Donnerstag, 12. April 2018

Von wegen Winnetou hatte es warm...

Nach gut einer Woche haben wir nun etwas Zeit gefunden ein paar Zeilen zu schreiben. 
Wir sind am Mittwoch den 4. April bei relativ gutem Wetter in Karlsruhe aufgebrochen und hatten es am ersten Tag bis zum Chiemsee geschafft. Weil es schon spät war mussten wir einen Bauern fragen, der uns gestattet hat auf seinem Feld unser Zelt aufzuschlagen. Zu Essen gab es leider nichts, weil unser verdammter MSR XGK Kocher den Geist aufgegeben hat. Die neuartige Benzinpumpe ist wohl nicht mehr richtig Benzin fest und hat u.A. die Dichtringe aufgelöst - ganz tolle Erneuerung MSR - Danke!

Die ganze Nacht hat es wahnsinnig geregnet und am nächsten morgen hat uns der Bauer im strömenden Regen zum Frühstück quasi mit Gülle beworfen. Österreich war wettertechnisch eine Katastrophe und wir sind bis zum Wurzenpass fast ersoffen, doch plötzlich auf der anderen Seite in Slowenien gab es strahlenden Sonnenschein und weiße Berggipfel. Ich wollte eigentlich südöstlich weiter Richtung Zagreb fahren, doch Miriam hat gemeint sie will unbedingt zum "Zipfel" denn "da geht es voll ab". Sie hat damit gemeint nach Istrien, also sind wir eben nach Südwesten gefahren. An der kroatischen Grenze dann die erste Verwunderung - Grenzkontrolle - was geht den hier ab, sind die nicht in der EU? Kurz darauf im Supermarkt haben wir dann auch festgestellt, dass dort nicht in Euro bezahlt wird - doch zum Glück gibt es ja Kartenzahlung. Hier in Istrien ging dann auch so viel ab, dass weder Campingplätze noch sonst irgendwas wirklich geöffnet waren. Es ist immer noch absolute Nebensaison. Daher mussten wir etwas weniger legal, aber ziemlich schön, leicht versteckt auf dem Feld unter einem Hochsitz nächtigen. Es war immer noch schweinekalt sobald die Sonne weg war.

Istrien ist für seine Strände bekannt, doch dafür war es viel zu kalt. Daher haben wir am nächsten Tag erst mal versucht irgendwo Internet zu bekommen. Man hat uns gesagt, dass evtl. in Porec etwas abgeht, also sind wir dahin aufgebrochen. Leider war plötzlich die Straße auf den Weg dorthin wegen Baustelle völlig blockiert mitten in einem Dorf. Es sah erstmal ziemlich aussichtslos aus, doch die älteren Dorfdamen wussten Rat, einfach beim Nachbarn durch das Privatgrundstück shreddern und auf der Strandpromenade weiterfahren - so einfach geht das in Kroatien. Internet sollte es in der Touri-Lagune von Porec geben, also sind wir dorthin gefahren. 
Dort gab es tatsächlich Internet doch die Lagune ist ein Alptraum. Es ist eine riesige Anlage voller Hotels, allerlei Action Angeboten, Discos und jede Menge niederländische, englische und amerikanische Teenies mit im Suff halb abrasierten Köpfen die sich am winzigen Strandabschnitt zu Disco-Mukke besaufen. Wohl gemerkt - baden ging eigentlich nicht, da wirklich viel zu kalt. Miriams Bruder hat dann gemeint wir könnten einen netten Bekannten in Zagreb besuchen. Doof - weil wir da ja praktisch am Vortag schon waren, doch Miriam hatte jetzt wenigstens ihren Zipfel gesehen. Wir sind dann quer durch den Zipfel an die Ostküste gefahren und die Küstenstraße dort war wirklich genial zum Motorrad fahren. Als es dann dunkel wurde hat Miriam zum ersten Mal ein Hotel gebucht. Leider 25 km in der Richtung wo wir schon herkamen - macht nichts - alles wieder zurück. 

Zagreb schaut erstmal wie ein ganz normale Großstadt aus. Doch abends bekamen wir dann von Dejan und Narcissa eine kleine Tour durch die Altstadt und diese ist wirklich schön und hat tolle Restaurants und Bars.

Am Tag darauf sind wir über die tollen Plitvicer Seen schließlich weiter Richtung Split gefahren. Auf dem Weg dorthin hat es wieder kräftig angefangen zu regnen und war auch wieder dementsprechend kalt. Jetzt wissen wir wenigstens wo die Karl May Indianer schon vor vielen Jahrzehnten frieren mussten. Abends ist zum Glück wieder die Sonne etwas raus gekommen als wir ein Bier auf der Altstadtpromenade in Split zu uns genommen haben. 
Ein kleiner zwangsläufiger Abstecher über Bosnien Herzegowina (wer hat denn diese Grenze gezogen?) führte uns dann über Dubrovnik nach Montenegro. An der Grenze wurde dann zum ersten Mal ziemlich streng neben Ausweis auch unsere Zulassungsbescheinigung und Versicherungskarte verlangt. Unsere Unterkunft sollte dann auch schon im nächsten Dorf Herceg Novi sein. Leider konnten wir die Adresse nicht finden, da Garmins Europa Karte, warum auch immer, wohl nicht alle Europäischen Länder umfasst. Wir haben an der Tankstelle nach der Adresse gefragt und der hat kurzerhand dem Gasthausbesitzer gesagt er soll uns an der Tankstelle einfach abholen. Herceg Novi ist hübsch aber erinnert ein bisschen an Gardasee in den 90er Jahren. Der Strand, obwohl momentan aufgrund der Temperaturen nicht benutzt, ist leider voll mit Müll und es scheint auch keinen zu stören. Auch hier ist sonst noch absolute Nebensaison. Viele Bars, Geschäfte und Lokale sind noch geschlossen und Touristen gibt es eigentlich praktisch noch keine.
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder schlecht. Es regnet zwar nicht aber der Himmel ist komplett bedeckt und es sieht nach Regen aus. Schade denn die Bucht ist bestimmt noch viel schöner wenn die Sonne scheint. Wir fahren noch bis Kotor und biegen kurz darauf in eine kleine Passstraße ins Landesinnere ab. Die Straße ist wirklich winzig und schlängelt sich in Serpentinen steil den Berg hoch bis dann fast oben angekommen tatsächlich die Sonne rauskommt. So hatten wir nochmals Blick auf fast die komplette Bucht mit Sonnenschein - klasse. Wir fahren durch den Nationalpark Lovcen. Die Straße bleibt sehr klein, wird ab und an zur Geröllstraße und führt durch traumhafte kleine Bergdörfchen. Kurz nach Cetinje biegen wir in eine noch kleinere Straße ab um den Skadarsko See südlich zum umfahren. 

Wenige Kurven weiter winkt uns Andi und seine Frau aus einem urigen Hexenhaus am Straßenrand entgegen. Andi sitzt umringt von Schnapsflaschen, Speck, Bier und Brot neben seiner Frau und das macht er wohl den ganzen Tag. Er ist 78 Jahre alt (seine Frau 28 Jahre jünger) und unterhält sich mit uns auf gebrochenem Englisch während er ununterbrochen Speck, Brot und Bier zu sich nimmt und meint er hat zu viel gegessen. Alles hat seine Frau selbst gemacht und wir müssen das probieren. Also starten wir mit Feigenwein-Honigschnaps, dann Walnussschnaps zwischendurch gibt es jede Menge Speck, Brot, Gurken und Zwiebeln. Wir mögen eigentlich gar keinen Speck aber haben ihn aus Freundlichkeit gegessen was zur Folge hatte, dass wir immer mehr davon bekommen haben. Ob wir Whiskey wollen - viel besseren als in England! Und während wir ca. zum 5. Mal sagen, dass wir noch Motorrad fahren müssten, gab es halt stattdessen wieder einen Walnussschnaps - der hatte uns ja so gut geschmeckt. Es war super nett, aber wir waren dann doch froh als wir wieder weiterfahren konnten. Noch ein Stündchen länger und wir hätten wohl nicht mehr laufen können. 

Die komplette Passstraße südlich des Skadarsko Sees ist wirklich der absolute Hammer. Die Straße ist so schmal, dass wir kaum schneller als 30 km/h fahren können. Ständig hat man Blick auf den See und hohe schneebedeckte Berge im Hintergrund. Autos fahren hier praktisch nicht, doch trotzdem benutzen wir ab und zu kurz unsere Hupe wenn eine besonders uneinsichtige Kurve folgt. Kurz vor der Grenze zu Albanien sehen wir die ersten kleinen Moscheen. Am Grenzübergang kündigt sich das kommende Chaos bereits an. Wir werden mit unseren Motorrädern von der Autoschlange links auf die Fußgängerschlange geschickt. Unsere Papiere hatte der Beamte mitgenommen und da standen wir nun zwischen albanischen Arbeitern welche zu Fuß über die Grenze wollten und eigentlich nicht mehr durchgepasst haben, weil wir mit unseren Motorrädern im Durchgang standen. Nach 10 Minuten Hektik, alle haben mit ihren Pässen gefuchtelt und wollten als Erster durch, haben wir wieder unsere Papiere bekommen und durften einreisen. 
Wir sind nicht mehr weit bis zu unserem Campingplatz gefahren, aber diese kurze Distanz hat schon gereicht einen kleinen Eindruck von Albanien zu bekommen. Wir haben es nicht geglaubt, aber alles was uns über Albanien berichtet wurde ist wahr. Gleich nach der Grenze kommt man sich vor als wäre man nicht mehr in Europa. Eselkarren fahren gegen die Fahrtrichtung, Ziegen, Hunde, Hühner laufen auf der Straße herum, die Einheimischen fahren Fahrrad oder gehen auf der Straße spazieren. Außer dass alle mehr oder weniger auf der rechten Straßenseite fahren scheint es keine Regeln zu geben. Will man aus dem Auto aussteigen schaut man nicht ob von hinten jemand kommt, sondern reißt einfach die Türe auf und was man nicht mehr will wird einfach verbrannt. Wüsste man es nicht genau könnte man meinen man befände sich in Südostasien - abgefahren. Die Menschen hier sind super freundlich und wir sind gespannt, was wir hier noch so erleben werden...











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