Mittwoch, 25. April 2018

Land der Regengötter

Nur eines vorweg - in keinem anderen Land sind wir bisher so nass geworden und haben so gefroren, wie in Griechenland.
Der albanische Grenzbeamte winkt uns durch. "Albania good?" wir heben den Daumen. Er lacht und klatscht uns auf die Schulter. "Have a good trip my friend" und so verlassen wir ein wirklich tolles Land mit dem bisher freundlichsten Grenzbeamten. Die Griechische Seite ist unspektakulär, die Deutschen werden durchgewunken, die armen Albaner werden gefilzt.

Nach wenigen Kilometern Autobahn befiehlt uns unser Navi diese zu verlassen und wir biegen ab in den Pindus National Park. Wir schlängeln uns kleine Bergstraßen nach oben bis über die Baumgrenze. Es wird wieder unangenehm kalt und Wolken ziehen auf. Regnen kann es allerdings kaum da der Wind so stark ist, dass es uns fast vom Motorrad bläst. Am höchsten Punkt angekommen liegt natürlich noch Schnee. Wir müssen wieder unsere Daunenjacken über die Motorradbekleidung ziehen doch der Wind lässt wenigstens auf der anderen Bergseite nach und es gibt wieder Bäume. Ein paar Kilometer weiter ein Schild mit "Achtung Bären". Aha cool hier gibt es auch Bären? Wir hatten das vorher schon in Albanien und Kroatien. Offensichtlich ist Deutschland eines der wenigen europäischen Länder die alle Bären sofort abknallen sobald sie über die Grenze kommen, die restlichen Europäer scheinen gut mit ihnen zurecht zu kommen. Die Landschaft hier ist wirklich wild. Die unangenehme Temperatur und der nicht vorhandene Verkehr lässt das Ganze noch wilder wirken. Irgendwann müssen wir dringend tanken. Unsere Ersatzkanister haben wir nicht gefüllt, da es im Internet heißt sie seien in Griechenland verboten. In einem kleinen Dorf frage ich auf englisch in einer Kneipe mit ein paar Einheimischen nach Benzin. Fünf fragende Gesichter schauen mich an als wäre ich Marty Mc Fly aus "Zurück in die Zukunft". Also fuchtele ich halt mit den Gliedmaßen, mach Motorrad Bewegungen und Geräusche und versuche Richtung Motorradtank zu deuten bis zum Glück eine Dame kapiert was wir wollen. Eine Tankstelle ist zum Glück nicht weit.

Die Straße wird anschließend immer kleiner, Hütehunde wollen nach uns schnappen, es fängt an zu regnen, doch letztendlich erreichen wir wieder eine größere Straße und rollen die verbleibenden Kilometer bis Meteora. In Meteora angekommen reißt sogar der Himmel leicht auf und wir beschließen noch die kleine Straße zu den Klöstern hochzufahren, da das morgige Wetter auch keine große Besserung verspricht. 
Als wir am nächsten Morgen gerade noch einen Kaffee schlürfen, fahren schon die ersten zehn ! Reisebusse an uns vorbei. Das Wetter ist wie angekündigt regnerisch, also beschließen wir wenigstens ein Kloster von Innen zu besichtigen und dann nach Delphi weiter zu fahren. 

Der Campingplatz in Delphi ist klasse - ziemlich teuer, aber man fühlt sich fast wie in den USA. Die Sonne scheint endlich ein bisschen und wir gönnen uns ein Bier um am nächsten morgen das hochgelobte Delphi zu besichtigen.

Delphi ist unbeschreiblich voll. Noch voller als Meteora und obwohl immer noch Nebensaison reihen sich Schlangen von Reisebussen schon vor dem eigentlichen Parkplatz. Irgendwie scheint Tag der Studi-Fahrten zu sein da unzählige Schulklassen aus ganz Europa von ihren Lehrern durch den Archäologischen Park gequält werden. Und - sie taten uns wirklich Leid, da sie quasi an jedem noch so kleinen Stückchen Ruine vollgequatscht wurden und davon gibt es viele. Allerdings - jetzt mal ohne irgendjemand auf den Schlips treten zu wollen - die Ruinenreste sind ein Witz, das meiste ist abgesperrt und so voll, dass man Mühe hat die letzten verbliebenen Ruinenbrocken zu sehen. Wer nicht völlig geschichtsgeschwängert das Ganze voller Andacht ausblenden kann, sieht eigentlich nur eine sehr schöne Landschaft, die leider so voll ist, dass man lieber das Weite suchen will. Im Museum gibt es noch ein paar ganz nette Stücke zu sehen, aber wir hatten eigentlich eine dicke beeindruckende Tempelanlage erwartet.
Dem Trubel entkommen machen wir uns auf den Weg in die Nähe von Patras, wo uns Johannes und Patricia eingeladen hatten. In einem winzigen Dorf zwischen Weinbergen mit Blick auf das Meer dürfen wir dann beim Nachbarn Georgios unser Zelt im Garten aufschlagen. Es ist sehr idyllisch und sieht endlich mal nicht nach Regen aus. Wir werden sehr herzlich mit Frappe (griechischer kalter Kaffee) empfangen und abends wurde lecker gegrillt. Johannes hat dann sogar noch Ersatzdichtungen für unseren Benzinkocher dabei und macht ihn wieder fit - tausend Dank dafür!
Auf Empfehlung ging es am nächsten Tag auf eine Wanderung nach Zachlorou einem kleinen Dorf welches man per Zahnradbahn durch eine Schlucht erreicht. Anschließend kann man die ca. 14 km wieder auf den Bahnschienen durch die Schlucht zurücklaufen. Das Ganze ist ziemlich cool schon deshalb, weil man eigentlich völlig alleine unterwegs ist. Abends gibt es leckeres Grillfleisch und wir lassen mit unseren wahnsinnig netten Gastgebern den Abend ausklingen. Vielen Dank Johannes, Patricia und Georgios für die Einladung es war super bei euch! 
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Korinth um wieder Richtung Norden zu kommen. Ein großer Teil der Straße verläuft unmittelbar neben dem türkisblauen Meer. Leider ist es für uns zu kalt zum Baden und wir brausen mit stark erhöhter Geschwindigkeit daran vorbei - wir wollen ja kein Verkehrshindernis sein. In Korinth fahren wir kurz bergauf zur Festung um den Ausblick zu genießen werfen einen Blick in den Kanal von Korinth und fahren über kleine Bergstraßen bis kurz vor Lamia, wo wir unser Zelt direkt an einer Bucht aufschlagen.


Die Morgensonne knallt früh auf das Zelt und es wird sogar mal warm in Griechenland. Wir brechen auf Richtung Olymp, der leider von Wolken bedeckt ist, und wollen noch am selben Tag eine heiße Quelle in der Nähe von Thessaloniki erreichen. Wir haben den Ort als Geheimtipp gefunden und das Tagesziel war somit abends in der heißen Quelle zu sitzen. Kurz hinter Thessaloniki wird der Himmel wieder schwarz und wir sind dummerweise auf der Autobahn. Es beginnt wieder schrecklich zu regnen und wir können erstmal nicht richtig anhalten. Glücklicherweise kommt eine kleine Baustelle hinter der wir direkt auf dem Standstreifen anhalten können um schnell noch Regenklamotten vor der vollständigen Durchnässung überstreifen zu können. Wir müssen wieder schrecklich frieren. Oh du Land der Regengötter warum werden wir so hart bestraft? Haben wir in Meteora zu wenige Kreuze geküsst? Waren wir in Delphi nicht andächtig genug? Oder war es weil wir deine göttliche Riesen Landjäger im Lidl verschmäht haben? Es half alles nichts, wir mussten auf die heiße Quelle hoffen.

Völlig durchgefroren und es wurde auch schon dunkel kamen wir tatsächlich am gewünschten Ort an. Der Ort wahr wohl mal eine Kur-Heil Anlage, vermutlich ziemlich schick, aber darauf lassen eigentlich nur noch die verblieben Ruinen schließen. Ein paar freundliche Straßenhunde flitzen umher und wollen gestreichelt werden, es gibt keinen Eintritt und keine Öffnungszeiten - genial - also nichts wie rein in die Pools und aufwärmen. Es sind nur wenige Leute da und wir bekommen den Tipp unser Zelt ein paar Meter weiter aufstellen zu können wo eine weitere heiße Quelle in den kalten Fluss fließt. Wie geraten so getan. Wir stopfen noch ein paar Tortellini mit Pesto in uns rein und sitzen bei Mondschein ganz alleine mit Bier bis tief in die Nacht in der heißen Quelle. Dieser Ort ist wirklich genial. Wäre er noch ohne die hässlichen Ruinen und den Müll, von beidem bekommt man allerdings in der Quelle nichts mit, käme es dem Paradies schon ziemlich nahe.
Nach einem kurzen Morgen Mineralbad brechen wir auf in die Türkei.

Albanien

In der ersten großen Stadt Shkodër herrscht wie bereits beschrieben Krieg auf den Strassen. Pferdekarren, Zigarettenpaffende Großväter in Rollstühlen rauben geisterfahrend die Vorfahrt, wenn man Kreisverkehr fährt, ordnet man sich am besten in der Mitte ein, um mehr Schwung beim Ausfahren über alle Spuren mitzunehmen. Die Geschwindigkeits Hinweisschilder muss man mindestens verdoppeln, um kein Verkehrshindernis zu sein, besser verdreifachen. Die Schlaglöcher sind so groß, dass das Motorrad komplett reinpasst. Wenn man mit 80 reinbrettert, fühlt es sich so an, als würde die Gabel abreissen. Gu ist deshalb gar nicht erst reingefahren.
Die Autobahn in den Süden war auch krass. 40er Zone, man  musste Slalom fahren, und dann am Meer, herrscht plötzlich Ordnung – kein Müll, alle fahren gesittet (bis auf die Rollstuhlfahrer!!!) Eigentlich sieht es aus wie DDR Italien, aber besonders schön sehen die Hochhäuser nicht aus.
Über Durrës sind wir an der Küste entlang gefahren, bis uns ein Passsträsschen ins Ladeninnere geführt hat. Es wurde immer kälter, Wolken zogen auf, Gu hat über das Intercom geschimpft, dass es vermutlich an ihm liegen muss, er sei der Regengott, er will doch nur Sonne -. und auf einmal sehen wir vor uns, in einem Wolkenloch einen schneebedeckten Riesenberg. Wir waren mitten im  Liogara Nationalpark. Durch den Nadelwald fuhren wir die Passstrasse in den Wolken bis zum Gipfel, auf der anderen Seite ist blauer Himmel und wir können das Meer sehen.
Die Fahrt hinab hat sauviel Spass gemacht, kein Verkehr schöne Schlängelkurven, tolle Aussicht!












Dann sind wir endlich in Himarë. Im Internet haben wir uns schon einen Campingplatz ausgesucht, am Strand, Nashos Camping. Der Betreiber ist sehr nett und Grieche, er hat auch ein Restaurant, ist sehr gemütlich und schimpft über Albaner. Da wir uns meist über gemalte Bilder unterhalten haben, bin ich nicht ganz sicher über was wir alles gesprochen haben, aber ich glaub dieser Teil von Albanien ist in griechischer Hand.
Am nächsten morgen sind wir ultra zeitig aufgebrochen, da wir als einzige Gäste einen Bungalow beziehen durften und daher nicht zusammenpacken, Motorräder beladen und so weiter mussten. Das war toll!
Leider habe ich nach einiger Zeit festgestellt, dass ich meinen kleinen Rucksack nicht auf hatte, in dem auch der Reisecrash sitzt.....Also sind wir wieder zurückgefahren. Gu schimpfte über das Intercom die ganze Rückfahrt.  Endlich angekommen, musste ich feststellen, dass ich den Rucksack wohl doch nicht vergessen hatte. Traurig bin ich am Strand entlang, zum missmutigen Gu gefahren, der mit Kopf auf dem Motorrad gestützt, gewartet hat und angesprochen wurde, was den los sei, weil er immer mit dem Kopf auf das Motorrad geklatscht ist.....Hätte der Affe die Augen aufgemacht, hätte er gesehen, dass irgendein netter Mensch meinen Rucksack auf einem Stein, ganz in seiner Nähe platziert hatte.
Da Gu so fröhlich war, dass Crash wieder da war, ist er mit 3-4 facher Schild-Geschwindigkeit, ohne Intercom nach Sarandë, und dann ins Landesinnere zum Blue Eye (Syri i Kalter) einer ziemlich coolen Kaltwasserquelle gedüst.













Von dort ging es dann nach Gjirokastër. Das ist eine ziemlich nettes, altes Städtchen mit einer Burg. Die haben wir natürlich angeschaut, war nett, viele Kanonen, ein Panzer und nen altes, rostiges Flugzeug. Das ganze Erkunden hat uns hungrig gemacht, zum Glück hat uns die Hotelfrau gesagt, wo wir zum essen hin sollen. Ein kleines Lokal in der Nähe vom Eden Hotel. Da wir kein Wort albanisch können, hat uns der Koch einfach mit in die Küche genommen uns und das Essen gezeigt.  Er hatte diverse Töpfe und Pfannen, die Backöfen waren auch voll. Pantomimisch hat er uns erklärt um was es sich handelt. Ich glaube in einem Topf war Gehirn. Das habe ich nicht gewählt.




Am nächsten Tag sind wir nach Griechenland gefahren.

Donnerstag, 12. April 2018

Von wegen Winnetou hatte es warm...

Nach gut einer Woche haben wir nun etwas Zeit gefunden ein paar Zeilen zu schreiben. 
Wir sind am Mittwoch den 4. April bei relativ gutem Wetter in Karlsruhe aufgebrochen und hatten es am ersten Tag bis zum Chiemsee geschafft. Weil es schon spät war mussten wir einen Bauern fragen, der uns gestattet hat auf seinem Feld unser Zelt aufzuschlagen. Zu Essen gab es leider nichts, weil unser verdammter MSR XGK Kocher den Geist aufgegeben hat. Die neuartige Benzinpumpe ist wohl nicht mehr richtig Benzin fest und hat u.A. die Dichtringe aufgelöst - ganz tolle Erneuerung MSR - Danke!

Die ganze Nacht hat es wahnsinnig geregnet und am nächsten morgen hat uns der Bauer im strömenden Regen zum Frühstück quasi mit Gülle beworfen. Österreich war wettertechnisch eine Katastrophe und wir sind bis zum Wurzenpass fast ersoffen, doch plötzlich auf der anderen Seite in Slowenien gab es strahlenden Sonnenschein und weiße Berggipfel. Ich wollte eigentlich südöstlich weiter Richtung Zagreb fahren, doch Miriam hat gemeint sie will unbedingt zum "Zipfel" denn "da geht es voll ab". Sie hat damit gemeint nach Istrien, also sind wir eben nach Südwesten gefahren. An der kroatischen Grenze dann die erste Verwunderung - Grenzkontrolle - was geht den hier ab, sind die nicht in der EU? Kurz darauf im Supermarkt haben wir dann auch festgestellt, dass dort nicht in Euro bezahlt wird - doch zum Glück gibt es ja Kartenzahlung. Hier in Istrien ging dann auch so viel ab, dass weder Campingplätze noch sonst irgendwas wirklich geöffnet waren. Es ist immer noch absolute Nebensaison. Daher mussten wir etwas weniger legal, aber ziemlich schön, leicht versteckt auf dem Feld unter einem Hochsitz nächtigen. Es war immer noch schweinekalt sobald die Sonne weg war.

Istrien ist für seine Strände bekannt, doch dafür war es viel zu kalt. Daher haben wir am nächsten Tag erst mal versucht irgendwo Internet zu bekommen. Man hat uns gesagt, dass evtl. in Porec etwas abgeht, also sind wir dahin aufgebrochen. Leider war plötzlich die Straße auf den Weg dorthin wegen Baustelle völlig blockiert mitten in einem Dorf. Es sah erstmal ziemlich aussichtslos aus, doch die älteren Dorfdamen wussten Rat, einfach beim Nachbarn durch das Privatgrundstück shreddern und auf der Strandpromenade weiterfahren - so einfach geht das in Kroatien. Internet sollte es in der Touri-Lagune von Porec geben, also sind wir dorthin gefahren. 
Dort gab es tatsächlich Internet doch die Lagune ist ein Alptraum. Es ist eine riesige Anlage voller Hotels, allerlei Action Angeboten, Discos und jede Menge niederländische, englische und amerikanische Teenies mit im Suff halb abrasierten Köpfen die sich am winzigen Strandabschnitt zu Disco-Mukke besaufen. Wohl gemerkt - baden ging eigentlich nicht, da wirklich viel zu kalt. Miriams Bruder hat dann gemeint wir könnten einen netten Bekannten in Zagreb besuchen. Doof - weil wir da ja praktisch am Vortag schon waren, doch Miriam hatte jetzt wenigstens ihren Zipfel gesehen. Wir sind dann quer durch den Zipfel an die Ostküste gefahren und die Küstenstraße dort war wirklich genial zum Motorrad fahren. Als es dann dunkel wurde hat Miriam zum ersten Mal ein Hotel gebucht. Leider 25 km in der Richtung wo wir schon herkamen - macht nichts - alles wieder zurück. 

Zagreb schaut erstmal wie ein ganz normale Großstadt aus. Doch abends bekamen wir dann von Dejan und Narcissa eine kleine Tour durch die Altstadt und diese ist wirklich schön und hat tolle Restaurants und Bars.

Am Tag darauf sind wir über die tollen Plitvicer Seen schließlich weiter Richtung Split gefahren. Auf dem Weg dorthin hat es wieder kräftig angefangen zu regnen und war auch wieder dementsprechend kalt. Jetzt wissen wir wenigstens wo die Karl May Indianer schon vor vielen Jahrzehnten frieren mussten. Abends ist zum Glück wieder die Sonne etwas raus gekommen als wir ein Bier auf der Altstadtpromenade in Split zu uns genommen haben. 
Ein kleiner zwangsläufiger Abstecher über Bosnien Herzegowina (wer hat denn diese Grenze gezogen?) führte uns dann über Dubrovnik nach Montenegro. An der Grenze wurde dann zum ersten Mal ziemlich streng neben Ausweis auch unsere Zulassungsbescheinigung und Versicherungskarte verlangt. Unsere Unterkunft sollte dann auch schon im nächsten Dorf Herceg Novi sein. Leider konnten wir die Adresse nicht finden, da Garmins Europa Karte, warum auch immer, wohl nicht alle Europäischen Länder umfasst. Wir haben an der Tankstelle nach der Adresse gefragt und der hat kurzerhand dem Gasthausbesitzer gesagt er soll uns an der Tankstelle einfach abholen. Herceg Novi ist hübsch aber erinnert ein bisschen an Gardasee in den 90er Jahren. Der Strand, obwohl momentan aufgrund der Temperaturen nicht benutzt, ist leider voll mit Müll und es scheint auch keinen zu stören. Auch hier ist sonst noch absolute Nebensaison. Viele Bars, Geschäfte und Lokale sind noch geschlossen und Touristen gibt es eigentlich praktisch noch keine.
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder schlecht. Es regnet zwar nicht aber der Himmel ist komplett bedeckt und es sieht nach Regen aus. Schade denn die Bucht ist bestimmt noch viel schöner wenn die Sonne scheint. Wir fahren noch bis Kotor und biegen kurz darauf in eine kleine Passstraße ins Landesinnere ab. Die Straße ist wirklich winzig und schlängelt sich in Serpentinen steil den Berg hoch bis dann fast oben angekommen tatsächlich die Sonne rauskommt. So hatten wir nochmals Blick auf fast die komplette Bucht mit Sonnenschein - klasse. Wir fahren durch den Nationalpark Lovcen. Die Straße bleibt sehr klein, wird ab und an zur Geröllstraße und führt durch traumhafte kleine Bergdörfchen. Kurz nach Cetinje biegen wir in eine noch kleinere Straße ab um den Skadarsko See südlich zum umfahren. 

Wenige Kurven weiter winkt uns Andi und seine Frau aus einem urigen Hexenhaus am Straßenrand entgegen. Andi sitzt umringt von Schnapsflaschen, Speck, Bier und Brot neben seiner Frau und das macht er wohl den ganzen Tag. Er ist 78 Jahre alt (seine Frau 28 Jahre jünger) und unterhält sich mit uns auf gebrochenem Englisch während er ununterbrochen Speck, Brot und Bier zu sich nimmt und meint er hat zu viel gegessen. Alles hat seine Frau selbst gemacht und wir müssen das probieren. Also starten wir mit Feigenwein-Honigschnaps, dann Walnussschnaps zwischendurch gibt es jede Menge Speck, Brot, Gurken und Zwiebeln. Wir mögen eigentlich gar keinen Speck aber haben ihn aus Freundlichkeit gegessen was zur Folge hatte, dass wir immer mehr davon bekommen haben. Ob wir Whiskey wollen - viel besseren als in England! Und während wir ca. zum 5. Mal sagen, dass wir noch Motorrad fahren müssten, gab es halt stattdessen wieder einen Walnussschnaps - der hatte uns ja so gut geschmeckt. Es war super nett, aber wir waren dann doch froh als wir wieder weiterfahren konnten. Noch ein Stündchen länger und wir hätten wohl nicht mehr laufen können. 

Die komplette Passstraße südlich des Skadarsko Sees ist wirklich der absolute Hammer. Die Straße ist so schmal, dass wir kaum schneller als 30 km/h fahren können. Ständig hat man Blick auf den See und hohe schneebedeckte Berge im Hintergrund. Autos fahren hier praktisch nicht, doch trotzdem benutzen wir ab und zu kurz unsere Hupe wenn eine besonders uneinsichtige Kurve folgt. Kurz vor der Grenze zu Albanien sehen wir die ersten kleinen Moscheen. Am Grenzübergang kündigt sich das kommende Chaos bereits an. Wir werden mit unseren Motorrädern von der Autoschlange links auf die Fußgängerschlange geschickt. Unsere Papiere hatte der Beamte mitgenommen und da standen wir nun zwischen albanischen Arbeitern welche zu Fuß über die Grenze wollten und eigentlich nicht mehr durchgepasst haben, weil wir mit unseren Motorrädern im Durchgang standen. Nach 10 Minuten Hektik, alle haben mit ihren Pässen gefuchtelt und wollten als Erster durch, haben wir wieder unsere Papiere bekommen und durften einreisen. 
Wir sind nicht mehr weit bis zu unserem Campingplatz gefahren, aber diese kurze Distanz hat schon gereicht einen kleinen Eindruck von Albanien zu bekommen. Wir haben es nicht geglaubt, aber alles was uns über Albanien berichtet wurde ist wahr. Gleich nach der Grenze kommt man sich vor als wäre man nicht mehr in Europa. Eselkarren fahren gegen die Fahrtrichtung, Ziegen, Hunde, Hühner laufen auf der Straße herum, die Einheimischen fahren Fahrrad oder gehen auf der Straße spazieren. Außer dass alle mehr oder weniger auf der rechten Straßenseite fahren scheint es keine Regeln zu geben. Will man aus dem Auto aussteigen schaut man nicht ob von hinten jemand kommt, sondern reißt einfach die Türe auf und was man nicht mehr will wird einfach verbrannt. Wüsste man es nicht genau könnte man meinen man befände sich in Südostasien - abgefahren. Die Menschen hier sind super freundlich und wir sind gespannt, was wir hier noch so erleben werden...