Sonntag, 10. März 2019

Fast daheim...

...ist vielleicht etwas übertrieben. Allerdings waren wir in den letzten fast 20 Jahren in regelmäßigen Abständen immer mal wieder in Thailand. Daher fühlt es sich auf den ersten Kilometern auf Thailands Straßen tatsächlich schon etwas heimisch an.

Toller Campingplatz mit unserer Myanmar GruppeWat Rong Khun - Chiang Rais weißer TempelThailand hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten extrem verändert. Vorallem im Süden hat der Massen Tourismus leider schon viele paradiesische Gegenden zerstört. Der Norden ist davon zum Glück etwas verschont geblieben und immer noch wunderschön. 
Glücklich den Grenzübergang reibungslos überstanden zu haben, fahren wir mit dem größten Teil unserer Myanmar Gruppe an einen wilden Campingplatz direkt an einem Fluss außerhalb von Chiang Rai, um nochmals gemeinsam eine letzte Nacht zu verbringen.
Am nächsten Tag fahren wir über Chiang Rai nach Chiang Mai, der größten Stadt im Nordosten des Landes. In Chiang Rai halten wir noch kurz am außergewöhnlichen Wat Rong Khun (White Temple). 
Unsere Motorräder benötigen wieder einen Service und daher verbringen wir ein paar Tage in Chiang Mai. Die Stadt besteht im Wesentlichen aus einem quadratischen Stadtkern in dem sich die Altstadt befindet und welcher von einem Kanal umschlossen wird. Die meisten Unterkünfte, Restaurants, Reiseagenturen, Bars usw. befinden sich in diesem Gebiet und daher spielt sich das touristische Leben normalerweise auch dort ab. Es gibt wenige Autos und alles ist schnell zu Fuß erreichbar, was einem fast das Gefühl vermittelt in einem Dorf, anstatt in einer großen Stadt zu sein. 
In Thailand bekommt man mittlerweile auch alles, was es daheim gibt. Doch die Zeiten, als Thailand noch ein günstiges Reiseland war, sind vorbei. Der thailändische Baht ist extrem stark. Die Einheimischen sind auch immer westlicher orientiert und haben ordentlich Geld. Zum ersten Mal sehen wir auch sehr viele Einheimische, die ihre Freizeit auf Rennrädern und Mountainbikes verbringen.

Ein Canyon in PaiNachdem wir wieder unsere Motorräder vom Service zurück haben, fahren wir eine Schleife Richtung Nordwesten über Pai. Wir sind diese Strecke schon vor vielen Jahren gefahren und sie ist immer noch sehr schön. Die Straße wurde allerdings stark ausgebaut und man trifft gefühlt alle 5 Minuten Touristen auf Motorrollern. Ein paar Kurven weiter, müssen wir auch schon den Ersten aus dem Graben ziehen. Ein Spanier hat gedacht, er sei ein Rennfahrer. Es ist ihm zum Glück nichts Ernsthaftes passiert, aber er ist komplett aufgeschürft und der Scooter ist schwer ramponiert. Ich nutze die Gelegenheit um Miriam nochmals zu erklären, wieso sie nicht ohne Motorradklamotten fahren darf. Zumindest für ein paar Minuten sieht sie es ein...
Wir zelten in Pai eine Nacht an einem ausgetrockneten Wasserfall und fahren am nächsten Tag zu einer heißen Quelle etwas abseits der Stadt. Es gibt in dieser Gegend einige heiße Quellen, aber die meisten wurden in Resorts eingebunden oder sind verdammt teuer geworden. Hier in Thailand ist es schon fast unverschämt, dass man als Tourist immer noch den vielfachen Eintrittspreis eines Einheimischen bezahlen muss.

Die heiße Quelle ganz alleine für uns
Das Kind hat eine Eier Angel bekommenDoch wir haben Glück. Unsere heiße Quelle ist noch dermaßen in der Pampa, dass sie sogar kostenlos ist. Es sind fast keine Leute da. Ein Einheimischer betreibt einen kleinen Laden und verkauft Getränke und ein paar rohe Eier, welche man im heißen Wasser kochen kann. An der Stelle, wo das Wasser an die Oberfläche kommt, hat es nämlich 97°C. Einige Meter weiter unten gibt es einen künstlichen Pool in dem man baden kann. Als es dämmert fragt uns der Besitzer des kleinen Lädchens, ob wir hier nicht campen wöllten - wir sähen aus, als ob wir noch einen Platz zum Übernachten bräuchten. 
Leider haben wir nichts zu essen dabei und alles was ich im Nachbardorf bekomme, sind zwei Mangos und vier Kartoffeln. Wir kaufen daher noch ein paar Eier von dem netten Mann bei der heißen Quelle. Zum Glück müssen wir nicht mal unseren Kocher auspacken. Wir legen die Eier und die Kartoffeln einfach ins kochende Wasser.
Als wir am nächsten Tag nach Mae Hong Son weiterfahren, werden die Straßen bereits deutlich leerer. Die Berge und Hügel sind hier mit dichtem Urwald bewachsen und unsere Straße schlängelt sich mit hervorragendem Asphalt durch die tolle Landschaft. Wenn man hier einmal gefahren ist, weiß man, wieso Motorradfahrer aus ganz Thailand in den Norden kommen.
Abends schlagen wir unser Zelt direkt am Eingang zu einem National Park auf. Für uns ist es das erste Mal in Südostasien, dass wir unsere Campingausrüstung dabei haben. Aufgrund der relativ günstigen Hotel Preise, hat es sich seither nie gelohnt. Thailand ist jedoch ein absolutes Wildcamping Paradies. Es ist hier wirklich fast egal wo man sein Zelt aufschlägt. Jedes Mal wenn wir vorsichtig nachfragen, scheint es niemanden zu stören. Die Leute sind überaus freundlich und man hat oft sogar sanitäre Anlagen und Wasser zur Verfügung.

Wo gibt es sonst noch Historische Zeltplätze?
Das Kind und der BuddhaWir folgen der burmesischen Grenze Richtung Süden und biegen dann auf Höhe von Tak ab nach Osten Richtung Sukhothai und Kambodscha. Sukhothai ist ebenfalls bekannt durch seine Tempelanlagen. Wir verbringen zwei Stunden um durch die tollen Parkanlagen zu schlendern, leider muss man wieder jedes Gebiet extra bezahlen, und finden wieder einen fantastischen Platz zum übernachten unmittelbar neben einer Ruine. Die ganze Gegend erinnert stark an die Tempelstadt Bagan in Myanmar. Am nächsten Morgen fahren wir in zwei Tagen an die Grenze nach Kambodscha.
Als wir am Nachmittag die Grenze in Poipet überqueren wollen, werden wir erst einmal in ein Visa Office zitiert. Nachdem wir alle Dokumente ausgefüllt haben, will der nette Herr plötzlich den doppelten Preis. Wir fragen nach, ob er denn eine offizielle Visa Stelle sei - nach etwas Gedruckse kommt heraus, dass er nicht so ganz offiziell ist. Er hätte aber durchaus etwas mit öffentlichen Behörden zu tun. Wir lehnen dankend ab, verabschieden uns freundlich, denken noch innerlich "du blöde Arschgeige" und rollen die restlichen Meter zum Grenzgebäude. 
Die Zollbeamte sind mal wieder ziemlich chaotisch. Zuerst wollen sie unsere Motorraddokumente (Carnet de Passage) nicht abstempeln, obwohl die Zöllner bei der Einreise aus Myanmar darauf bestanden haben. Sie seien kein "Carnet" Land und müssten es deswegen auch nicht stempeln. Nach einer Weile können wir die Beamten überreden doch ihren Stempel zu setzen. Ein weiterer Zollbeamter fragt schließlich nach speziellen Dokumenten, welche wir bräuchten um wieder nach Thailand einreisen zu können. Diese müssten wir über eine thailändische Reiseagentur im Voraus beantragen. Wir geben zu verstehen, dass wir nicht wissen., was er von uns will - aus Myanmar konnten wir schließlich auch ganz normal Einreisen. Schließlich drückt er mir sein Smartphone in die Hand und ich lausche einer unfreundlichen Frau am anderen Ende der Leitung. Immer wenn ich schließlich frage, warum ich diese dubiosen Dokumente bräuchte, bekomme ich eine nicht verständliche Antwort, bis sie schließlich ganz auflegt.
Wir beschließen einen Rückzieher zu machen und erst einmal in Thailand zu bleiben. Unsere Pässe waren zum Glück noch nicht gestempelt und Miriam verlangt unsere Dokumente für die Motorräder zurück. Die nette Zollfrau händigt sie zum Glück wieder aus. Der seltsame Zöllner, welchen wir gezwungen haben unser Carnet abzustempeln, will den Stempel wieder ungültig machen, aber da sitzen wir schon auf unseren Motorrädern und brausen davon. Was für ein Chaos am thailändischen Zoll.
Nach diesem Theater übernachten wir in einem Stadtpark direkt an der Grenze und schreiben ein paar Nachrichten an andere Reisende, welche kurz zuvor, von Thailand nach Kambodscha und zurück, gereist sind. Von denen bekommen wir den Tipp die Südgrenzen zu benutzen. Daher versuchen wir uns zwei Tage später am Grenzübergang Banpuggard. Plötzlich sind alle ganz freundlich und keiner verliert mehr ein Wort über die kuriosen Dokumente, welche wir angeblich zur Wiedereinreise bräuchten. Zwei Stunden später stehen wir in Kambodscha. Hoffentlich kommen wir auch wieder nach Thailand zurück?

2 Kommentare:

In Asia on tour hat gesagt…

Ha Ha nackig baden in Thailand ist verboten :-). Ich lebe inzwischen 15 Jahre in Thailand und bedaure es mittlerweile sehr. Ein zurück nach Europa ist sehr schwer nicht der Stolz da pfeife ich drauf, sondern wieder alles von null anzufangen ist für mich sehr erschreckend. Ja Thailand hat sich sehr verändert, oder ich habe gelernt das Lachen der Leute zu interpretieren.

Inzwischen hat die Regierung Plastiktüten verboten, aber auf dem lokalen Markt werden die fleißig weiter verteilt.


Die Arroganz und Rücksichtlosigkeit der Thais sucht seiner gleichen. Neben den Plastik tüten lassen die Thais den PKW einfach laufen und da spielt es keine Rolle, ob da einer dahinter steht oder nicht. Wenn man sich beschwert wird man nur noch dumm angeguckt.

Tobias und Miriam Maurer hat gesagt…

Ja, Thailand hat sich mittlerweile schwer zum Negativen verändert. Trotzdem kommen wir ab und an wieder einmal gerne dort vorbei. Wir lieben das Essen, das Klima und nette Leute trifft man natürlich immer noch. Trotzdem bleiben immer die Erinnerungen wie es noch vor 20 Jahren war.
Uns hat dieses Mal Malaysia sehr gut gefallen. Besonders in Borneo ist es noch ein bisschen wie damals in Thailand.
PKW laufen lassen, scheint ein weltweiter Trend zu sein. Das sieht man auch in Deutschland immer öfter. Wenn man hier in der Karlsruher Innenstadt nach einer sommerlichen Freitag oder Samstag Nacht den Müll auf den Straßen sieht, ist hier auch kein großer Unterschied zu erkennen. Lediglich die Kehrmaschine früh am nächsten Morgen, lässt das Ganze wieder besser erscheinen.