Donnerstag, 23. August 2018

Im Land der blauen Häusschen

Auf dem Weg zur Grenze nach Usbekistan haben wir etwas Bammel, dass wir eine Strafe bezahlen müssen. Angeblich muss man sich in Tadschikistan bei einem Aufenthalt von mehr als 30 Tagen registrieren lassen und außerdem hatten wir für unsere Motorräder nur eine Genehmigung von lächerlichen 14 Tagen. Das Registrierungs-Gedöns wussten wir nicht und die Geschichte mit den Motorrädern haben wir auf Empfehlung einfach mal ignoriert.
An der Grenze angekommen, sind die Zöllner dann sehr nett und entspannt. Sie haben unsere Nicht-Registrierung und Fahrzeug Sache wohl bemerkt, aber sehen noch einmal darüber hinweg. Auf der usbekischen Seite gestaltet sich alles ebenso unkompliziert und schnell. Nach kurzer Zeit können wir daher auch schon wieder weiter Richtung Samarkand fahren.

Registan in SamarkandDer Hauptplatz Registan in SamarkandSamarkand fühlt sich deutlich moderner an als z.B. Dushanbe. Trotzdem haben wir anfangs auch hier das Problem einen Geldautomaten zu finden. An den Banken gibt es entweder keine oder sie funktionieren alle nicht. Man schickt uns letztendlich zuerst in ein teures Hotel dessen Geldautomat aber nur Dollar ausgibt und anschließend in ein schickes Restaurant wo wir dann tatsächlich auch einheimische Währung abheben können. Allein die Beschaffung von etwas Geld hat uns dann zwei Stunden gekostet. Dollar tauschen würde allerdings einfacher gehen.
Neben unserem Hotel findet eine mehrtägige Trauerfeier statt und dutzende Menschen sitzen den ganzen Tag davor. Am nächsten Morgen sollen wir dann auf keinen Fall Frühstücken, da sie uns mit "Trauer-Essen" versorgen wollen. Wir müssen es mehrfach versprechen und es scheint ihnen sehr wichtig zu sein. Punkt zehn Uhr am nächsten Tag bekommen wir auch schon eine gigantische Portion Plov, Reis mit Fleisch und Gemüse, auf den Tisch gestellt - zwar etwas schwer zum Frühstück, aber es schmeckt verdammt gut.
Das Highlight von Samarkand ist Registan mit seinen drei gegenüberliegenden Medresen (Schulen für islamische Wissenschaften). Trotz der vielen Touristen ist es ein ziemlich beeindruckender Platz. Das Innere besteht dann leider hauptsächlich aus unzähligen kleinen Souvenirläden, welche sich alle in den ehemaligen Studierzimmern eingenistet haben.
Wir streifen noch etwas durch die Altstadt, gönnen uns etwas Bier und besuchen auf dem Rückweg noch das Rukhobod Mausoleum.

Chor Minor in BukharaMiri Arab in Bukhara Am nächsten Tag brechen wir Richtung Bukhara auf. Bukhara ist eine moderne Stadt, aber die Altstadt hat ihren orientalischen Flair behalten. Wir benötigen wieder etwas Geld und unsere Suche nach einem Geldautomaten gestaltet sich dort genau so schwierig wie schon in Samarkand. Auch hier gibt es ATMs meistens in teureren Hotels, aber genau wie in Samarkand sind sie entweder außer Betrieb oder haben kein Geld. Nach einer halben Ewigkeit finden wir schließlich ein Hotel mit einem funktionierenden ATM. Auf dem Weg zurück zum Hotel kehren wir noch in eine nette Bar ein - eine Halbe für 0,40€, da kann man nicht meckern.
Pavel, unser tschechischer Begleiter, verlässt uns am nächsten Tag früh morgens. Er hat sein Turkmenistan Visum bereits und seine verbleibende Reisezeit wird langsam knapp. Wir bleiben eine weitere Nacht um die Stadt noch einmal in Ruhe zu erkunden. Außerdem warten wir noch auf die Email für unser Turkmenistan Visum.


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Urige Schmiede in BukharaDie Fahrt Richtung Khiva am nächsten Morgen führt uns durch ziemlich öde Wüstenlandschaft. Die Distanzen zwischen den Städten werden nach Westen immer größer - es gibt auch keinen wirklichen Grund sich in diesen kargen Gegenden niederzulassen. Die Tankstellen sind selten und führen nur noch Benzin mit 80 Octan. Eigentlich wollen wir das nicht unseren Motorrädern nicht unbedingt zumuten. Andere Motorrad Reisende haben uns von verstopften Benzinfiltern aufgrund miserabler Spritqualität erzählt. Wir fahren daher mit nur dreiviertel gefülltem Tank los. Die Strecke nach Khiva ist fast 400 km lang und die einzigen Tankstellen auf unserer Strecke verkaufen nur Gas. Sehr viele Autos in Usbekistan sind mit teilweise ziemlich abenteuerlichen Konstruktionen auf Gas umgerüstet. Uns nützt das allerdings leider nichts und so kommen wir nur sehr knapp an eine Tankstelle mit 80 Octan Benzin bevor unsere Tanks leer sind. Unsere beiden Motorräder haben allerdings kein Problem mit dem schlechten Benzin. Außer dass sie etwas lauter schnurren können wir nichts Negatives feststellen.
Hinter Beruniy ca. 50 Kilometer vor Khiva wollen wir am Amu Darya Fluss campen. Die letzten Meter zum Fluß sind tiefer Sand und es wird am Ufer gebaggert. Wir schlittern uns mühsam an den Arbeitern vorbei bis einer der Männer uns erklären will, dass wir hier nicht weiterfahren können. Pantomimisch machen wir ihm klar, dass wir hier eigentlich zelten wollen. Wir befürchten, dass wir weggeschickt werden, aber ganz im Gegenteil. Der Mann meint wir sollen ihm folgen und er führt uns zu seinem Chillout Mittagspausen Platz. Bevor er wieder geht macht er alles noch akribisch sauber, obwohl nur etwas Laub herumliegt. 
Etwas später kommt er dann wieder vorbei und fragt, ob wir zum Abendessen mit in die Stadt fahren wollen. Sein Kumpel kommt auch noch mit und sie führen uns in ein kleines Lokal. Der Tisch wird mit allerlei Leckereien und sogar Vodka gedeckt. Am Ende wollen sie auch noch unbedingt die Rechnung bezahlen. Wir verbringen einen netten Abend, aber leider ist die Kommunikation auf russisch-usbekisch wieder ziemlich mühsam. Als wir wieder an unserem Zelt ankommen ist die Chillout-Lounge belegt. Ein freches großes Rudel Hunde hat es sich gemütlich gemacht.
Am nächsten Morgen tummeln sie sich fröhlich ums Zelt um unser Frühstücksbrot zu fressen.


Das Kind vor einem weiteren blauen Häusschen
Der Affe vorm Kalta Minor in KhivaKühe haben uns umzingeltIn Khiva treffen wir die meisten Touristen auf unserer Reise durch die usbekischen Städte. Die Altstadt ist von einer Mauer umgeben, viele Häuser sind aus Lehm und alles ist mit blauem Mosaik verziert. Das Highlight ist die Kalta Minor, ein Minarett Stumpf, der aufgrund statischer Probleme nie fertiggestellt werden konnte. Abends steigen wir auf das Islom-Hoja, dem höchsten Minarett von Usbekistan. Von dort hat man eine gute Aussicht über die gesamte Stadt.
Wir warten immer noch auf unser Turkmenistan Visum und beschließen daher noch den usbekischen Teil des Aralsees zu besuchen. Im Vergleich zur kasachischen Seite gibt es hier noch Schiffwracks zu sehen, welche an die Zeit erinnern als es dort noch Wasser gab. Das Örtchen Moynak ist ein unbedeutendes Kaff. Die Schiffswracks liegen unmittelbar am Ortrsrand einfach mitten in der Wüste. Drumherum liegen jede Menge Kühe und suchen Schatten vor der sengenden Hitze. Die ganze Szenerie ist ziemlich skurril. Wir treffen dort zwei weitere Reisende, Andreas und Balazs, und beschließen gemeinsam unser Nachtlager zwischen den Wracks aufzuschlagen. Man hat einen fantastischen Sternenhimmel und die Schiffswracks leuchten im Mondlicht - ein wirklich abgefahrener Zeltplatz. 

Wrack bei SternenhimmelLeider gibt es in dieser Gegend sonst nicht mehr wirklich viel zu sehen. Die Landschaft in Usbekistan wird nach Westen hin kontinuierlich trostloser und erinnert an den Westen Kasachstans. Wir beschließen daher am nächsten Tag nach Kungrad zu fahren, was einigermaßen in der Mitte zwischen dem turkmenischen und dem kasachischen Grenzübergang liegt. In Kungrad gibt es nichts. Selbst in unserem seltsamen Hotel, was von zwei Kindern geführt wird, weil die Eltern in einem Lokal arbeiten, fällt am zweiten Tag der Strom aus und wir sitzen abends im Dunkeln. Als wir vorsichtig nachfragen, wann wieder mit Strom zu rechnen ist, heißt es, dass man das nicht genau wisse, aber erst einmal gäbe es keinen Strom mehr. Nach etwas Protest dürfen wir schließlich in den oberen Stock des Lokals der Eltern einziehen. Schön ist es nicht, aber wir können wenigsten unsere Emails checken um unser Visum zu empfangen.
Am nächsten Tag sitzen wir immer noch ohne Visum da. Unser Usbekistan Visum läuft am übernächsten Tag aus und wir können es auch nicht verlängern. Somit bleibt uns nur Plan B übrig. Erneut nach Kasachstan einreisen, wo wir kein Visum benötigen, und mit der Fähre über das kaspische Meer nach Aserbaidschan übersetzen. Das Aserbaidschan Visum bekommt man zum Glück via Express Antrag innerhalb von drei Stunden - auch an Feiertagen und am Wochenende. Wir wollten diese Variante eigentlich vermeiden. Es kursieren grausige Berichte über die kaspischen Fährverbindungen. Keiner kann genau sagen wann sie abfahren oder ankommen, manche haben mehrere Tage auf den Fähren verbringen müssen, weil das Schiff aufgrund schlechter Wetterverhältnisse einfach mal für drei Tage vor der Küste geankert hat, die Versorgung soll miserabel sein usw. - doch es bleibt uns keine Wahl.
Die Fahrt nach Westen ist absolut ätzend. Die Strecke führt einfach dreihundert Kilometer durch hässliche flache Wüste. Kurz vor der kasachischen Grenze gibt es noch ein kleines Örtchen. Wir wollen nur kurz etwas zu Essen und zwei Bierchen einkaufen. Als wir vor dem Supermarkt ankommen ist gerade ein Dorffest und alle Einwohner sind versammelt. Ein paar Sekunden später stehen ungefähr 30 Leute um uns herum und quasseln auf uns ein. Fast eine Stunde und einhundert Selfies später können wir der Meute endlich wieder entkommen, nachdem ein Polizist die Leute eine Ausreise-Schneise bilden lässt. Müde fahren wir die letzten Kilometer bis zu Grenze und schlagen unser Nachtlager unmittelbar davor auf. 
Das Visum oder irgendeine Antwort auf unseren Visumantrag werden wir nie bekommen. Zum Glück mussten wir nichts im Voraus bezahlen - Arschgeigen! 
Usbekistans Städte sind ganz nett. Wer auf Stadtbesichtigungen steht, wird hier viel Freude haben. Landschaftlich ist nichts wirklich erwähnenswert, obwohl es im Norden und Osten wohl schönere Landschaft im Gebirge geben soll. Diesen Teil haben wir aber leider nicht mehr besuchen können.

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