nicht verzollt sind, müssen wir nochmal zurück fahren. Der Zollbeamte war gerade beim Mittagessen. Ein weiterer Fall der zeigt, dass man an jeder Grenze höllisch aufpassen muss, dass auch alles korrekt abgestempelt wird. Andernfalls kommt man bei der Ausreise in Teufels Küche und steht am Ende womöglich ohne sein Motorrad da.
Mein Thailand Bericht ist vielleicht etwas negativ ausgefallen. Das liegt aber daran, dass ich das Land schon sehr lange bereise und es einfach nicht mehr das ist, was es einmal war. Trotzdem ist es natürlich nach wie vor ein schönes Land. Das Essen ist fantastisch, die Menschen sind freundlich und wer noch nicht da war, sollte trotz der Veränderungen unbedingt einmal dorthin reisen.
Mein Thailand Bericht ist vielleicht etwas negativ ausgefallen. Das liegt aber daran, dass ich das Land schon sehr lange bereise und es einfach nicht mehr das ist, was es einmal war. Trotzdem ist es natürlich nach wie vor ein schönes Land. Das Essen ist fantastisch, die Menschen sind freundlich und wer noch nicht da war, sollte trotz der Veränderungen unbedingt einmal dorthin reisen.
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