Auf der kirgisischen Seite empfängt man uns ähnlich freundlich, allerdings wird darauf Wert gelegt zu erwähnen, dass Kirgistan noch viel schöner ist als Kasachstan. Mit einem freundlichen "Welcome to Kirgistan" dürfen wir dann letztendlich weiterfahren.
Die Landschaft ist überall hügelig und saftig grün. Die Flüsse sehen aus wie in die Wiesen geschnitten. Sie haben kein wirkliches Ufer, sondern gehen direkt in das Gras über. Zäune gibt es hier keine und alle Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen dürfen einfach frei herumlaufen. Ein absolutes Paradies nicht nur für die Tiere.
Die Schotterstraße führt uns schließlich nach einigen Kilometern an eine Kreuzung. Rechts geht es auf einer geteerten Straße weiter, Offroad Andi wählt natürlich die linke Straße und nach wenigen Metern geht sie über riesige Kiesel steil den Hang hinauf. Der arme Camper wird wieder einmal schwerst gequält. So geht es viele Kilometer über extrem schlechte Straßen, bis wir in der Ferne bereits ein Dörfchen erkennen können. Auf den wenigen Kilometern abwärts Richtung Dorf lässt es plötzlich einen gewaltigen Schlag. Andreas hält sofort an und macht den Motor aus. Ein großer Stein hat die Ölwanne des Campers komplett eingedrückt. Wir versuchen nochmals kurz den Motor zu starten, doch dieser zeigt sofort die Öl Kontrollleuchte. Daher schieben wir den armen "Klumpi" die restlichen Meter Richtung Dorf bis zu den ersten Häusern.
Kaum dort angekommen kommt auch schon ein freundlich schauender Mann mit seinen Kindern auf uns zu. Wieder einmal sind Andreas's russisch Kenntnisse Gold wert. Nurlan will uns helfen und wir schieben den Camper in den Innenhof seines Hauses. Hinter dem Haus befinden sich Felder und eine Scheune mit Kühen und Hühnern. Zwei provisorische Holzrampen werden aufgestellt um das Wohnmobil vorne hochzubocken. Als die Ölwanne demontiert ist wird klar, dass der Ansaugstutzen der Ölpumpe abgerissen ist. Der muss am nächsten Tag geschweisst werden, das geht aber nur in der nächst größeren Stadt Karakol. Daher werden wir erst einmal im eigenen Esszimmer mit jeder Menge Leckereien versorgt, bevor danach mit Meisel und Vorschlaghammer die Ölwanne wieder ausgebeult wird. Zum Übernachten wird uns das Nebenhaus angeboten. Dort gibt es ein Zimmer mit einigen Decken, wo wir alle Vier genügend Platz finden.
Am nächsten Tag stehen wir früh auf, da die Mädels beim Melken zuschauen wollen. Jeden Morgen werden die Kühe gemolken und dann auf die Dorfstraße getrieben, wo ein Cowboy alle Dorfkühe einsammelt und auf die Weiden treibt. Das macht auch Sinn, da jede Familie hier nur eine Hand voll Kühe besitzt.
Gegen Mittag kommen Andreas und Nurlan wieder erfolgreich zurück. Den Schweisser selbst haben sie auch gleich mitgebracht. Mittlerweile hast sich so ziemlich das ganze Dorf in Nurlans Garten versammelt und wohnt der Reparatur bei - endlich war hier mal etwas los! Nachdem die Ölwanne samt Ölpumpe wieder montiert ist, funktioniert zwar alles wieder, aber sie ist ziemlich undicht. Also wird das Ganze wieder abgebaut und die Ölwanne auch noch geschweißt. Beim zweiten Versuch ist dann alles in Ordnung und wir können gegen Nachmittag unsere Reise fortsetzen.
Wir wollen eigentlich zu einer heißen Quelle in der Nähe von Ak-Suu. Leider besteht die Straße nur noch aus Matsch mit Felsbrocken und das wollen wir dem frisch reparierten Klumpi nicht schon wieder zumuten. Daher schlagen wir unser Lager für die Nacht am Eingang des Tales auf einer kleinen Wiese auf. Am nächsten Tag kommt uns Robin (ein Brite, den wir schon in Almaty getroffen hatten) aus dem Tal entgegen. Er ist ein bisschen weiter hineingefahren, aber letztendlich mit seinem großen BMW Motorrad auch nicht mehr weitergekommen. Aufgrund des schlechten Wetters saß er dann die letzten drei Tage mit Wein und Vodka unter seinem Tarp und hat auf besseres Wetter gewartet. Auch er ist ein geeichter Biertrinker und wird daher in unsere Gruppe integriert.
Wir fragen ein bisschen herum und werden in ein etwas betagtes Heilbad geschickt. Das Gebäude hat schon bessere Zeiten gesehen, hat den typischen Sowjet-Flair und erinnert an ein Irrenhaus aus einem Horrorfilm, indem leicht bekleidete Mädchen von einem Irren zerhackt werden. Eigentlich ist auch schon geschlossen, aber die Sowjet-Frau macht noch eine mürrische Ausnahme. Uns wird aufgetragen uns zu beeilen und so hasten wir durch die dunklen Gänge, die alle noch mit uralten Teppichböden ausgestattet sind. Getrennt werden wir wie Schlachtvieh in einzelne Kabinen gesperrt und setzen uns nackig in rostige Tetanus Badewannen. Im hinteren Teil des Raumes, sind die Kabinen miteinander verbunden, die Sicht zu den Nachbar Badewannen ist durch Wellblech-Glasfaser versperrt. Die strenge Sowjet-Heilbad-Frau patroliert um zu sehen, ob alle Platz genommen haben. Dann stellt sie das Mineralwasser an - es ist kalt! Mein Herz bleibt fast stehen. Hilfesuchend beuge ich mich vor zu Andrea. Auch sie hat kaltes Wasser und wir müssen beide lachen. Die Sowjet-Frau ermahnt uns zur Ruhe, also rutsche ich zurück ins kalte Wasser. "Zehn lange Minuten noch, dann gibt es endlich eine heiße Dusche". Doch falsch gedacht, duschen dürfen wir nicht, das war schließlich Heilwasser! Wir müssen uns wieder anziehen und sprinten durch die Korridore zum Ausgang. Dort werden wir rausgeschmissen - was für ein Film...
Nach einer Weile erreichen wir grüne, saftige Wiesen, auf denen sich glückliche Pferde, Kühe und Schafe tummeln. Es gibt einige Jurten (auch als Unterkünfte für Touristen) daher wollen wir noch etwas weiter die Passstraße hoch fahren, aber Klumpi steckt wiederholt im Schlamm fest. Also lassen wir uns zwischen den Einheimischen Jurten nieder und schlürfen unser Bier.
Am nächsten Morgen kommen zwei Jungs auf Pferden vorbei und fragen, ob wir ihre Pferde mieten wollen. Drei von uns haben Lust allerdings nur in Begleitung - sie hätten uns die Pferde auch ganz alleine überlassen. Außerdem bitte ich um ein fettes, langsames, gehbehindertes Pferd. Ich bekomme ein gutmütiges Pferd, leider funktioniert die Lenkung nicht einwandfrei und es ist immer geneigt ganz am Abgrund oder auf Mini Trampelpfaden im Steilhang zu laufen. Da ich sowieso kein Mitspracherecht zu haben scheine, lasse ich es einfach laufen. Einmal steuern wir auf Felsblöcke im Steilhang zu. Ich sehe schon, dass das nicht gut geht, habe aber keine Chance etwas daran zu ändern. Als es der blöde Gaul dann auch endlich bemerkt ist es schon fast zu spät - das Bein bleibt hängen und ziemlich schnell und holperig rauschen wir wieder Richtung ursprüngliche Straße. Das war knapp.
Gu und Robin wollten nicht reiten und sind nur etwas spazieren gegangen.
Da wir unbedingt eine Ersatzkette brauchen, beschließen wir am nächsten Tag noch einmal zurück nach Almaty zu fahren.
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