Siliguri ist keine besondere Stadt, aber auf dem Weg in den Nordosten kommt man ohnehin unweigerlich daran vorbei. Wir werden wieder von einem indischen Biker herzlich empfangen und verbringen dort eine Nacht in einem kleinen Gasthaus. Gleichzeitig bekommen wir auch jede Menge nützliche Vorschläge für den Nordosten Indiens.
Etwas nördlich von Siliguri geht es gleich wieder in die Berge und man kommt in das weltbekannte Darjeeling. Da wir ja mittlwerweile Teetrinker sind, können wir das natürlich auch nicht auslassen. Die kleine Passstraße führt viele Kilometer weit zwischen Teeplantagen in die Berge. War man in Siliguri vorher fast noch auf Meerehöhe, steht man 60 Kilometer nördlicher in Darjeeling bereits schon wieder auf 2000m. Der Ausblick und die Landschaft ist klasse - unser Ziel leider weniger toll.
Darjeeling selbst ist nicht groß, aber verkehrstechnisch ist dort die Hölle los. Die Hauptstraße ist klein und komplett verstopft. Nachdem wir über eine halbe Stunde vergeblich versuchen überhaupt einmal irgendwo anzuhalten, beschließen wir besser einen Platz für unser Zelt zu suchen und das Städtchen wieder schnellstmöglich zu verlassen. In der Nähe gibt es einen Aussichtspunkt namens Tiger Hill und etwas weiter unterhalb finden wir einen schönen Platz für unser Nachtlager. Angeblich gibt es hier fantastische Sonnenaufgänge, aber leider ist das Wetter zu schlecht und von der Sonne ist nicht wirklich viel zu sehen.
Nach dem Frühstück brechen wir auf, um trotz Nebensaison noch weiter nördlich nach Sikkim zu fahren. Wir wissen, dass es nicht die beste Jahreszeit dafür ist, wollen unser Glück aber trotzdem versuchen. Der Himmel sieht immer mehr nach Regen aus. In Rangpo ist die Grenze nach Sikkim und wir müssen für diese Region eine Permit beantragen. Als wir eine Stunde später wieder mit unserem Erlaubnisschein aus dem Grenzgebäude kommen, regnet es bereits kräftig. Die restlichen Kilometer nach Gangtok, der Hauptstadt von Sikkim, werden wir richtig schön durchgeweicht und es wir auch wieder unangenehm kalt.
Sikkim ist ungewöhlich sauber und modern. Überall hängen Schilder die auffordern keinen Müll wegzuschmeißen oder Plastiktüten zu vermeiden. Auf den Straßen ist kein beklopptes Gehupe und Gedränge und die Menschen hier sind angenehm enspannt und unaufdringlich. Es ist hier so ganz und gar nicht wie der Rest von Indien.
Das Wetter wird die nächsten zwei Tage leider nicht wirklich besser. Wir erkundigen uns daher bei der Touristeninformation über die Wetterbedingungen weiter nördlich, wo wir eigentlich hinfahren wollten. Die Auskunft ist ernüchternd - alle Straßen sind wegen Schneefall gesperrt. Auch weiter nach Osten gibt es im Moment kein Durchkommen mehr. Dem Risiko waren wir uns vorher zwar bewusst, aber wir hatten eben gehofft trotzdem dorthin fahren zu können.
Etwas traurig besuchen wir am nächsten Tag noch den Hanuman Tok Tempel, von wo aus bei gutem Wetter einen Blick auf die höchsten Gipfel der Erde in Nepal möglich ist. Auch hier spielt leider das Wetter nicht mit und der Gipfel des Kanchendzonga ist von grauen Wolken verdeckt.
Auf dem Rückweg in den Süden fahren wir weiter östlich zum Neora Valley Nationalpark und übernachten im kleinen Ort Lava. Erstaunlicherweise sieht es hier teilweise fast aus wie im Schwarzwald. Trotz des Ortsnamens ist es leider auch, sobald die Sonne untergeht, bitter kalt wie im Schwarzwald. Geheizt wird hier in Indien nicht und so verbringen wir wieder einmal eine Nacht mit vielen Wolldecken und unseren Daunenschlafsäcken im Hotelzimmer.
Tags darauf suchen wir den Eingang zum Nationalpark. Der ist erst einmal nicht ersichtlich und nachdem wir ein paar Einheimische gefragt haben, werden wir in eine Art Rangerstation geschickt. Nachdem wir ihnen mit Händen und Füßen erklärt haben, dass wir gerne etwas im Nationalpark wandern würden, bekommen wir gesagt, dass wir nur mit Guide in den Park dürfen und auch nur für eineinhalb Stunden. Das Ganze würde dann ca. 17 € kosten. Wir lehnen dankend ab und gehen etwas genervt zurück zum Hotel. Stattdessen besuchen wir den nahegelegenen Tempel und wandern zu einem kleinen Nachbardorf. Die Gegend ist sehr schön und es gibt hier fast keine Menschen, aber der Nationalpark taugt mal wieder nichts.
Nach dem Frühstück rollen wir wieder aus den Bergen nach Alipurduar. Dort wollen wir einen letzten Versuch unternehmen doch noch einen indischen Nationalpark zu sehen. Unser Ziel ist das nahe gelegene Buxa Wildlife Sanctuary, wo man wohl neben Nashörnern und Elefanten theoretisch auch Tiger sehen kann. Am Eingang ist wie üblich eine Schranke und ein Schild, welches zeigt, dass es sich um einen Nationalpark handelt. Die Eintrittsgebühr ist für Ausländer mal wieder ein Vielfaches, aber das sind wir ja schon gewohnt. Im Park selber wissen wir erst einmal gar nicht wohin man fahren muss. Nach einigen Kilometern kommt wieder eine Schranke und ein paar "Ranger" Jungs spielen dort mit ihren Smartphones und warten auf Kundschaft. Wir fragen nach wo man hier jetzt loswandern kann. Nachdem wir schon etwas ungläubig angeschaut werden, vermuten wir schon nichts Gutes. Man müsse hier eine Tour buchen, sonst darf man gar nichts machen. "Elefantenreiten oder Jeeptour?" - "Häh, wir wollen keine Tour, sondern wandern gehen" - "Wandern geht nicht, man benötigt eine Tour" - "Und für was zum Teufel war dann die Eintrittsgebühr für den Park?". Wir fahren noch ein paar Meter weiter und halten dann an einer Wendefläche direkt neben einem großen Flußbett. Genervt steigen wir vom Moped und beobachten wo die Jeeptouren entlang fahren. Diese scheinen einfach das Flußbett zu überqueren und auf der anderen Seite dem Fluß entlang nach Norden zu folgen. Einheimische laufen hier auch überall herum und als ich nachfrage meinen diese, dass es auch in Ordnung wäre, wenn wir auf dem Flußbett herum laufen würden. Daher lassen wir unser Moped stehen und folgen den Jeeps einfach zu Fuß. Nach ein paar Kilometern holen wir die Jeeps ein, welche alle an einem Wasserfall parken. Sonst gibt es hier noch ein paar Essensstände und einen kleinen Schrein in einer Höhle - insgesamt nichts wahnsinnig Besonderes. Wildtiere gibt es natürlich keine, was vielleicht auch daran liegen kann, dass dutzende Jeeps mit laut schallendem Bollywood Sound hier den ganzen Tag hin und her brausen? Letztendlich war unsere Wanderung dann noch ganz nett. Trotzdem haben wir beschlossen, dass das unser letzter Nationalpark Versuch in Indien war. Wir haben es bestimmt an fünf Parks versucht. Immer ist es für Ausländer sehr teuer, eigentlich benötigt man immer eine Tour (Elefant oder Jeep), Informationen zum Park gibt es so gut wie keine, und was ein Visitor Center ist, wissen die Inder vermutlich überhaupt nicht. Im Grunde genommen besteht ein indischer Nationalpark aus einem gesperrten Gebiet und einer Zahlstelle für spaßige Jeep- und/oder Elefantentouren.
Die nächsten zwei Tage reisen wir nach Shillong in Meghalaya. Meghalaya ist eine der regenreichsten Regionen der Welt und wir sind daher ganz froh, dass gerade Trockenzeit ist. Ganz in der Nähe gibt es einen kleinen Ort namens Cherrapunji, welcher für seine "Living Root Bridges" bekannt ist. Die Einheimischen haben hier mit Hilfe der Luftwurzeln von Bäumen über Jahrzehnte Brücken geformt und diese sind einmalig auf der Welt. Die Wanderung zu den Brücken startet in Tyrna und geht zuerst einmal hunderte Treppenstufen ins Tal. Dort angekommen sehen wir zum ersten Mal in Indien glasklares Flußwasser - das gibt es dort normalerweise nirgends. Die beiden großen Brücken darf man nach einer kleinen Gebühr betreten und als absolutes Highlight - hier gibt es auch noch keine Touristenpreise. Mittlerweile sind hier zwar auch viele Menschen unterwegs, aber alleine die Wanderung mit dem schönen Ausblick und die dichte Vegetation im Tal, macht es einen Besuch wert.
Nachts ist es auch in Meghalaya wieder kalt und leider ist das Wetter wechselhaft. Daher verbringen wir noch zwei Nächte in Shillong, um uns selbst und unsere Wäsche zu waschen, bevor wir uns auf den Weg in den "richtigen" Nordosten machen.
Nachts ist es auch in Meghalaya wieder kalt und leider ist das Wetter wechselhaft. Daher verbringen wir noch zwei Nächte in Shillong, um uns selbst und unsere Wäsche zu waschen, bevor wir uns auf den Weg in den "richtigen" Nordosten machen.
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