Freitag, 11. Mai 2018

Der türkische Westen

Endlich froh den Bosporus verlassen zu haben fahren wir nach Süden in Richtung Denizli. Da die Strecke am Stück für eine Tagesetappe zu weit ist, müssen wir bei Kütahya einen Zwischenstopp machen und kaufen ein paar Nahrungsmittel in der selbigen Stadt ein. Die Stadt an sich ist völlig unspektakulär und kein Tourist scheint sich hierher zu verirren. Doch gerade als ich aus dem Supermarkt spaziere, während Miriam bei den Motorrädern wartete, kommt ein Mann strahlend aus dem Laden nebenan und fragt in bestem Deutsch, ob wir aus Deutschland wären. Er hat eine große Tüte Schokoladen Nüsse dabei, welche er verkauft, und drückt sie Miriam in die Hand. "Das ist ein Geschenk - schön dass ihr die Türkei besucht, wie gefällt es euch hier?" Wir schauen anfangs noch etwas verdutzt, weil wir damit nicht gerechnet hatten und der Mann erzählt uns dass er einige Jahre in Deutschland gewohnt hat und Karlsruhe kennt er natürlich auch. Nach einem kleinen netten Plausch verabschieden wir uns und fahren etwas aus der Stadt, wo wir uns einen netten Platz suchen um unser Zelt aufzustellen. Am nächsten Tag fahren wir die zweite Etappe bis Pamukkale bei Denizli.

Klasse Frühstück auf dem Balkon
Ein Kangal will geschmust werdenPamukkale ist weltweit bekannt für seine heißen Quellen und man findet sehr viele zauberhafte Bilder im Internet von den strahlend weißen Kalksinterterrassen. Das Wetter ist jetzt endlich sonnig und einigermaßen warm, so dass wir nicht mehr frieren müssen. Eigentlich wollten wir Zelten, doch die Hotel Preise sind aufgrund der Nebensaison noch dermaßen günstig, dass sich das nicht wirklich lohnt. Wir bezahlen ca. 10€ inkl. Frühstück und das würde schon bald unser Frühstück alleine kosten, wenn wir wild campen würden. Da es bereits Nachmittag ist, beschließen wir die Kalksinterterrassen am nächsten Tag zu besichtigen und stattdessen zur nahe gelegenen Ruinenstadt Laodikeia zu fahren. Wir sind bis auf ein Hochzeitspaar völlig alleine und keinen scheinen die Ruinen zu interessieren, obwohl hier viel mehr alte Steine zu sehen sind, als im völlig überlaufenen Delphi in Griechenland. Es gibt auch keine Absperrungen und es macht ziemlich Spaß inmitten von unzähligen Ruinen unterwegs zu sein. 
Ganz alleine in Laodikeia
Unsere Unterkunft befindet sich im Nachbarort Karahayit, wir haben eine riesige Badewanne, welche mit Thermalwasser gespeist wird und das Frühstück kommt aufs Zimmer, so dass wir in der Morgensonne auf dem Balkon speisen können - ziemlich cool oder? Karahayit ist recht klein, hat aber einen netten Markt und man kann für wenig Geld sehr lecker essen. Es gibt zu diesem Zeitpunkt praktisch keine Touristen in dem ganzen Örtchen.
Das Theater von HierapolisAm nächsten Morgen brechen wir auf zur eigentlichen Attraktion - den Kalkterrassen von Pamukkale. Von Karahayit sind es nur wenige Kilometer, also lassen wir unsere Motorräder stehen und laufen zu Fuß. Wir betreten den Park durch den Nordeingang und kommen somit zuerst durch die antike heilige Stadt Hierapolis. Auch hier ist man erstaunlicherweise fast alleine unterwegs, obwohl es noch viel mehr zu sehen gibt, als in Laodikeia am Tag zuvor. Der Weg führt durch unzählige Sarkophage und Gräber, welche man alle ohne Absperrungen erkunden kann, bis zum bekannten Theater. Hier trifft man dann auch die ersten Touristen, da der Weg von den Kalksinterterassen zum Theater nicht sehr weit ist. Nicht weit vom Theater befindet sich Cleopatra's Ancient Pool, eine Art touristisches Schwimmbad, völlig überlaufen und teuer und schließlich die Kalksinterterrassen. 

Die ganze Familie zusammenDie letzten bewässerten Terrassen ohne BadegästeSucht man zuvor im Internet findet man unzählige traumhaft schöne Bilder, doch leider sieht das Ganze mittlerweile völlig anders aus. Durch die unzähligen Hotels wird das meiste Wasser vorher abgezapft und das wenige restliche Wasser auch noch künstlich umgeleitet, so dass es nur noch eine Hand voll Terrassen gibt, welche überhaupt noch bewässert werden. In den meisten der noch bewässerten Terrassen planschen unzählige Touristen aber der Großteil liegt einfach trocken und man kann sehen, dass die Terrassen dadurch langsam zerstört werden. Ein paar "Betreten verboten" Schilder versuchen weitere Zerstörung zu minimieren, doch viele Touristen halten sich nicht daran. Die Zukunft für diesen Ort sieht nicht gut aus. Für uns war das zum Park dazugehörige Hierapolis beeindruckender als der traurige Anblick der Sinterterrassen. Am nächsten Tag brechen wir auf in nach Olüdeniz bei Fethiye.

Tolle Bucht bei Kayakoy
Noch mehr LandschildkrötenOlüdeniz ist bekannt für seine traumhafte Küste und natürlich Badestrände. Daher hatten wir anfangs etwas Angst im Super-Tourismus Paradies zu landen, doch interessanter Weise war auch dort noch absolute Nebensaison und daher noch keine Touristen und die Hotelpreise unglaublich günstig. "Blue Lagoon", der Hauptstrand und Touristenattraktion Nummer 1, ist quasi menschenleer. Miriam und eine Hand voll Menschen gehen sogar schwimmen. Ich habe sogar auch mit den Fingern die Wassertemperatur erfühlt. Grundsätzlich betrete ich allerdings äußerst selten Wasser unter meiner Körpertemperatur und davon war es weit entfernt.

Am Nachmittag fahren wir zur Geisterstadt von Kayaköy. Dort gibt es einen Wanderweg durch die Geisterstadt Richtung Blue Lagoon. Der kleine Wanderweg führt zu Küste und man kann die traumhaften Buchten auf der anderen Bergseite sehen. Das Wasser ist wirklich glasklar. Auf dem Weg zurück sehen wir drei Landschildkröten. Diese scheint es in der ganzen Türkei massenhaft zugeben.

Tlos - jetzt reicht's mit alten SteinenAm nächsten Tag machen Wir einen Abstecher zum Saklikent Nationalpark. Es handelt sich um einen großen Canyon, in dem man theoretisch kilometerlang durch eiskaltes Wasser waten kann. Leider war es unter unserer Körpertemperatur. Wir sind daher zur nahe gelegenen antiken Stadt Tlos weitergefahren. Tlos ist ganz nett, aber langsam haben wir auch von alten Steinen die Schnauze voll.
Lärmendes Pseudo Piraten SchiffDen letzten Tag wollten wir nutzen um in eine der traumhaften Buchten auf dem Kayakoy Wanderweg, auf dem wir zwei Tage zuvor waren, hinab zu steigen. Eigentlich gibt es keinen Weg dorthin und unseren ersten Versuch starten wir an einem ausgetrockneten Flusslauf, welcher aber nach einiger Zeit leider an einem Wasserfall endet und unpassierbar ist. Beim Zurücklaufen haben wir eigentlich bereits aufgegeben, als eine kleine Lichtung mit einer Art Trampelpfad evtl. auch Wildpfad auftaucht und wir einen weiteren Versuch starten. Wir robben ca. eine Stunde durch Gebüsch und kommen schließlich völlig eingestaubt und durchgeschwitzt am Meer an. 
Sind sie ein Honda Service Händler?Die Bucht ist super, das Wasser kann optisch besser nicht sein und es ist vorerst menschenleer. Miriam schwimmt und ich versuche einen Fisch zu fangen bis meine Angelschnur reißt. Dann kommt leider ein beschissenes Discostecher-Pseudo-Piratensegelboot ohne Segel und macht einen Lärm wie auf dem Jahrmarkt. Kaum ist das erste Schiff verschwunden kommen schon zwei Neue. Es ist Zeit zu gehen - also robben wir wieder den staubigen Hang durchs Gestrüpp zurück bis wir unseren Wanderweg erreichen. 
Olüdeniz hat uns sehr gut gefallen. Trotz der Massen an Touristen, welche wohl in der Hauptsaison dort anzutreffen sind, ist die Gegend bisher nicht mit riesigen Hotelanlagen zugebaut worden. In der Nebensaison bekommt man von Touristen fast nichts mit.
Wir machen uns weiter auf den Weg über Antalya nach Göreme.

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