Freitag, 1. März 2019

Luxusreise durchs Land der Zipfel

Myanmar ist für uns das erste Land, welches den Besuch mit einem eigenen Fahrzeug erschwert. War es bis 2010 noch eine Militärdiktatur, so wurde es mittlerweile zwar etwas demokratischer und auch offener für Besucher, trotzdem ist es Ausländern mit eigenem Fahrzeug nicht erlaubt das Land zu besuchen, ohne eine geführte Tour. Für uns hieß das, dass wir uns rechtzeitig darum kümmern mussten, da sich der Preis nach der Gruppengröße richtet. Letztendlich hatten wir eine Gruppe von 13 Leuten und der Preis hatte sich damit fast halbiert. Daher haben wir uns schließlich für eine 10 tägige Tour entschieden, anstatt nur ein vier Tage Transit, um wenigstens ein bisschen was vom Land sehen zu können. Leider mussten wir dadurch aber auch Indien einen Monat früher verlassen, als ursprünglich geplant.

Nirgendwo gibt es mehr Zipfel (Stupas) als in Myanmar
Am Abend vor der Einreise trifft sich unsere Gruppe dann zum ersten Mal um sich gegenseitig kennen zu lernen. Die Gruppe ist bunt gemischt - Italiener, Argentinier, Engländer, Schweden, Inder, Franzosen, ein Schwabe und ein Geschöpf, wo man nicht so recht weiß, wo es eigentlich hingehört. Alle sind eigentlich ziemlich cool, bis auf die zwei Franzosen, die offenbar allerhöchstens nur etwas mit Franzosen zu tun haben wollen. Man sieht sie allerdings die ganzen zehn Tage sowieso kaum und daher fällt das gar nicht auf.
Am nächsten Morgen geht es früh zur Grenze, da es für den Zoll eine ganze Weile dauert, bis die ganze Gruppe abgearbeitet ist. Die Zollbeamten sind allerdings sehr entspannt und freundlich - auch als wir schon auf der burmesischen (oder heißt das jetzt "myanmesischen"?) Seite stehen, ohne den indischen Ausreisestempel zu haben, nehmen es die Grenzer gelassen. Wir haben einfach das indische Zollgebäude übersehen, weil man, um dort hinzukommen, vor der Brücke nach Myanmar rechts abbiegen muss, obwohl dort keinerlei Hinweisschild zu finden ist.
Auf der burmesischen Grenzseite treffen wir dann auch Min Min, unseren Guide für die nächsten zehn Tage. Er ist ein freundlich ausschauender Mann, welcher allerdings nicht wirklich gut Englisch spricht. Nachdem die ganze Gruppe eingereist ist, bekommen wir den Ablauf der kommenden Tage erklärt. Obwohl wir insgesamt 10 Tage in Myanmar haben, sind wir bis auf zwei Tage immer in den Fahrzeugen unterwegs. Eigentlich hatten wir erwartet in einer Eskorte fahren zu müssen, doch zu unserer Verwunderung kann jeder alleine fahren und muss dann nur abends im Hotel wieder bei der Gruppe sein. Jedes Fahrzeug bekommt auch eine Sim Karte, welche hauptsächlich dazu dient, die Position der einzelnen Fahrzeuge sehen zu können. So erklärt es uns auch Min Min sofort ohne ein Geheimnis daraus zu machen. Doch noch ein bisschen Überwachungsstaat?

Typisches Straßenbild in MyanmarDie Straßen in Myanmar sind, wenn gerade keine Baustelle ist, ziemlich gut. Auch hier haben die Chinesen mittlerweile ganze Arbeit geleistet. Trotzdem gibt es hier eine einzigartige Besonderheit. In Myanmar herrscht Rechtsverkehr, aber die meisten Fahrzeuge haben das Steuer auf der rechten Seite. Laut Min Min wurde der frühere Linksverkehr in den 60iger Jahren auf einen Schlag auf Rechtsverkehr umgestellt, weil der damalige Diktator ziemlich abergläubisch war und das Fahren auf der linken Seite eben für schlecht befand. Durch das Embargo kommen aber leider fast nur Fahrzeuge mit Steuer auf der rechten Seite ins Land. Jeder, der mal mit seinem Auto z.B. in England war, kann wahrscheinlich nachvollziehen, wie unangenehm und gefährlich es ist, das Steuer auf der falschen Seite zu haben. Aber was will man machen, wenn das Staatsoberhaupt so entscheidet? Aus diesem Grund ist auf jeden Fall in Myanmar auf den Straßen erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Wenn man allerdings gerade sowieso aus Indien kommt, muss man sich da nicht besonders umstellen.

Das Kind gönnt sich ein Pool BierHoffentlich gewöhnen sich die Mädels nicht an den Luxus!Als wir dann am ersten Abend unser Hotel erreichen, sind wir uns zuerst nicht sicher, ob wir an der richtigen Adresse sind. Wir stehen vor einem super luxuriösen Gebäude, das wir uns gar nicht wirklich getrauen mit unseren staubigen Klamotten zu betreten. Eigentlich war das Einzige, das wir uns für die Unterkünfte der nächsten 10 Tage erhofft hatten, eine warme Dusche - aber wir wollen uns nicht beklagen.
Die nächsten Tage auf unserem Weg Richtung Mandalay werden die Unterkünfte immer schicker. Letzendlich wird uns klar, wieso die geführten Touren durch Myanmar alles andere als günstig sind. Vermutlich haben wir die zehn Tage in den edelsten Hotels verbracht in denen wir jemals zuvor untergebracht waren. Eine günstigere Option wäre uns zwar lieber gewesen, aber da man sowieso keine Wahl hat, bleibt einem nichts anderes übrig als es einfach zu genießen.

Lay Kyun Sat Kyar der größte stehende Buddha in Myanmar
Das Kind im Buddha RauschKurz nach Monywa besichtigen wir die Thanbodday Pagode. Zuerst ist es mal ein netter Tempel, aber die Besonderheit ist, dass dieser von 580000 Buddha Figuren geschmückt wird. Wenn man genau hinsieht, findet man immer weitere, teils winzige, Statuen überall im Tempel verteilt. Die Burmesen scheinen es also mit ihren heiligen Gebäuden ziemlich ernst zu meinen und, da das noch nicht genug ist, kommt man wenige Kilometer weiter am zweitgrößten Buddha der Welt vorbei. Die stehende Buddha Statue ist 116 Meter hoch und unter ihr befindet sich nochmals eine liegende Buddha Statue, welche fast genau so groß ist. Im Inneren kann man 16 Stockwerke besichtigen und findet dort - wer hat's erraten? - viele weitere Buddha Statuen. Trotzdem ist diese Sehenswürdigkeit mal etwas Neues, was man nicht überall zu sehen bekommt und wir sind froh, dass wir das nicht ausgelassen haben. Etwas unterhalb findet man noch ein Feld in einem kleinen Wald, wo nochmals 1000 Buddha Statuen in Reih und Glied zu finden sind. Ich bin mir sicher, dass wir an einem Tag mehr Buddha Statuen gesehen haben, als in unserem kompletten Leben zuvor.

Das Kind beim Ochsenkarren Rennen
Team Italy und Germany in BaganVöllig Buddha-berauscht fahren wir schließlich weiter, bis wir an einer Menschentraube vorbeikommen die einem Ochsenkarren Rennen zuschauen. Die Männer haben jede Menge Spaß, dass zwei Ausländer aufgetaucht sind und so dauert es nicht lange bis Miriam mit auf dem Ochsenkarren sitzt und im Kreis herum rast. Wir haben nicht so ganz verstanden, wie das Rennen genau funktioniert, wer jetzt gewonnen hat und wie lange das noch so weiter geht, aber verdammt lustig war die ganze Sache auf jeden Fall. Als die Ochsen irgendwann ein Pause brauchen, machen wir uns weiter auf den Weg nach Mandalay, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit dort ankommen.
Wir haben nur noch wenig Zeit um Mandalay anzusehen. Für uns ist es eine große Stadt mit vielen "Zipfeln" - ganz nett, aber auch nichts Besonderes. Das hat wahrscheinlich auch Min Min unser Touren Guide gedacht und daher fahren wir am nächsten Tag auch schon weiter nach Bagan.
Bagan ist eins der Haupt-Touristen Ziele in Myanmar. Die alte Königsstadt ist eine der größten archäologischen Stätten in Südostasien. Daher haben wir dort auch zum ersten Mal einen Ruhetag und bleiben zwei Nächte. Die ganze Gegend ist zu diesem Zeitpunkt extrem trocken. Es sieht eigentlich aus wie in Afrika. Das Gebiet selbst mit den vielen Tempelanlagen ist riesig und zum ersten Mal treffen wir auch richtig viele ausländische Touristen. Der Eintrittspreis ist bei unserer Tour bereits inbegriffen und so erkunden wir am nächsten Tag auf den Motorrädern zusammen mit den Italienern und Argentiniern die Gegend. Wir besuchen die großen überfüllten Haupttempel und beschließen danach lieber mit den Motorrädern um die kleineren Tempel herum etwas offroad zu fahren. Bagan ist schön, aber für uns bei Weitem nicht so beeindruckend wie Angkor in Kambodscha.

Ein "traditioneller Fischer", der gerade nicht posiert
Eine Händlerin irgendwo in den KanälenUnser nächstes Ziel ist der Inle See, wo wir dann ebenfalls wieder einen Tag Zeit haben die Gegend zu erkunden. Der See ist schön, aber auch hier findet man bereits sehr viele Touristen. Kaum verwunderlich, dass man, kurz nachdem man in eines der Touristenboote gestiegen ist, schon traditionelle Fischer auf ihren Booten balancieren sieht, die offenbar den ganzen Tag noch keinen Fisch gefangen haben. Min Min löst das Rätsel auf und meint, dass diese "traditionellen Fischer" nur für die Touristen posieren, welche gerne für eine Nahaufnahme etwas Geld bezahlen. 
Auf der anderen Seite des Sees fahren wir dann durch die zahlreichen Känäle im Dorf bis zu einem Markt. Das Leben hier, spielt sich für viele Einheimische noch immer auf dem Wasser ab. Einige Häuser stehen noch auf Pfeilern im See und sind auch nur mit dem Boot zu erreichen. 
Nach einem entspannten Tag am Inle See, fahren wir in zwei weiteren Tagen zur Grenze nach Thailand. Wir sind alle etwas aufgeregt, da man offiziell für Thailand mittlerweile auch einen Touren Guide benötigt. Der wäre dann nochmals deutlich teurer als in Myanmar und natürlich will auch niemand Thailand mit einem teuren Führer bereisen. Die Einreise nach Thailand kann nun abhängig vom Grenzübergang, der Laune der arbeitenden Zöllner, der Tageszeit usw. entweder sehr entspannt, oder mit viel Stress und ziemlich teuer verlaufen. Genau sagen kann das im Voraus leider niemand, und so können wir uns nur auf Min Min verlassen, der gemeint hat, dass es in letzter Zeit an dieser Grenze keine Komplikationen gab. An der Grenze angekommen sind alle sehr freundlich, aber ziemlich chaotisch. Trotzdem steht die ganze Gruppe ein paar Stunden später glücklich und ohne Guide auf der thailändischen Seite.
Myanmar mit der anschließenden Einreise nach Thailand war unser erster Reiseabschnitt, wo die Fahrt mit dem eigenen Fahrzeug etwas vorausgeplant werden musste. Die Unsicherheit an der thailändischen Grenze lässt sich aber trotz alledem nicht vermeiden. Für uns ist alles reibungslos verlaufen. Was wir die wenigen Tage in Myanmar sehen konnten war schön, aber hat uns nicht aus den Socken gehauen. Die Menschen dort sind allerdings sehr nett, sprechen aber kaum Englisch und sind auch immer noch sehr scheu Fremden gegenüber. Wir hoffen, dass es auch zukünftig mit Myanmar bergauf geht und man das Land dann vielleicht auch einfacher bereisen kann.

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